Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Ärger über fehlende OGS-Plätze in Jüchen
Die Politiker im Jüchener Stadtrat beschäftigen sich diesen Donnerstag in ihrer Sitzung auch mit rund 50 fehlenden Plätzen in der Ganztagsbetreuung für Schulkinder. Eltern fordern eine Lösung, sie fühlen sich im Stich gelassen.
JÜCHEN Im Vorfeld der Ratssitzung am Donnerstag haben Eltern ihren Unmut über Lage an Jüchener Grundschulen kundgetan: Es fehlen nach wie vor rund 50 Plätze für das kommende Schuljahr 2022/23 in der Offenen Ganztagsbetreuung (OGS). Teile der Politik und betroffene Eltern fordern jetzt Antworten der Verwaltung. „Es fehlen so unglaublich viele Ogata-Plätze und es passiert nichts. Wir wollen das dem Rat klar machen“, erklärt Lisa Crosina. Die Mutter aus Jüchen sucht händeringend einen Platz für ihr Kind, das ab dem Spätsommer die Grundschule besuchen soll. „Es gibt aber ab 2026 einen Rechtsanspruch auf einen Platz.“Darauf müsse die Stadt sich dringend vorbereiten.
Crosina fühlt sich – wie auch andere Eltern – von der Stadt im Stich gelassen. „Die Oma ist über 70 und kann sich auch nicht um alles kümmern. Dazu gibt es auch eine soziale Komponente, meine Tochter ist ein Einzelkind, sie fragt: Wann kann ich mit meinen Freunden spielen?“
Beim Ortstermin mit unserer Zeitung äußerten weitere betroffene Eltern ihren Unmut über die Betreuungs-Situation. „Wenn wir keine Betreuung kriegen, verliere ich meinen Job – aber den brauchen wir für unseren Lebensunterhalt“, sagt Stephanie Derix-Springer. Sie ist davon überzeugt, dass man zumindest für die Übergangszeit bis zum Umbau Container als Räumlichkeiten nutzen könnte. „Ich bemerke nicht, dass die Stadt reagiert oder dass man sagt ,Das haben wir verschlafen‘“, sagt Stephanie Klauth. Schon vor Jahren sei absehbar gewesen, dass die Klassen zu groß werden. Man hätte sich früher mit dem Ausbau der Schulen beschäftigen müssen. Auch beim Personal kümmere man sich zu wenig, die Stadt schreibe keine Stellen aus, sagen die Mütter. In andere Projekte hingegen werde viel Geld gesteckt, „nur für uns ist kein Geld da. Wir müssen das ausbaden“, sagt Klauth. Die Mütter haben mit allen Ratsmitglieder Kontakt aufgenommen, allerdings mit sehr geringer Rückmeldung. Erst Ende Mai erfuhren die Eltern, dass ihr Kind im kommenden Schuljahr keinen OGSPlatz haben wird.
Die Grünen-Fraktion springt den Eltern zur Seite. „Wir werden mit den Problemen in den nächsten Jahren laufend konfrontiert und halten alle Investition in dem Bereich für sinnvoll“, sagt Thomas Dederichs, Vorsitzender der Grünen-Fraktion.
„Ich muss heute nach Personal suchen und einstellen.“Anfang Juni hatte seine Fraktion einen Antrag für die Ratssitzung am Donnerstag eingereicht, in der sie die Stadt aufgefordert hatte, jedem bis 31. Mai für den offenen Ganztag angemeldeten Kind eine verbindliche Zusage zu geben. „Die aktuellen Engpässe sind mit Ansage geschehen. Schon in den letzten beiden Jahren hat die Fraktion darauf aufmerksam gemacht, dass der von der Verwaltung zugrunde gelegte Schlüssel nicht mehr dem geänderten Zeitgeist entspricht. Höhere Lebenshaltungskosten machen die Berufstätigkeit beider Elternteile immer öfter erforderlich“, hieß es in der Begründung der Grünen. Nach Einführung des Rechtsanspruchs im Jahr 2026 würde die Nachfrage noch mal zusätzlich steigen. Dem von der Stadt oft geäußerten Einwand, es fehle an Räumlichkeiten und Personal, hatte die Grünen-Fraktion Alternativlösungen entgegengebracht. So können Bauwagen oder Container als Interims-Räumlichkeiten dienen. Beim Personal könne man eventuell Abstriche bei der Qualifikation in Kauf nehmen und eine Bezahlung über dem Mindestlohn anbieten.
Die Stadt hat den Antrag abgelehnt und eine andere Lösung angeboten. So will sie bis zu 25 weitere Plätze in der „kleinen Betreuung“von 11.30 bis 13.30 Uhr schaffen, die allerdings nicht Mittagessen und Hausaufgabenbetreuung umfasst. Diese Form der Unterbringung würde Derix-Springer jedoch nichts bringen, da sie meist bis 15 Uhr im Büro sei. Auch Dederichs erhofft sich von der Ratssitzung eine noch bessere Lösung: „Ich bin zuversichtlich, dass die schwarz-gelbe Mehrheitsfraktion den Eltern nicht so vor den Kopf stoßen wollen wird“, glaubt er. Die Stadt äußert sich im Vorfeld nicht dazu, wie sie in der Ratssitzung diesen Donnerstag ab 18 Uhr in der Peter-Giesen-Halle reagieren wird. „Wir wollen erst mal die politische Diskussion abwarten“, sagt Sprecher Norbert Wolf.