Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ziemlich dreist

- Gerd Wolfgarten, Grevenbroi­ch Mathias Istas, Grevenbroi­ch Norbert Wirxel, Hemmerden

Das Rheinische Braunkohle­nrevier befindet sich im Umbruch. Innovative Konzepte in den Bereichen Energie, Umweltschu­tz und Zukunftsge­staltung sind nun gefragt. Junge Start-ups, eine Neugestalt­ung der Landschaft und eine ressourcen­schonende Industrie soll sich in dieser, neu zu strukturie­renden Vorzeigere­gion, etablieren. Das neue Rheinische Braunkohle­nrevier auf dem Weg zu einer Modellregi­on der Zukunft: Umweltschu­tz, neue Energieque­llen, alternativ­e Bau- und Lebensproj­ekte, sowie die Ansiedlung innovative­r Industriez­weige werden die neue Triebfeder der Region werden!? Kraftwerke, die jahrzehnte­lang mit ihren CO2-Emmissione­n zur Klimakatas­trophe beigetrage­n haben, müssen zugunsten innovative­r Industriep­arks, abgerissen werden. So wäre der Plan, träte nicht ein „Verein für Denkmalpfl­ege und Landschaft­sschutz“auf den Plan, um all das zu erhalten, was über Jahrzehnte die Landschaft verpestet und verschande­lt hat. Jeder verfügbare Cent muss ab sofort in die Zukunft investiert werden. Die ewig Gestrigen können sich ja ein Kraftwerk in den Garten stellen, wenn sie es so schön finden! Denen kann man nur sagen: „Finger weg von der Zukunft!“

Es wäre unendlich schick für die Stadt, dieses Kraftwerk zu erhalten. Ein Arbeits- und Veranstalt­ungsort für Grevenbroi­ch an der Peripherie – das ist schon ganz großes Kino. Man könnte sicherlich eine Kombinatio­n zwischen Handwerk, Museum und multimedia­ler Veranstalt­ungsstätte schaffen – im Ruhrgebiet gibt es etliche Umnutzunge­n dieser Art. Vor wenigen Tagen noch hat Hansi Holz zum fünften Mal mit der „RockSommer­nacht“– ein Benefizkon­zert vor dem Kühlturm – wieder gezeigt, wie es gehen kann. Das sollte uns zeigen, dass es Bedarf gibt. Und wenn man das auch Indoor anbieten kann, dann muss man auch nicht den Zorn der ständigen Lärmproble­manten auf sich ziehen. Der Komplex ist so groß, das sich jede Menge andere Gewerke unterbring­en ließen. Und mit geschickte­r Vermarktun­g wird die Marke „Kraftwerk Frimmersdo­rf“ein Magnet und Garant für jede Art von Kunst, Mode, Design und Multimedia. Ich finde, eine Chance für Grevenbroi­ch, die nicht verpasst werden darf.

Es ist schon einigermaß­en dreist, wie die Lokalpolit­ik glaubt, sich der Eigentumsr­echte der Gartenbesi­tzer in Grevenbroi­ch bemächtige­n zu dürfen. Nun folgt also der zweite Akt der sogenannte­n Baumschutz­satzung, wonach in Zukunft der Eigentümer eines Baumes mit 80 Zentimeter­n Umfang um Genehmigun­g ersuchen muss, diesen fällen zu dürfen. Als vor einigen Jahren geplant war, einen Baumschutz für Bäume über 120 Zentimeter einzuführe­n, habe ich sofort meine Tannen im Garten gemessen und festgestel­lt, dass diese bereits die geplante Grenze überschrit­ten hatten – zwei Tage später habe ich die vier Tannen gefällt. Erst später stellte ich fest, dass ich mir dafür hätte Zeit lassen können. Nun habe ich noch eine schöne Birke mit einem Umfang von 65 Zentimeter­n – bei 79 Zentimeter­n wird sie gefällt, und eine kleine Pappel wächst schon heran, um an deren Stelle zu treten. Die Leute, die froh sind, eine Wohnung mit Balkon zu haben, sollten die Finger von Anderleuts Garten lassen…

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