Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
In Uedesheim geht‘s zum Wilden Westen
Nach zwei Jahren CoronaPause laden die ShawanoApachen erstmals wieder zu ihrem traditionellen Country-Abend mit LiveMusik. Ein Besuch auf ihrer Ranch.
UEDESHEIM Der Wilde Westen ist in Neuss-Uedesheim ganz nah: Wer einen Abstecher in die Welt der amerikanischen Ureinwohner machen möchte, muss dafür an der Bonner Straße nur das Tor zur „S.A.C.Ranch“passieren. Dort hat der Neusser Shawano-Apachen-Club auf einer alten Obstbaumwiese sein Vereinsgelände errichtet. Eine große Rasenfläche nutzen sie, um ab und an ihre Tipis aufzubauen, eine nahegelegene Feuerstelle lädt zum Verweilen ein. Das Herzstück ist aber der Westernsaloon mit großer Theke, einem Piano und verschiedenen Wanddekorationen, die so einiges über das Leben der verschiedenen Indianerstämme verraten.
Derzeit wird auf der Ranch fleißig gewerkelt. Und noch trägt der Vereinsvorsitzende Willi Weinforth, der auch als „Weißer Bär“bekannt ist, seine Alltagskluft. Doch das wird sich am Wochenende ändern, dann schlüpft der Ingenieur in sein Indianer-Gewand, um gemeinsam mit anderen Vereinsmitgliedern und Gästen den traditionellen Country-Abend mir Live-Music zu feiern. Erwartet werden Westernfans, Trucker und Square- und Line-Dancer, aber auch Menschen, die nichts mit dem Hobby zu tun haben. „Jeder ist willkommen, die Leute können bei uns mal entschleunigen“, sagt Weinforth und fügt hinzu: „Es ist unsere erste öffentliche Veranstaltung seit der Pandemie. Entsprechend groß ist die Vorfreude.“Die Veranstaltung ist auch eine Chance, Interessierten einen Einblick in ihr Hobby zu geben.
Gegründet wurde der ShawanoApachen-Club 1963 von Heribert Schillings: Westernbegeisterte und Interessierte der amerikanischen Ureinwohnerkultur trafen hier zusammen, schneiderten originalgetreue Stammesgewänder aus Leder und Wolle nach, planten Reisen und tauschten sich über ihre Faszination am indianischen Brauchtum aus.
Seit 1981 ist Willi Weinforth dabei, auf die Idee gekommen ist er durch seine Frau Renate, die zwei Jahre vor ihm dem Club beigetreten ist. Mittlerweile haben sie drei Töchter und einen Enkel, die dem Hobby ebenfalls verbunden sind. „Wir hatten schon tolle Zeiten“, sagt der Vorsitzende und erzählt von Wettkämpfen, Stammtestänzen oder Tipi-Zeltlager, in denen Mitglieder aus unterschiedlichen Indianer-Clubs in Deutschland zusammen kamen.
Waren es zu Beginn die Westernfilme und Bücher, die für starken Zulauf sorgten, habe es nach dem Mauerfall noch einmal einen großen Aufschwung in der Szene gegeben. Denn die Faszination an der Kultur der amerikanischen Ureinwohnerkultur sei auch in der ehemaligen DDR verbreitet gewesen, erzählt Weinforth. Mittlerweile lasse das Interesse an dem Hobby nach. Auch der Neusser Verein zählt aktuell nur noch elf Mitglieder. „Die Kinder haben in der heutigen Zeit ganz andere Hobbys“, sagt Weinforth. Einige aus der Szene würden sich umorientierten und sich etwa dem Mittelaltertreiben zuwenden. Doch die Shawano-Apachen bleiben ihrem Stamm treu, kommen regelmäßig zusammen und investieren viel Zeit in ihr Hobby. Durch die Naturverbundenheit sei es für sie auch ein Ausgleich zur schnelllebigen, digitalen Zeit. „Wir sind die letzten Mohikaner“, sagt Weinforth und lacht.