Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Impfstoff für Kinder landet oft im Müll
Düsseldorfer Eltern reagieren verhalten auf die neue Impf-Empfehlung der Stiko.
DÜSSELDORF (semi) In den Düsseldorfer Kinderarzt-Praxen ist die Nachfrage nach einer CoronaImpfung von Kindern ab fünf Jahren eher gedämpft. Vor wenigen Wochen hatte die Ständige Impfkommission (Stiko) überraschend eine allgemeine Impfempfehlung für Kinder in dieser Altersgruppe ausgesprochen. Doch von einem Ansturm auf Impf-Termine isrt seither kaum etwas zu spüren. „Die Reaktion der Eltern ist verhalten“, sagt Monica Naujoks, Obfrau der Düsseldorfer Kinder- und Jugendärzte.
Für die gedämpfte Nachfrage macht die Fachärztin für Kinderund Jugendmedizin mehrere Gründe fest. So sei nach dem Wegfall vieler Corona-Maßnahmen das „Thema Impfnotwendigkeit nicht mehr präsent“. Naujoks hat den Eindruck, dass viele Menschen „corona-müde“sind. Eltern, die ImpfTermine ausmachten, würden sie wiederum oft kurz vorher absagen
– mit der Folge, dass mehrfacher Impfstoff nicht mehr verwertbar sei. Denn in einem Vial (Gefäß) für Impfstoff für ab Fünfjährige seien immer zehn Impfdosen enthalten. Wenn Termine kurz vor dem Impftermin abgesagt werden oder zehn impfwillige Kinder nicht zusammen kommen, müsse der schon aufgezogene Impfstoff verworfen werden. Naujoks geht zudem davon aus, dass Eltern auch schon vor der allgemeinen Impf-Empfehlung der Stiko
ihre Kinder haben impfen lassen. Das ging zum Beispiel ab dem Jahreswechsel im städtischen Impfzentrum 2.0 hinter dem Hauptbahnhof.
Wer sein Kind – vielleicht auch mit Blick auf den Sommerurlaub – noch impfen lassen möchte, sollte einiges beachten. So tritt ein wirklicher Impfschutz durch ausreichende Immunreaktion frühestens nach ca. 14 Tagen ein. Vor einer Reise sollte daher entsprechend früh geimpft werden. Diesen zeitlichen Puffer sollte man auch aus anderen Gründen einplanen: Nebenwirkungen. „Kinder vertragen die Corona-Impfung in der Regel gut, die Haupt-Nebenwirkung sind Schmerzen an der Einstichstelle und Kopfschmerzen“, sagt Naujoks.
Eltern sollten beim Auftreten von Nebenwirkungen aber nicht direkt zu Medikamenten greifen. Sie sollten ihrem Kind nur dann schmerzlindernde Medikamente wie Paracetamol oder Ibuprofen verabreichen, wenn diese „beeinträchtigende Schmerzen“haben. Fieber sei als alleiniges Symptom noch kein Grund dafür: „Es zeigt nur eine gute Immunreaktion.“
Die Obfrau der Düsseldorfer Kinderund Jugendärzte, die als niedergelassene Ärztin in einer Gemeinschaftspraxis arbeitet, rechnet aber noch mit einem Anziehen der Nachfrage nach Impf-Terminen: Mit Blick auf den Herbst werde die Nachfrage zunehmen.