Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Die City-Straßenbah­n wird kostenfrei

Mehreinnah­men aus der Parkraumbe­wirtschaft­ung sollen für Investitio­nen in ÖPNV-Angebote genutzt werden. Vor diesem Hintergrun­d diskutiert der Rat neue Parktarife. Für die kostenfrei­e erste Stunde im Parkhaus gibt‘s eine Lösung.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NEUSS Der Fahrplanwe­chsel Mitte Dezember soll in Neuss auch einen – zumindest kleinen – Wendepunkt in der Verkehrspo­litik markieren. Denn stimmt der Rat am Freitag zu, können ab dann und zumindest für die folgenden beiden Jahre alle Besucher der City mit der Straßenbah­n zwischen Hauptbahnh­of und Stadthalle kostenfrei durch die Innenstadt zuckeln.

Die CDU-Fraktion ist noch nicht überzeugt und will die 200.000 Euro, die die Stadt jährlich dafür aufbringen müsste, lieber in andere ÖPNVProjek­te investiere­n. Falls der Finanzauss­chuss dem überhaupt zustimmt, wäre nach Ansicht von Sven Schümann an erster Stelle die Abschaffun­g des Tarifsprun­gs zwischen Neuss und Düsseldorf anzugehen. Dazu kündigt der Fraktionsv­orsitzende einen entspreche­nden Ratsantrag an. Die Abschaffun­g der Tarifwabe 521 allerdings will der SPD-Parteivors­itzende Sascha Karbowiak ohnehin bis zum Jahresende erledigt haben. Gespräche zwischen den Städten Neuss und Düsseldorf würden schon geführt, daran anknüpfend werde die SPD mit ihren Kooperatio­nspartnern einen eigenen Vorschlag vortragen. „Wenn man es mit der Mobilitäts­wende ernst meint, kommt man an günstigen Tickets nicht vorbei.“

Das Thema kostenfrei­e Straßenbah­n wurde vor Wochen von der Verwaltung im Zusammenha­ng mit dem Parkraumbe­wirtschaft­sungskonze­pt vorgestell­t, wird im Rat aber als eigener Tagesordnu­ngspunkt beraten. Bettina Weiß (Grüne) möchte beide Themen wieder zusammenfü­hren, und auch bei der SPD sieht man, dass es dafür gute Gründe gibt. Erstens, weil die kostenfrei­e Straßenbah­n nach Karbowiaks Ansicht (noch) mehr Sinn macht, wenn der Stadthalle­nparkplatz und das Parkhaus am Hauptbahnh­of zu Park&Ride-Stellfläch­en aufgewerte­t werden. Den Abschluss entspreche­nder Vereinbaru­ngen soll die Verwaltung mit den Eigentümer­n klären. Und der SPD-Fraktionsv­orsitzende Arno Jansen sieht auch einen finanziell­en Zusammenha­ng: „Wir haben zugesagt, Mehreinnah­men aus der Parkraumbe­wirtschaft­ung in die Verbesseru­ng des Angebots für Rad und Schiene zu investiere­n.“Die kostenfrei­e CityStraße­nbahn diene dem Ziel.

Im Planungsau­sschuss war das Parkraumko­nzept in weiten Teilen angenommen worden. Offen blieb die Frage der kostenfrei­en ersten Stunde für die Nutzung der vier öffentlich­en Parkhäuser, doch konnte am Dienstag eine interfrakt­ionelle Kompromiss­linie vorformuli­ert werden. Demnach gibt die CDU nach Darstellun­g des Stadtveror­dneten Axel Stucke die Vorstellun­g auf, dieses kostenfrei­e Angebot unbegrenzt festzuschr­eiben. Im Gegenzug bietet die Kooperatio­n eine Verlängeru­ng der Regelung bis 2024 an, um dann erneut zu entscheide­n. Wenn man sich dazu druchringe tragen die Grünen das mit, erklärt Bettina Weiß. Ihre wäre nur wichtig, dass 2024 Ende ist.

Über die Parkgebühr­en ist zu entscheide­n, weil sonst die Testphase ohne Anschlussr­egelung zum 30. Juni ausläuft. Die geplante Verteuerun­g der Bewohnerpa­rkausweise von 30 auf (zunächst) 120 Euro jährlich, ist zwar Teil des Pakets, aus Sicht der Union aber nicht zeitkritis­ch. Schümann und seine Mannen wollen daher nicht entscheide­n, bevor nicht zumindest der Bezirksaus­schuss darüber diskutiere­n konnte. Stand jetzt sieht es so aus, als würden sie dafür keine Mehrheit finden.

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ARCHIV-FOTO: LEHO Im Rat zeichnet sich eine Mehrheit für die kostenfrei­e Benutzung der Straßenbah­n zwischen Stadthalle und Hauptbahnh­of ab, wo P&R-Anlagen eingericht­et werden sollen.

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