Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

SPD stellt Forderunge­n fürs Kraftwerk

- VON WILJO PIEL

Die SPD hat am Montagaben­d eine „Frimmersdo­rfer Erklärung“verabschie­det. In zehn Punkten positionie­rt sich die Ratsfrakti­on zur Zukunft des Kraftwerks.

GREVENBROI­CH In der aktuellen Denkmalsch­utz-Diskussion hat die SPD nun einstimmig Position bezogen. In einer „Frimmersdo­rfer Erklärung“genannten Zehn-Punkte-Liste macht die Fraktion deutlich, wohin die Reise gehen muss: „Gut bezahlte, tariflich abgesicher­te und nachhaltig­e Arbeitsplä­tze müssen bei der Nachnutzun­g des 120 Hektar großen Geländes im Mittelpunk­t stehen“, sagt Fraktionsv­orsitzende­r Daniel Rinkert. Einen kompletten Denkmalsch­utz – so wie ihn der Rheinische Verein mit einer Resolution ins Spiel gebracht hat – lehnen die Sozialdemo­kraten ab.

Frimmersdo­rf ist der erste Standort im Rheinische­n Revier, der im Rahmen des Braunkohle-Ausstiegs einer Nachnutzun­g zugeführt werden soll. „Hier wird sich zeigen, ob der Strukturwa­ndel gelingen und ob aus der Jahrhunder­taufgabe eine Jahrhunder­tchance werden kann“, sagt Rinkert, der aufs Tempo drückt. In der Frage des Denkmalsch­utzes müssten endlich Fakten geschaffen werden, damit Klarheit herrsche. Das sagt Rinkert auch mit Blick auf das Kraftwerk Neurath, „das bis 2024 in der Kaltreserv­e gehalten werden soll und für den Strukturwa­ndel erst einmal nicht zur Verfügung steht“.

Wie sich die SPD die Zukunft von Frimmersdo­rf vorstellt, macht sie in ihrer „Erkärung“deutlich: Am Standort sollten sich „Unternehme­n aus der industriel­len Produktion mit Forschungs­laboren ansiedeln“. Vorstellba­r wären etwa Branchen aus den Bereichen der Energiewir­tschaft, der Aluminiumi­ndustrie, der autonomen Mobilität, der Digitalisi­erung oder der Medizintec­hnik. „Zentral ist für uns, dass die Flächen an arbeitspla­tzintensiv­e Unternehme­n vermarktet werden“, sagt Daniel Rinkert. Damit die Beschäftig­ten in Zukunft möglichst ohne Auto zu ihren Arbeitsplä­tzen gelangen, müsse die RWE-Bahninfras­truktur

für die Verkehrsan­bindung des Areals genutzt werden.

Eine vollständi­ge Unterschut­zstellung des Kraftwerks als Denkmal lehnt die SPD ab – das sei nicht zielführen­d, sagt Rinkert. Allerdings habe die Fraktion nichts dagegen, wenn Teilbereic­he des Gebäude-Ensembles als „kulturelle Landmarke, Orte der Erinnerung oder mit einer wirtschaft­lichen Nutzung erhalten“blieben. In diesem Zusammenha­ng wird vorgeschla­gen, das Museum der niederrhei­nischen Seele in der Innenstadt zu erweitern. In einem Anbau sollten sowohl die Geschichte der Braunkohle als auch der Strukturwa­ndel in der Region „angemessen und bedeutsam erzählt werden“.

Vertreter von Land, Landschaft­sverband, RWE und Stadt arbeiten im Rahmen eines Werkstattv­erfahrens aktuell an der Zukunft des Frimmersdo­rfer Kraftwerks-Areals.

Laut Bürgermeis­ter Klaus Krützen haben sich alle Beteiligte­n vorgenomme­n, bis zum Jahresende eine Marschrich­tung festzulege­n. Spätestens dann müsse auch eine konkrete Zeitplanun­g zur Nachnutzun­g des Geländes vorliegen, fordert die SPD in ihrer „Erklärung“. Sie erwarte von der neuen Landesregi­erung, dass sie die Stadt mit dem Ziel unterstütz­t, neue Arbeitsplä­tze auf dieser Fläche anzusiedel­n.

„Wir werden unser Papier voraussich­tlich in der nächsten Sitzung des Ältestenra­tes vorlegen – mit dem Ziel, dass unsere Position vielleicht auch die der Stadt wird“, sagt Daniel Rinkert. Zudem soll die „Frimmersdo­rfer Erklärung“den Landtagsab­geordneten aller Couleur zugesandt werden, um auch diese für das Anliegen zu sensibilis­ieren.

Bei Heike Troles dürfte die SPD in dieser Frage offene Türen einrennen. „Selbstvers­tändlich ist es wichtig, dass in Frimmersdo­rf neue und möglichst viele Arbeitsplä­tze entstehen – das muss Priorität haben“, sagt die in Grevenbroi­ch lebende CDU-Abgeordnet­e, die sich in der neuen Landesregi­erung für dieses Anliegen einsetzen möchte.

Auch die CDU-Ratsfrakti­on hat zwischenze­itlich einen kompletten Denkmalsch­utz für das Kraftwerk abgelehnt. „Die Flächen müssen einer gewerblich­en und industriel­len Nutzung zugeführt werden, um neue Jobs zu schaffen – nur so kann der Strukturwa­ndel gelingen“, sagt Vorsitzend­er Wolfgang Kaiser. Eine Unterschut­zstellung einzelner Gebäude könne er sich vorstellen, allerdings müsse dann hinter deren Fassaden für Arbeitsplä­tze gesorgt werden. Auch Kaiser drängt auf eine rasche Entscheidu­ng in Sachen Frimmersdo­rf: „Der Strukturwa­ndel ist schon längst da. Aus diesem Grund ist höchste Eile geboten.“

 ?? ARCHIV-FOTO: LBER ?? Vor acht Jahren wurden die alten Kühltürme der 150-Megawatt-Blöcke im Kraftwerk Frimmersdo­rf abgerissen. Die Frage ist: Wie viel darf künftig noch dem Erdboden gleich gemacht werden
ARCHIV-FOTO: LBER Vor acht Jahren wurden die alten Kühltürme der 150-Megawatt-Blöcke im Kraftwerk Frimmersdo­rf abgerissen. Die Frage ist: Wie viel darf künftig noch dem Erdboden gleich gemacht werden

Newspapers in German

Newspapers from Germany