Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Grüne stellen Zeitplan für die Oper infrage

Die Grünen-Fraktion beklagt, dass noch zu wenig über die versproche­ne Öffnung der Oper für breitere Zielgruppe­n gesprochen worden sei. Die neue Kulturdeze­rnentin Koch – selbst Grüne – weist die Kritik zurück.

- VON ARNE LIEB

DÜSSELDORF Die Grünen kritisiere­n die Planungen für einen Neubau des Opernhause­s. Aus Sicht von Kulturpoli­tikerin Clara Gerlach hat der frühere Kulturdeze­rnent Hans-Georg Lohe zentrale Punkte nicht ausreichen­d klären lassen, darunter vor allem die Frage, wie sich die Oper für eine breitere Zielgruppe öffnen lässt. Sie fordert zusätzlich­e Prüfungen, bevor über den Standort entschiede­n wird.

Gerlach hält es nicht für ausgeschlo­ssen, dass der von Oberbürger­meister Stephan Keller (CDU) vorgegeben­e Zeitplan ausgeweite­t werden muss. „Wenn wir so viel Geld für einen Opern-Neubau ausgeben, reicht es nicht, wenn die Oper sechs bis acht Prozent der Bevölkerun­g erreicht wie bislang“, sagt sie.

Die Grünen-Ratsfrakti­on hatte kürzlich Kulturscha­ffende aus der freien Szene zu einem Workshop geladen, um Ideen für das künftige Opernkonze­pt auszutausc­hen. Mit dabei war auch Kulturdeze­rnentin Miriam Koch. Anderen städtische­n Mitarbeite­rn wurde dem Vernehmen nach die Teilnahme von der Stadtspitz­e untersagt. Zu den zentralen Ergebnisse­n gehörte laut Fraktion der Wunsch, dass die neue Oper ein Zeichen für einen erweiterte­n Kulturbegr­iff wird.

Der Stadtrat hat bereits die Entscheidu­ng getroffen, die Oper an der Heinrich-Heine-Allee durch ein neues Gebäude zu ersetzen. Zwei Standorte sind im Rennen: das bisherige Gelände oder der frühere Kaufhof am Wehrhahn. Nach der Sommerpaus­e soll ein Planungswe­ttbewerb für beide mögliche

Standorte starten. Mit dem Neubau – der mit 750 Millionen Euro veranschla­gt wird – soll auch ein zukunftswe­isendes künstleris­ches Konzept verbunden werden, das unter dem Schlagwort „Oper für alle“diskutiert wird. Dabei geht es sowohl um mögliche zusätzlich­e Nutzer als auch um eine Öffnung der Oper für breitere Zielgruppe­n.

Aus Sicht von Gerlach fehlen konkrete Überlegung­en. „Die Fragen sind gestellt worden, aber nicht beantworte­t.“Dies müsse geschehen, bevor Festlegung­en zum Gebäude erfolgen. Das Raumprogra­mm, das unter Federführu­ng der Opern erarbeitet worden ist, reiche nicht aus.

Das sieht die Parteifreu­ndin an der Spitze des Kulturdeze­rnats anders. „Ich kann die geäußerte Kritik nicht nachvollzi­ehen“, teilt Koch unserer Redaktion mit. „Die Frage nach einer breiten Öffnung für ein Publikum wird nicht nur gestellt, sondern im weiteren Austausch mit den Verantwort­lichen und vor allem mit den künftigen Nutzerinne­n und Nutzern beantworte­t.“Sie freue sie sich auf einen konstrukti­ven Dialog, etwa in der Sitzung der Kleinen Kommission Opernhaus am Mittwoch. Die Vision einer „Oper für alle“werde seit Beginn einbezogen und stehe mit dem Start der zweiten Öffentlich­keitsbetei­ligung im

Herbst im Fokus. „So wollen wir sicherstel­len, dass das Opernhaus ein Begegnungs­raum und Erlebnisst­ätte für alle Bürgerinne­n und Bürger wird.“

Der CDU-Kulturpoli­tiker und Kommission­svorsitzen­de Alexander Fils teilt die Auffassung, dass über das inhaltlich­e Konzept noch gesprochen werden muss. „Es ist auch das Anliegen der CDU, dass es mehr wird als eine klassische Oper.“Aus seiner Sicht muss dafür das Raumprogra­mm nicht verändert werden, es seien bereits große Flächen für zusätzlich­e Nutzungen reserviert. Auch er verweist auf die anstehende Bürgerbete­iligung.

 ?? FOTO: HANS-JOERG MICHEL/OPER ?? Ein Blick in den Zuschauers­aal des Opernhause­s. Es soll durch einen Neubau ersetzt werden.
FOTO: HANS-JOERG MICHEL/OPER Ein Blick in den Zuschauers­aal des Opernhause­s. Es soll durch einen Neubau ersetzt werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany