Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Chempark richtet Krisenstab ein
Große Sorge bereitet den Verantwortlichen im Chempark die Entwicklung auf dem Gasmarkt.
DORMAGEN Die Bilanz von Chempark-Leiter Lars Friedrich fällt unter dem Strich positiv aus: „Wenn wir uns die Zahlen anschauen, können wir für 2021 nicht wirklich von einem Krisenjahr sprechen“, erklärte er am Dienstag bei der Jahres-Pressekonferenz. Wirtschaftlich sei das Jahr trotz der Schwierigkeiten durch die Pandemie erfolgreich gewesen, die Zahlen stabil. Mit rund 336 Millionen Euro für Investitionen und Instandhaltung, die die Unternehmen am Standort Dormagen aufgewendet haben, liegt die Zahl etwa auf dem Niveau von 2019. Rund 11.000 Beschäftige arbeiten am Standort (deutlicher Zuwachs), die Nettolohnsumme beträgt stolze 525 Millionen Euro. Gleichwohl sei der Blick in die Zukunft wegen der aktuellen Lage mit dem Krieg in der Ukraine und der beherrschenden Frage nach der Energieversorgung etwas ungewiss.
Nicht nur für den Privatverbraucher steigen die Kosten für Gas, Öl und Strom. „Die Kosten schlagen bei den Unternehmen immens zu Buche“, so Friedrich. „Neben der
Versorgungssicherheit ist das natürlich ein Thema, das die Unternehmen bewegt.“Um sich auf eine mögliche zukünftige Gasmangellage vorzubereiten, hat der Chempark im Frühjahr einen Krisenstab eingerichtet. Damit will man für verschiedene Szenarien gerüstet sein. „Die Szenarien gehen von ‚es passiert nichts‘ bis zu ‚es gibt kein Gas mehr‘“, erklärt Lars Friedrich. Eine Gasmangellage und ein kompletter Stopp hätte selbstverständlich Auswirkungen für den Standort. „Wir versuchen, diese Auswirkungen zu minimieren.“Die Lage werde genau beobachtet.
Notwendig sei der rasche Ausbau erneuerbarer Energien. „Ich wünsche mir zum Beispiel eine Reduzierung der Stromsteuer auf den europäisch vorgegebenen Mindeststeuersatz. Das würde die Umstellung auf strombasierte treibhausgasarme Technologien weiter forcieren“, meint Friedrich.
Dauerbrennerthema ist die Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur. Zwar seien die Fortschritte am Bau der A1-Brücke bei Leverkusen ein wichtiger Schritt für die Sicherung des Transportnetzes, aber man habe es immer noch mit einem „Flickenteppich“zu tun. „Wir sind abhängig von einem guten Netz auf Straße, Schiene und Wasser“, sagt Friedrich. „Die Politik muss, wie angekündigt, ermöglichen, die Dauer von Planungs- und Genehmigungsverfahren für die Erneuerung unserer Verkehrsinfrastruktur zu halbieren.“
Die Corona-Pandemie sei zwar eine der größten Herausforderungen in der Chempark-Geschichte gewesen, man könne aber bisher hier ein positives Fazit ziehen. Mit schnell umgesetzten Schutzmaßnahmen konnten große Infektionsausbrüche verhindert werden.
Das Ausbildung liege ihm sehr am Herzen, wie Lars Friedrich sagt, und solle besonders im Fokus bleiben. Auch der Chempark sei von „Azubi-Mangel“nicht verschont, für 2022 seien noch nicht alle Stellen vergeben. Die Zusammenarbeit mit der Stadt Dormagen soll auch in Zukunft weiter ausgebaut werden, „um Stadt und Chempark partnerschaftlich weiter nach vorne zu bringen“, so Friedrich. „Wir wollen den gemeinsamen Handel auf beiden Seiten nach vorne bringen und Lösungen finden, die für beide Seiten einen Mehrwert haben.“