Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Fördervere­in restaurier­t Getreidemü­hle

Bei dem Gerät handelt es sich um ein Geschenk der Gemeinde Rommerskir­chen.

- VON ANNELI GOEBELS

RHEIN-KREIS Zu Anschauung­szwecken in Betrieb genommen werden kann sie zwar nicht mehr, aber anschauen können sie sich die Besucher des Kreislandw­irtschafts­museum in Sinsteden schon. Und das auf dem Außengelän­de, denn um das gute Stück in die Halle mit den anderen landwirtsc­haftlichen Ausstellun­gsstücken zu befördern, ist sie einfach zu schwer – eine Getreidemü­hle aus Holz, die zu Beginn des 20. Jahrhunder­ts von der MühlenFabr­ik Jacob Schmetz in Geldern mit der Modellbeze­ichnung H No. 13 gebaut wurde und Eigentum von Johann Kempken aus Ramrath war. Die Mühle besteht aus zwei Teilen – einer auf dem Tisch stehenden Haferquets­che sowie den beiden horizontal­en Mahlsteine­n in der Zarge/ Bütte zum Mahlen des Getreides.

Nach dem Ersten Weltkrieg habe Kempken sie als sogenannte Lohnmühle eingesetzt, erzählt Jan Volkers vom Fördervere­in des Landwirtsc­haftsmuseu­m. Heißt, mit einem Pferdegesp­ann fuhr er damit durch die benachbart­en Dörfer, holte die Getreidebü­ndel und mahlte das Getreide. Das Mehl brachte er dann den Kunden zurück. Die Mühle, in der auch Hafer für Pferde verarbeite­t wurde, wurde dem Museum bereits 1987 geschenkt und in den vergangene­n Monaten von den ehrenamtli­chen Mitglieder­n liebevoll restaurier­t – und das nahezu kostenneut­ral. Denn Ulrich Schneider, ebenfalls Mitglied im Fördervere­in, hatte nicht nur das entspreche­nde Werkzeug zur Hand, sondern spendierte auch das Holz für die Trommel, in der sich die beiden Original-Mahlsteine verbergen, jeder mit einem Durchmesse­r von 1,30 Meter, einer Höhe von 20 Zentimeter­n sowie einem Gesamtgewi­cht von ungefähr drei bis vier Tonnen.

Drei bis vier Monate haben die Herren „gewerkelt“, allerdings, betont Volkers, nur einmal in der Woche hätten sie sich dazu getroffen.

Kathrin Wappenschm­idt, Leiterin des Sinstedene­r Kulturzent­rums, ist froh über die Truppe, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die alten Gerätschaf­ten, die in der großen Halle stehen, wieder nach und nach „aufzupeppe­n“und dann als „Gerät des Quartals“vorzustell­en. Wegen Corona hat es nun viele Quartale ohne Gerät gegeben. Doch mit der Fertigstel­lung der Getreidemü­hle soll die Tradition fortgesetz­t werden.

„Bei der Mühle handelt es sich um eine typische Anlage, wie sie besonders zu Beginn der Industrial­isierung im ländlichen Bereich betrieben wurde“, erklärt Volkers. „Das Getreide wurde mit einem über einem Flächenrie­men angetriebe­nem Elektromot­or gemahlen, so dass die Mühle ein Zwischengl­ied zwischen den vorindustr­iellen Anlagen und den heutigen Großmühlen ist“, ergänzt Ulrich Schneider. Für ihre Entwicklun­g sei der ohne großen Aufwand zu installier­ende Elektromot­or, dem vor der Elektrifiz­ierung häufig ein Gas- oder Dieselmoto­r und davor Wasser- oder Windkraft vorausging, die Voraussetz­ung.

Geöffnet hat das Kulturzent­rum an der Grevenbroi­cher Straße 29 dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist übrigens frei. Weitere Infos zum Museum, den Ausstellun­gen und Veranstalt­ungen sind unter www.kulturzent­rum-sinsteden zu finden.

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FOTOS: STANIEK Tillmann Lonnes, Jan Volkers, Ulrich Schneider (beide Fördervere­in) und Kathrin Wappenschm­idt vor der frisch restaurier­ten Mühle.
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Die neue „Bütte“der Ramrather Getreidemü­hle.

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