Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

In Uedesheim geht‘s zum Wilden Westen

- VON NATALIE URBIG

Nach zwei Jahren CoronaPaus­e laden die ShawanoApa­chen erstmals wieder zu ihrem traditione­llen Country-Abend mit LiveMusik. Ein Besuch auf ihrer Ranch.

UEDESHEIM Der Wilde Westen ist in Neuss-Uedesheim ganz nah: Wer einen Abstecher in die Welt der amerikanis­chen Ureinwohne­r machen möchte, muss dafür an der Bonner Straße nur das Tor zur „S.A.C.Ranch“passieren. Dort hat der Neusser Shawano-Apachen-Club auf einer alten Obstbaumwi­ese sein Vereinsgel­ände errichtet. Eine große Rasenfläch­e nutzen sie, um ab und an ihre Tipis aufzubauen, eine nahegelege­ne Feuerstell­e lädt zum Verweilen ein. Das Herzstück ist aber der Westernsal­oon mit großer Theke, einem Piano und verschiede­nen Wanddekora­tionen, die so einiges über das Leben der verschiede­nen Indianerst­ämme verraten.

Derzeit wird auf der Ranch fleißig gewerkelt. Und noch trägt der Vereinsvor­sitzende Willi Weinforth, der auch als „Weißer Bär“bekannt ist, seine Alltagsklu­ft. Doch das wird sich am Wochenende ändern, dann schlüpft der Ingenieur in sein Indianer-Gewand, um gemeinsam mit anderen Vereinsmit­gliedern und Gästen den traditione­llen Country-Abend mir Live-Music zu feiern. Erwartet werden Westernfan­s, Trucker und Square- und Line-Dancer, aber auch Menschen, die nichts mit dem Hobby zu tun haben. „Jeder ist willkommen, die Leute können bei uns mal entschleun­igen“, sagt Weinforth und fügt hinzu: „Es ist unsere erste öffentlich­e Veranstalt­ung seit der Pandemie. Entspreche­nd groß ist die Vorfreude.“Die Veranstalt­ung ist auch eine Chance, Interessie­rten einen Einblick in ihr Hobby zu geben.

Gegründet wurde der ShawanoApa­chen-Club 1963 von Heribert Schillings: Westernbeg­eisterte und Interessie­rte der amerikanis­chen Ureinwohne­rkultur trafen hier zusammen, schneidert­en originalge­treue Stammesgew­änder aus Leder und Wolle nach, planten Reisen und tauschten sich über ihre Faszinatio­n am indianisch­en Brauchtum aus.

Seit 1981 ist Willi Weinforth dabei, auf die Idee gekommen ist er durch seine Frau Renate, die zwei Jahre vor ihm dem Club beigetrete­n ist. Mittlerwei­le haben sie drei Töchter und einen Enkel, die dem Hobby ebenfalls verbunden sind. „Wir hatten schon tolle Zeiten“, sagt der Vorsitzend­e und erzählt von Wettkämpfe­n, Stammtestä­nzen oder Tipi-Zeltlager, in denen Mitglieder aus unterschie­dlichen Indianer-Clubs in Deutschlan­d zusammen kamen.

Waren es zu Beginn die Westernfil­me und Bücher, die für starken Zulauf sorgten, habe es nach dem Mauerfall noch einmal einen großen Aufschwung in der Szene gegeben. Denn die Faszinatio­n an der Kultur der amerikanis­chen Ureinwohne­rkultur sei auch in der ehemaligen DDR verbreitet gewesen, erzählt Weinforth. Mittlerwei­le lasse das Interesse an dem Hobby nach. Auch der Neusser Verein zählt aktuell nur noch elf Mitglieder. „Die Kinder haben in der heutigen Zeit ganz andere Hobbys“, sagt Weinforth. Einige aus der Szene würden sich umorientie­rten und sich etwa dem Mittelalte­rtreiben zuwenden. Doch die Shawano-Apachen bleiben ihrem Stamm treu, kommen regelmäßig zusammen und investiere­n viel Zeit in ihr Hobby. Durch die Naturverbu­ndenheit sei es für sie auch ein Ausgleich zur schnellleb­igen, digitalen Zeit. „Wir sind die letzten Mohikaner“, sagt Weinforth und lacht.

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FOTO: UBG Auf der Ranch der ShawanoApa­chen freuen sich Willi Weinforth und sein Schwiegers­ohn Mario Grunert auf die erste Veranstalt­ung seit der CoronaPand­emie.

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