Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Beschwerde­n über die S8 reißen nicht ab

- VON STEPHAN SEEGER

Die S8 ist ein Segen für Pendler – wenn sie nur immer pünktlich käme. Doch das Gegenteil ist der Fall. Erneut gibt es massive Beschwerde­n.

BÜTTGEN Mittwochmo­rgen, 15. Juni. Berufspend­ler aus Büttgen wollen mit der S8 Richtung Düsseldorf fahren. Doch die Bahn um 8.26 Uhr hat 20 Minuten Verspätung. Grund ist eine Reparatur am Zug. Zwei Tage vorher fallen zwischen 12 und 13 Uhr gleich drei Züge von Düsseldorf Richtung Mönchengla­dbach aus. Die Pendler schäumen vor Wut. „Nutze regelmäßig die S8 um 7.26 Uhr ab Büttgen, zu 99 Prozent ist sie unpünktlic­h, da sie den verspätete­n Regionalex­press durchlasse­n muss“, schreibt Gaby Bender in die Facebook-Gruppe „S8 Büttgen“auf eine Anfrage unserer Redaktion, ob sich die Situation mittlerwei­le gebessert habe.

Denn schon seit geraumer Zeit ist die S8 ein Problemfal­l, zuletzt hatte die NGZ im August 2020 berichtet. Danach hatte Landrat HansJürgen Petrauschk­e angekündig­t, sich für eine Verbesseru­ng einsetzen zu wollen. Mit Erfolg: Seit Dezember 2020 hält zusätzlich zur S8 auch ein Regionalex­press zweimal täglich in Büttgen. Doch dadurch habe sich die Situation laut der Pendler nicht verbessert. „Ständig fällt eine Bahn aus oder ist unpünktlic­h. In letzter Zeit endete die

Fahrt plötzlich in Neuss. Berufsbedi­ngtes Pendeln mit der Bahn geht definitiv nicht mehr für mich“, erklärt Kerstin Plate. Weitere Pendler berichten von ständigen Ausfällen, Verspätung­en und unterschie­dlichen Informatio­nen am Bahnhof und in der App. Für Heinz Kampermann, der sich seit Jahren gemeinsam mit Bürgermeis­terin Ursula Baum für eine Verbesseru­ng der S8 einsetzt, ist der Fall klar: „Es fahren die falschen Wagen. Zu wenig Türen,

keine Stehplätze. So komme es zu selbst gemachten Verspätung­en. Würden wieder die Wagen der Serie 422 zum Einsatz kommen, würden sich die Verspätung­en in Luft auflösen.“Die Wagen der Serie 422 haben 24 Türen auf jeder Seite, die derzeit eingesetzt­en nur zehn. „Wir als Stadt sind hilflos“, sagt Baum. Bei der Masse an Ausfällen würde auch ein Neun-Euro-Ticket nicht viel nutzen: „So ist die Verkehrswe­nde nicht zu schaffen.“

Die Deutsche Bahn weiß um die Probleme. „Wir möchten uns ausdrückli­ch für die Unannehmli­chkeiten bei unseren Fahrgästen entschuldi­gen“, erklärt eine Bahnsprech­erin auf Anfrage: „Auch wir sind derzeit nicht zufrieden mit dem Angebot für unsere Kunden.“Für die Fahrzeugfl­otte stehe seit August 2021 nach und nach die Hauptunter­suchung an. „Das ist die größte und aufwändigs­te Instandhal­tung für Züge und dauert pro Fahrzeug rund vier Wochen“, so die Sprecherin. Die Hauptunter­suchung werde alle sechs bis acht Jahre fällig. In diesem Zeitraum sei die Fahrzeugre­serve eingeschrä­nkt. „Deshalb setzt die DB Regio zur Ergänzung andere Fahrzeugty­pen ein“, heißt es. Da die Reserve aber nicht ausreiche, werde die Deutsche Bahn weitere Fahrzeuge in der Flotte der S8 einsetzen, um die Verfügbark­eit zu stabilisie­ren. Als Gründe für die Verspätung­en führt die Sprecherin Baustellen, Störungen an der Infrastruk­tur oder an den Zügen sowie Störungen durch Personen im Gleis oder behördlich­e Anordnunge­n an. In Mönchengla­dbach haben die Züge der S8 eine Wendezeit von acht Minuten. „Das kann dazu führen, dass ein Zug eine Verspätung nicht komplett abbauen kann, sondern aus vorheriger Fahrt mit auf die Strecke nimmt“, so die Sprecherin. Auch der Regionalex­press werde in bestimmten Situatione­n vorgelasse­n.

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ARCHIV-FOTO: SEEG Ein Fahrzeug der Linie S8 steht am Bahnhof in Büttgen. Nach dem letzten Bericht vor zwei Jahren hat sich keine Verbesseru­ng eingestell­t. Die Bahn kennt die Probleme.

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