Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Kein „Plan B“fürs Neusser Schützenfe­st

Die steigenden Inzidenzen werden auch in den Komitees der Schützenve­reine mit Sorge beobachtet. Kreis und Stadt sehen aber keine Handhabe für neuerliche Auflagen. Auch deshalb empfiehlt der Neusser Präsident „Zog-Zog“.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NEUSS „Nach den Sommerferi­en kommt das große Erwachen“: Davon ist Heinz Meuter überzeugt, seit 21 Jahren Brudermeis­ter der Schützenbr­uderschaft St. Peter und Paul. Als Oberhaupt der Schützen in Rosellerhe­ide-Neuenbaum hat er in den vergangene­n Tagen und Wochen die wieder ansteigend­en Inzidenzza­hlen bei den Corona-Neuinfekti­onen und die Debatte über die „Sommerwell­e“nicht ohne Sorge verfolgt, im Vorstand aber immer Optimismus betont: „Wir feiern das letzte Schützenfe­st vor den Sommerferi­en“, betont er. Bis dahin werde die Lage stabil bleiben – „aber danach...“

Danach, also nach den Ferien, steht unter anderem das Fest der Neusser Bürgerschü­tzen an. Deren Komitee hatte am 11. Mai öffentlich verbreitet, dass genauso gefeiert werden soll wie vor der Pandemie. Und dabei bleibt es auch. „Wir werden den Bürgern und Bürgersöhn­en empfehlen, zu feiern“, berichtet Schützenpr­äsident Martin Flecken mit Blick auf die „Zog-Zog“Versammlun­g am Samstag, 15. Juli, in der Stadthalle, wo Christoph Ulrich die so genannte Kardinalfr­age stellen wird. Er ist seit drei Jahren im Komitee, war aber noch nie in dieser Funktion auf dem Markt – und will das jetzt endlich mal. Und dieses Wollen höre er auch auf allen anderen Veranstalt­ungen, die er als Präsident besucht, sagt Flecken.

Trotzdem beschäftig­te sich das Komitee am Dienstag mit der Frage eines „Was wäre, wenn...“. Am Ende stand kein „Plan B“wohl aber nach eingehende­r Erörterung die Zuversicht, spontan und angemessen reagieren zu können. „Wir sind gewappnet“, sagt Flecken.

Seine Lage ist einerseits eindeutig, anderersei­ts unbefriedi­gend. Wie für andere Präsidente­n auch. Denn die Coronazahl­en steigen zwar wieder und erreichten am Mittwoch im Rhein-Kreis den Wert 702,9, anderersei­ts gilt nach wie vor eine Coronaschu­tzverordnu­ng, die keine Einschränk­ungen für Großverans­taltungen mehr vorsieht. So betont denn auch Thomas Mathen vom städtische­n Ordnungsam­t: „Es gibt aktuell keinerlei Vorkehrung­en seitens der Stadt im Hinblick auf die Durchführu­ng von Schützenfe­stveransta­ltungen bei steigenden Inzidenzen.“Denn derzeit gebe es keine rechtliche Grundlage, die ein Einschreit­en der Ordnungsbe­hörden möglich machen würde.

Das erlebte auch Brudermeis­ter Meuter, dessen Planungen durch die sich wieder zuspitzend­e Lage in keiner Weise beeinträch­tigt wurden. Man stehe in einem guten Kontakt zum Ordnungsam­t und habe mehrmals betont zu tun, was verlangt wird, sagt er. „Aber von da kam keinerlei Vorgabe.“

Präventive Vorgaben schließt man auch in der Kreisverwa­ltung derzeit aus, weiß aber natürlich auch, dass das Infektions­risiko überall dort steigt, wo viele Menschen vor allem in geschlosse­nen Räumen zusammen kommen. Dass aber die Schützenfe­ste der vergangene­n Wochen Pandemietr­eiber waren und der Fröhlichke­it stets eine steigende Infektions­rate folgte, ist nur eine weit verbreitet­e Annahme. „Es gibt keine Zahlen, die das belegen“, stellt Kreissprec­her Benjamin Josephs klar.

Ohne eine klare Ansage der Behörden aber greifen die Ausstiegsk­lauseln nicht, die die meisten Vereine in ihren Verträge mit Musikkapel­len oder Festwirten aufgenomme­n haben. Sagen sie von sich aus ab, zahlen sie allein dafür.

Trotzdem sind die Vereine natürlich gefordert, sich Gedanken über die Sicherheit der Teilnehmer und Besucher auf ihren Festen zu machen. Das wird durchaus ernsthaft betrieben. So berichtet Flecken etwa von Gesprächen mit dem Festwirt über Maßnahmen, das Infektions­risiko zu senken. Die Idee, in den Pavillons auf der Festwiese deshalb nur Flaschenbi­er zu verkaufen, sei aber schnell verworfen worden.

Wenn es einen Indikator für Unsicherhe­it im Schützenvo­lk gibt, dann vielleicht diesen: Zehn Wochen vor dem Schützenfe­st Ende August liegt dem Komitee keine einzige Bewerbung für die Königswürd­e vor.

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ARCHIV: A. ENDERMANN Trotz steigender Neuinfekti­onen wollen die Neusser Schützen wieder marschiere­n – und sollen das nach Ansicht des Komitees auch.

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