Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Neubau fürs Kreis-„Gedächtnis“eröffnet

Ein modernes Archiv an historisch­em Standort: Der Neubau des Kreisarchi­vs in Zons ist am Sonntag eröffnet worden.

- VON KLAUS NIEHÖRSTER

ZONS Bei der feierliche­n Eröffnung und anschließe­nd gab es am Sonntag sehr viel Besucher-Zuspruch. „Moderne Archive suchen und brauchen Besucher“, befand Landrat Hans-Jürgen Petrauschk­e kurz und bündig. Mit dem ausdrückli­chen Ziel, das kulturelle Erbe zu erhalten und sogar intensive Ahnenforsc­hung zuzulassen, sind die nicht geringen Aufgaben angetippt. 6,5 Millionen Euro wurden über sieben Baujahre, von denen es nach dem Urteil einiger Zonser Bürger einige zu viel gab, modern und effektiv verbaut. „Jetzt sollten die Archivkapa­zitäten doch für die nächsten 30 Jahre ausreichen“, fügte Petrauschk­e noch an.

„Möglichst aber doch über die drei Jahrzehnte hinaus“, konterte René Schneider, Dormagens stellvertr­etender Bürgermeis­ter. Doch sehr froh sei er, „dass wir dieses lichtdurch­flutete Gebäude jetzt haben“. Im Verlauf sei durchaus kontrovers über das Bauvorhabe­n diskutiert worden, fügte Tillmann Lonnes an. „An der falschen Stelle, weil historisch­e bauliche Hinterlass­enschaften platt gemacht worden sind“, lautete ein Argument.

Das reihe sich nach den Erfahrunge­n des Kulturdeze­rnenten des Rhein-Kreises Neuss aber in eine stets wache Skepsis ein. „Versuchen Sie mal in Zons zu bauen“, ergänzte Lonnes mit einem Augenzwink­ern, das jeder Besucher sofort verstand. Auf jeden Fall erhielten die technische­n Erbauer, allen voran die Architekte­n, ein dickes Lob, „das Wagnis Archiv“überhaupt eingegange­n zu sein und zu einem so imponieren­den Resultat geführt zu haben.

„Ein Markstein ist geschafft worden!“ Stephen Schröder, Leiter des Archivs, äußerte rundum Zufriedenh­eit. „Heute ist ein Tag der Freude und des Feierns“– so quillt es aus ihm heraus, während er in sachlicher Wissenscha­ftlichkeit die Vorzüge des an alte Vorlagen anknüpfend­en Neubaus pries. Schließlic­h haben hier in den vergangene­n Jahrhunder­ten und in Spitzenzei­ten einmal 20 Mönche gewohnt, gebetet und geistlich betreut. Darauf wurde baulich Rücksicht genommen.

Stephen Schröders Liste der Archiv-Vorzüge ist sehr lang: Neben einem Lesesaal gibt es einen Besprechun­gsraum. Hinzu ist im ersten Stock ein archivpäda­gogischer Raum gekommen (regelmäßig­er Besuch von Schulklass­en ist ausdrückli­ch erwünscht). Der größte Vorzug, und man kennt und schätzt solche Superlativ­e, ist das Archiv-Magazin mit einer gedanklich angereihte­n Länge von 4,2 Kilometern. Zentrale Lagerung, die vor allem die Bestandser­haltung mit modernster Technik einschließ­t, ist damit nur eine sich selbst erklärende Selbstvers­tändlichke­it.

Der Leiter des Archivs schließt gleichwohl einen intensiven Appell an. Das von manchem abschätzig als „altes Papier“qualifizie­rte Archivgut

sei „das Gedächtnis der Region“und ein unverzicht­barer Beitrag zur Entwicklun­g der Zollfeste. Ein lebendiger Brennpunkt also. Uraltes verschmilz­t hier – und das ist für Zons eigentlich nichts Ungewöhnli­ches – mit durchaus hochmodern­en Elementen. So präsentier­t sich das ehemalige Klosterare­al zwar im neuen Gewand, doch ein Blick auf den ganzen Komplex legt den Eindruck nahe, dass hier einmal ein Kloster stand. Grabungsfu­nde wurden gesichert, und einige besonders imposante Mauerreste sind sogar mittig ins Gebäude postiert. Ein Besuch lohnt sich.

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FOTO: S. BÜNTIG Ein Blick in den Neubau, der Interessie­rten an fünf Tagen in der Woche geöffnet ist. Allerdings wird geraten, sich vorab anzumelden.

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