Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Beschwerden über die S8 reißen nicht ab
Die S8 ist ein Segen für Pendler – wenn sie nur immer pünktlich käme. Doch das Gegenteil ist der Fall. Erneut gibt es massive Beschwerden.
BÜTTGEN Mittwochmorgen, 15. Juni. Berufspendler aus Büttgen wollen mit der S8 Richtung Düsseldorf fahren. Doch die Bahn um 8.26 Uhr hat 20 Minuten Verspätung. Grund ist eine Reparatur am Zug. Zwei Tage vorher fallen zwischen 12 und 13 Uhr gleich drei Züge von Düsseldorf Richtung Mönchengladbach aus. Die Pendler schäumen vor Wut. „Nutze regelmäßig die S8 um 7.26 Uhr ab Büttgen, zu 99 Prozent ist sie unpünktlich, da sie den verspäteten Regionalexpress durchlassen muss“, schreibt Gaby Bender in die Facebook-Gruppe „S8 Büttgen“auf eine Anfrage unserer Redaktion, ob sich die Situation mittlerweile gebessert habe.
Denn schon seit geraumer Zeit ist die S8 ein Problemfall, zuletzt hatte die NGZ im August 2020 berichtet. Danach hatte Landrat HansJürgen Petrauschke angekündigt, sich für eine Verbesserung einsetzen zu wollen. Mit Erfolg: Seit Dezember 2020 hält zusätzlich zur S8 auch ein Regionalexpress zweimal täglich in Büttgen. Doch dadurch habe sich die Situation laut der Pendler nicht verbessert. „Ständig fällt eine Bahn aus oder ist unpünktlich. In letzter Zeit endete die
Fahrt plötzlich in Neuss. Berufsbedingtes Pendeln mit der Bahn geht definitiv nicht mehr für mich“, erklärt Kerstin Plate. Weitere Pendler berichten von ständigen Ausfällen, Verspätungen und unterschiedlichen Informationen am Bahnhof und in der App. Für Heinz Kampermann, der sich seit Jahren gemeinsam mit Bürgermeisterin Ursula Baum für eine Verbesserung der S8 einsetzt, ist der Fall klar: „Es fahren die falschen Wagen. Zu wenig Türen,
keine Stehplätze. So komme es zu selbst gemachten Verspätungen. Würden wieder die Wagen der Serie 422 zum Einsatz kommen, würden sich die Verspätungen in Luft auflösen.“Die Wagen der Serie 422 haben 24 Türen auf jeder Seite, die derzeit eingesetzten nur zehn. „Wir als Stadt sind hilflos“, sagt Baum. Bei der Masse an Ausfällen würde auch ein Neun-Euro-Ticket nicht viel nutzen: „So ist die Verkehrswende nicht zu schaffen.“
Die Deutsche Bahn weiß um die Probleme. „Wir möchten uns ausdrücklich für die Unannehmlichkeiten bei unseren Fahrgästen entschuldigen“, erklärt eine Bahnsprecherin auf Anfrage: „Auch wir sind derzeit nicht zufrieden mit dem Angebot für unsere Kunden.“Für die Fahrzeugflotte stehe seit August 2021 nach und nach die Hauptuntersuchung an. „Das ist die größte und aufwändigste Instandhaltung für Züge und dauert pro Fahrzeug rund vier Wochen“, so die Sprecherin. Die Hauptuntersuchung werde alle sechs bis acht Jahre fällig. In diesem Zeitraum sei die Fahrzeugreserve eingeschränkt. „Deshalb setzt die DB Regio zur Ergänzung andere Fahrzeugtypen ein“, heißt es. Da die Reserve aber nicht ausreiche, werde die Deutsche Bahn weitere Fahrzeuge in der Flotte der S8 einsetzen, um die Verfügbarkeit zu stabilisieren. Als Gründe für die Verspätungen führt die Sprecherin Baustellen, Störungen an der Infrastruktur oder an den Zügen sowie Störungen durch Personen im Gleis oder behördliche Anordnungen an. In Mönchengladbach haben die Züge der S8 eine Wendezeit von acht Minuten. „Das kann dazu führen, dass ein Zug eine Verspätung nicht komplett abbauen kann, sondern aus vorheriger Fahrt mit auf die Strecke nimmt“, so die Sprecherin. Auch der Regionalexpress werde in bestimmten Situationen vorgelassen.