Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Schwimmunterricht aus Honduras
Schwimmtrainerin Ramona Noormann gibt Eltern Tipps für ihre Kinder – Live und per Video aus der Karibik.
DORMAGEN Die Sommerferien stehen vor der Tür. Urlaub am Meer, Swimmingpool oder zu Hause mit regelmäßigen Besuchen im Schwimmbad oder an Badeseen. Was aber, wenn das eigene Kind noch gar nicht oder sehr unsicher schwimmen kann? Und ein Schwimmenlernen wegen voller Kurse nicht möglich gewesen ist? Die Sorge vieler Eltern vor einem „Badeunfall“ist natürlich berechtigt. Ramona Noormann bietet genau für diese Ausgangssituation kurzfristig eine ungewöhnliche Hilfe für Eltern an: Schwimm-Tipps online. „Eltern können ein paar wichtige Werkzeuge an die Hand gegeben werden, die ihnen und den Kindern Sicherheit vermitteln“, sagt die 37 Jahre alte Schwimmlehrerin. Noormann ist in Sachen Schwimmunterricht in Dormagen keine Unbekannte: In Zusammenarbeit mit der Stadt unterstützte sie bis vor Kurzem Grundschulen beim Schwimmunterricht, parallel war sie viele Jahre auch Schwimmtrainerin beim TSV Bayer. Das Kuriose: Die Dormagenerin hält sich zurzeit in Honduras auf und hat dort das Konzept entwickelt, das sie zunächst an zwei Terminen live vermittelt und dann als Video auf einer Homepage anbietet. Los geht es am Donnerstagabend und am Montagabend.
Ramona Noormann ist eine Art Paradiesvogel. Wenn sie im Bikini oder Badeanzug am Beckenrand steht, sticht sie schon optisch deutlich hervor: Den Körper der ehemaligen Leistungsschwimmerin ziert eine Vielzahl von Tattoos. Viele nicht als reine Kunstobjekte, sondern mit sehr persönlichem Bezug. „Aber die Kinder registrieren das gar nicht so, sie sind so mit dem Thema Schwimmen beschäftigt“, sagt sie lachend. Aber sie fällt auch mit ihrer offenen und unkomplizierten Art auf: „Ich bin halt ein extrovertierter Typ, das hilft auch im Umgang mit den Kindern.“In den vergangenen Wochen hat sie überlegt, wie sie ihre Fähigkeiten als Schwimmlehrerin auch abseits von zu Hause (sie hat ihre Wohnung in Hackenbroich behalten) nutzen kann, und ist dann auf die Video-Schulung gekommen. „Eltern haben auch eine Eigenverantwortung“,
sagt sie, „und sie können einiges tun, um zu verhindern, dass ihr Kind untergeht. Es geht darum, den Blick für gefährliche Situationen zu schärfen und die Kinder auf die neue Situation im Wasser vorzubereiten.“Das könne man auch virtuell machen. „Denn es ja nicht darum, den richtigen Beinschlag oder anderes zu vermitteln, sondern um Grundlegendes: Was kann ich tun, damit mein Kind nicht ertrinkt?“In ihrem Konzept gebe es auch Übungen für ängstliche Kinder, „das funktioniert spielerisch, ohne Druck“. In der Live-Schaltung sowie später in den Videos bekämen Eltern „Tipps, die schnell wirken“, verspricht Noormann, die als 13-Jährige zwei Mal deutsche Jahrgangsmeisterin über 400 Meter Freistil und 200 Meter Lagen war. „Via Zoom können natürlich dann auch Fragen beantwortet werden.“Zielgruppe sind Eltern von vier bis neun Jahre alten Kindern. Wie alles ganz genau funktioniert, steht auf der Internetseite www.wassersicher.info.
Nicht zuletzt durch die CoronaPandemie und die dadurch eingeschränkten Reisemöglichkeiten hat sich die 37-Jährige entschlossen, zu Hause eine Auszeit zu nehmen, um (wieder) zu reisen. Jetzt lebt sie schon seit einigen Monaten auf Roatán
auf den Bay Islands, die zu Honduras gehören. Taucher können mit diesem Gebiet natürlich etwas anfangen: „Hier gibt es das zweitgrößte Riff der Welt, nach dem Great Barrier Reef in Australien“, erzählt sie. Noormann liebt es, zu schnorcheln und sich dann in einer bunten Unterwasserwelt zu bewegen, die es hier natürlich nicht gibt. Dazu hat sie Freitauchen ohne Sauerstoffflasche als neue Leidenschaft entdeckt. „Das bietet sich einfach an.“Sie sieht sich aber klar als Anfängerin im Vergleich zu den „Profi“-Freitauchern, „ich schaffe derzeit vielleicht 20 Meter Tiefe“, erzählt sie. Ihr Vorteil als ehemalige Leistungsschwimmerin sei, „dass ich sehr schnell unten bin. Daher habe ich auch Potenzial für mehr Tiefe.“Was auffällt, ist der natürliche Umgang der Kinder mit Wasser und dem Meer, „die lernen hier natürlicher schwimmen als bei uns. Kein Wunder, sie sind ja ständig im Meer. Aber diese natürliche Verbindung zum Meer – das gefällt mir schon sehr gut.“
Noormann wurde in Dormagen geboren, sie legte am BvA-Gymnasium ihr Abitur ab. Danach absolvierte sie eine schulische Ausbildung zur Fremdsprachen-Sekretärin und arbeitete in einer Wirtschaftsanwaltskanzlei. „Dort war ich der Paradiesvogel,
das war nicht das richtige Umfeld für mich“, erzählte sie mal. Sie entschloss sich damals, sich neu zu orientieren. Von ihren Ersparnissen ging sie auf große Reise, war in Kanada und Mexiko, später mit ihrem Freund in Thailand und Indien. Eine Weltkarte mit Bezügen zu ihren Stationen ziert als Tattoo einen Arm. Wie lange sie in diesem kleinen Paradies bleibt, wo es ganzjährig um die 27 Grad warm ist, weiß sie noch nicht. „Ich muss mal schauen, wie es für mich weitergeht.“Ein Rückflug-Ticket hat sie nicht.