Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Ziemlich dreist
Das Rheinische Braunkohlenrevier befindet sich im Umbruch. Innovative Konzepte in den Bereichen Energie, Umweltschutz und Zukunftsgestaltung sind nun gefragt. Junge Start-ups, eine Neugestaltung der Landschaft und eine ressourcenschonende Industrie soll sich in dieser, neu zu strukturierenden Vorzeigeregion, etablieren. Das neue Rheinische Braunkohlenrevier auf dem Weg zu einer Modellregion der Zukunft: Umweltschutz, neue Energiequellen, alternative Bau- und Lebensprojekte, sowie die Ansiedlung innovativer Industriezweige werden die neue Triebfeder der Region werden!? Kraftwerke, die jahrzehntelang mit ihren CO2-Emmissionen zur Klimakatastrophe beigetragen haben, müssen zugunsten innovativer Industrieparks, abgerissen werden. So wäre der Plan, träte nicht ein „Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz“auf den Plan, um all das zu erhalten, was über Jahrzehnte die Landschaft verpestet und verschandelt hat. Jeder verfügbare Cent muss ab sofort in die Zukunft investiert werden. Die ewig Gestrigen können sich ja ein Kraftwerk in den Garten stellen, wenn sie es so schön finden! Denen kann man nur sagen: „Finger weg von der Zukunft!“
Es wäre unendlich schick für die Stadt, dieses Kraftwerk zu erhalten. Ein Arbeits- und Veranstaltungsort für Grevenbroich an der Peripherie – das ist schon ganz großes Kino. Man könnte sicherlich eine Kombination zwischen Handwerk, Museum und multimedialer Veranstaltungsstätte schaffen – im Ruhrgebiet gibt es etliche Umnutzungen dieser Art. Vor wenigen Tagen noch hat Hansi Holz zum fünften Mal mit der „RockSommernacht“– ein Benefizkonzert vor dem Kühlturm – wieder gezeigt, wie es gehen kann. Das sollte uns zeigen, dass es Bedarf gibt. Und wenn man das auch Indoor anbieten kann, dann muss man auch nicht den Zorn der ständigen Lärmproblemanten auf sich ziehen. Der Komplex ist so groß, das sich jede Menge andere Gewerke unterbringen ließen. Und mit geschickter Vermarktung wird die Marke „Kraftwerk Frimmersdorf“ein Magnet und Garant für jede Art von Kunst, Mode, Design und Multimedia. Ich finde, eine Chance für Grevenbroich, die nicht verpasst werden darf.
Es ist schon einigermaßen dreist, wie die Lokalpolitik glaubt, sich der Eigentumsrechte der Gartenbesitzer in Grevenbroich bemächtigen zu dürfen. Nun folgt also der zweite Akt der sogenannten Baumschutzsatzung, wonach in Zukunft der Eigentümer eines Baumes mit 80 Zentimetern Umfang um Genehmigung ersuchen muss, diesen fällen zu dürfen. Als vor einigen Jahren geplant war, einen Baumschutz für Bäume über 120 Zentimeter einzuführen, habe ich sofort meine Tannen im Garten gemessen und festgestellt, dass diese bereits die geplante Grenze überschritten hatten – zwei Tage später habe ich die vier Tannen gefällt. Erst später stellte ich fest, dass ich mir dafür hätte Zeit lassen können. Nun habe ich noch eine schöne Birke mit einem Umfang von 65 Zentimetern – bei 79 Zentimetern wird sie gefällt, und eine kleine Pappel wächst schon heran, um an deren Stelle zu treten. Die Leute, die froh sind, eine Wohnung mit Balkon zu haben, sollten die Finger von Anderleuts Garten lassen…