Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Neubau fürs Kreis-„Gedächtnis“eröffnet
Ein modernes Archiv an historischem Standort: Der Neubau des Kreisarchivs in Zons ist am Sonntag eröffnet worden.
ZONS Bei der feierlichen Eröffnung und anschließend gab es am Sonntag sehr viel Besucher-Zuspruch. „Moderne Archive suchen und brauchen Besucher“, befand Landrat Hans-Jürgen Petrauschke kurz und bündig. Mit dem ausdrücklichen Ziel, das kulturelle Erbe zu erhalten und sogar intensive Ahnenforschung zuzulassen, sind die nicht geringen Aufgaben angetippt. 6,5 Millionen Euro wurden über sieben Baujahre, von denen es nach dem Urteil einiger Zonser Bürger einige zu viel gab, modern und effektiv verbaut. „Jetzt sollten die Archivkapazitäten doch für die nächsten 30 Jahre ausreichen“, fügte Petrauschke noch an.
„Möglichst aber doch über die drei Jahrzehnte hinaus“, konterte René Schneider, Dormagens stellvertretender Bürgermeister. Doch sehr froh sei er, „dass wir dieses lichtdurchflutete Gebäude jetzt haben“. Im Verlauf sei durchaus kontrovers über das Bauvorhaben diskutiert worden, fügte Tillmann Lonnes an. „An der falschen Stelle, weil historische bauliche Hinterlassenschaften platt gemacht worden sind“, lautete ein Argument.
Das reihe sich nach den Erfahrungen des Kulturdezernenten des Rhein-Kreises Neuss aber in eine stets wache Skepsis ein. „Versuchen Sie mal in Zons zu bauen“, ergänzte Lonnes mit einem Augenzwinkern, das jeder Besucher sofort verstand. Auf jeden Fall erhielten die technischen Erbauer, allen voran die Architekten, ein dickes Lob, „das Wagnis Archiv“überhaupt eingegangen zu sein und zu einem so imponierenden Resultat geführt zu haben.
„Ein Markstein ist geschafft worden!“ Stephen Schröder, Leiter des Archivs, äußerte rundum Zufriedenheit. „Heute ist ein Tag der Freude und des Feierns“– so quillt es aus ihm heraus, während er in sachlicher Wissenschaftlichkeit die Vorzüge des an alte Vorlagen anknüpfenden Neubaus pries. Schließlich haben hier in den vergangenen Jahrhunderten und in Spitzenzeiten einmal 20 Mönche gewohnt, gebetet und geistlich betreut. Darauf wurde baulich Rücksicht genommen.
Stephen Schröders Liste der Archiv-Vorzüge ist sehr lang: Neben einem Lesesaal gibt es einen Besprechungsraum. Hinzu ist im ersten Stock ein archivpädagogischer Raum gekommen (regelmäßiger Besuch von Schulklassen ist ausdrücklich erwünscht). Der größte Vorzug, und man kennt und schätzt solche Superlative, ist das Archiv-Magazin mit einer gedanklich angereihten Länge von 4,2 Kilometern. Zentrale Lagerung, die vor allem die Bestandserhaltung mit modernster Technik einschließt, ist damit nur eine sich selbst erklärende Selbstverständlichkeit.
Der Leiter des Archivs schließt gleichwohl einen intensiven Appell an. Das von manchem abschätzig als „altes Papier“qualifizierte Archivgut
sei „das Gedächtnis der Region“und ein unverzichtbarer Beitrag zur Entwicklung der Zollfeste. Ein lebendiger Brennpunkt also. Uraltes verschmilzt hier – und das ist für Zons eigentlich nichts Ungewöhnliches – mit durchaus hochmodernen Elementen. So präsentiert sich das ehemalige Klosterareal zwar im neuen Gewand, doch ein Blick auf den ganzen Komplex legt den Eindruck nahe, dass hier einmal ein Kloster stand. Grabungsfunde wurden gesichert, und einige besonders imposante Mauerreste sind sogar mittig ins Gebäude postiert. Ein Besuch lohnt sich.