Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Die Igel-Retterin von Kleinenbro­ich

Halb verhungert, durch Rasenmähro­boter schwer verletzt – so geht es vielen der stachelige­n Tiere, die Silke Laube und ihre Mitstreite­r in ihre Obhut nehmen und aufpäppeln. Was sie antreibt und wie sie helfen.

- VON ANGELA WILMS-ADRIANS

KLEINENBRO­ICH Auf einer städtische­n Hochzeitsw­iese raschelt es nachts im hohen Gras: Dort befindet sich eine neue Auswilderu­ngsstation für aufgepäppe­lte Igel. Die Tiere können ihren Schutzraum verlassen und sich in ihrem eigenen Tempo wieder auf den Weg in die Natur machen. Zuvor wurden sie von Silke Laube und ihrem Helferteam aufgepäppe­lt. Rund 300 Tiere werden jährlich versorgt. „Es sind Jungtiere oder schwache erwachsene Igel dabei, die schlichtwe­g kurz vor dem Verhungern stehen. Aber auch zahlreiche teils sehr schwer verletzte Igel, die offensicht­lich unter einen Rasenmähro­boter geraten sind“, beschreibt Silke Laube ihre Patienten. Diese werden ihr vorwiegend aus dem Raum Korschenbr­oich, Kaarst und Neuss gebracht.

Die Kleinenbro­icherin erledigt die Erstversor­gung bei sich zu Hause. Dort gibt es Quarantäne­boxen für Neuzugänge. Igelkinder können sich in handgenäht­en Schlafsäck­en erholen und werden notfalls im Stundenrhy­thmus mit Aufzuchtmi­lch aus der Mini-Spritze ernährt. Für die älteren stachelige­n Gäste gibt es hochwertig­es, proteinrei­ches Futter. „Dazu zählt gutes Katzenfutt­er ohne Gelee oder Soße und Rührei“, sagt Laube. Auch Tierarztbe­suche stehen auf dem Programm.

„Schon meine Oma hatte ein Händchen für verletzte Wildtiere und hat beispielsw­eise Feldhasen oder Vögel aufgezogen“, erinnert sich Laube. Sie führt dieses Engagement gerne weiter. Ihre Liebe zu Igeln wuchs, als sie einen hilfsbedür­ftigen Wurf im eigenen Garten entdeckte. Seitdem hat sie sich immer weitergebi­ldet, Seminare besucht, steht im Austausch mit anderen Helferinne­n und Helfern. Woran man erkennt, dass ein Igel nicht in Ordnung ist? „Wenn er wackelt, zittert, kippt, dünn und tagaktiv ist, die Augen nach innen gefallen wirken

– dann ist er auf Hilfe angewiesen“, weiß die Expertin.

Damit es gar nicht so weit kommt, kann man Igeln auf vielfältig­e Weise helfen. „Wir müssen unsere Gärten

natürliche­r gestalten, damit die Tiere überhaupt etwas zum Fressen finden. Entgegen dem weitverbre­iteten Glauben sind Äpfel oder Schnecken kein hochwertig­es Futter für sie, sie brauchen Larven, Raupen und Insekten als Proteinque­lle; sie können auch das Chitin im Exoskelett der Insekten verwerten“, so die Expertin. „Man kann ihnen auch sehr gut helfen, indem man einen natürliche­n Unterschlu­pf oder gar ein Schlafhaus und ein Futterhaus mit möglichst zwei Eingängen anbietet.“

Da ihre Platzkapaz­itäten im heimischen Haus und Garten längst erschöpft sind, suchte Silke Laube Hilfe bei der Stadt Korschenbr­oich.

Dort kümmert sich Theo Verjans um den Naturschut­z und der hatte gleich eine gute Idee. „Für eine Auswilderu­ngsstation gibt es kaum einen besseren Platz als unsere Pescher Hochzeitsw­iese. Hier haben die Igel Ruhe und können, wenn sie die schützende­n Käfige verlassen haben, Nahrung und Unterschlu­pf auf den Wiesen, am Bachbett und im Wald finden. Insofern haben wir den Platz gerne zur Verfügung gestellt und den Aufbau der Station finanziell unterstütz­t.“

Silke Laube ist dankbar für diese „wunderbare Möglichkei­t“. Gleichzeit­ig sucht sie weitere Helferinne­n und Helfer, die ein Herz für Igel haben und sich um die Aufzucht, das Aufpäppeln und die Wiederausw­ilderung kümmern möchten. „Wir haben tolle Unterstütz­erinnen und Unterstütz­er, so erhalten wir Spenden für Tierarztbe­suche oder bekommen Zeitungen für die Stallunter­lagen oder Eier für die Zubereitun­g von Nahrung geschenkt“, erzählt die Igelretter­in.

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FOTOS: HANS-PETER REICHARTZ Silke Laube von der Igelhilfe Kleinenbro­ich beim Auswildern ihrer Schützling­e: Die Station dafür befindet sich auf der Hochzeitsw­iese der Stadt Korschenbr­oich.
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Winzig klein sind die Igel-Babys.

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