Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Schulen in NRW sollen besser werden
Der Koalitionsvertrag von Schwarz-Grün verspricht mehr Geld für Studienplätze, mehr Mittel für Lehrer und Hilfspersonal. Verbände reagieren mit Lob und Kritik. Sorge schürt unter anderem der Blick auf den Corona-Herbst.
DÜSSELDORF Der Lehrerverband NRW sieht den Koalitionsvertrag von CDU und Grünen grundsätzlich positiv. Beide Seiten hätten beim Thema Schule „einen erfrischend unideologischen Kompromiss geschafft“, sagte der Präsident Andreas Bartsch im Gespräch mit unserer Redaktion. Er begrüße das Bekenntnis zum Schulfrieden und zur Vielfalt in der Schullandschaft: „Damit wird dem Elternwillen ausdrücklich Rechnung getragen.“
Der Koalitionsvertrag enthält in der Tat eine Reihe von Absichtserklärungen und Zusagen, die den Forderungen verschiedener Verbände und Gewerkschaften nachkommen. „Wir werden den Schuletat kontinuierlich aufstocken“, verspricht das schwarz-grüne Bündnis beispielsweise. Es sollen Plätze in Lehramts-Studiengängen aufgebaut werden, was auf lange Sicht gegen den Lehrermangel wirkt. Kurz- bis mittelfristig will die neue Landesregierung
10.000 zusätzliche Lehrkräfte an die Schulen bringen, hilfsweise anderes unterstützendes Personal, sie will Bürokratie abbauen und Seiteneinsteiger gewinnen. „Wir brauchen diesbezüglich sehr klare Mindestvorgaben, also mindestens das abgeschlossene Hochschulstudium und eine weitere Qualifikation“, warnt dazu allerdings Andreas Bartsch: „Es kann nicht sein, dass wir wie in Mecklenburg-Vorpommern demnächst ,Billig-Lehrer‘ bekommen, nur um schnell die Stellen zu besetzen.“
Offen bleibt die Frage, wie die Schulfinanzierung in Zukunft grundsätzlich aufgestellt sein soll. „In gemeinsamer Verantwortung von Land und Trägern wollen wir mit den Kommunalen Spitzenverbänden die Schulfinanzierung für die Zukunft neu regeln“, versprechen die Koalitionäre. „Das ist mir zu schwammig formuliert“, bemängelt Andreas Bartsch. Er erneuert die Forderung nach einer grundlegenden Reform: „Die Schulfinanzierung muss zwischen Bund, Land und Kommunen auf neue tragfähige Füße gestellt werden.“Ein Anspruch, den in der Vergangenheit weitere Akteure wie etwa der Städteund Gemeindebund wiederholt angemeldet haben.
Auch von der Opposition im Landtag kommt grundlegende Kritik an den Weichenstellungen von Schwarz-Grün. Es müssten die Lehrinhalte angepasst werden, fordert der stellvertretende Fraktionschef der SPD, Jochen Ott: „Unsere Schülerinnen und Schüler werden noch für Berufe ausgebildet, die es in zehn Jahren gar nicht mehr geben wird. Gleichzeitig werden unsere Kinder und Jugendlichen nicht auf das vorbereitet, was in 20 Jahren sein wird.“
Die Bildungsgewerkschaft GEW begrüßt, dass künftig alle Lehrkräfte nach der Besoldungsgruppe A13 bezahlt werden sollen. „Das Versprechen, 10.000 zusätzliche Lehrkräfte einzustellen, ohne jegliche Konkretisierung, wie diese Personen gefunden werden sollen, ist allerdings illusionär.“Die Landeschefin des Philologenverbands, Sabine Mistler, kündigte an: „Wir werden ein scharfes Auge darauf haben, dass die im Koalitionsvertrag getätigten Absichtserklärungen keine leeren Worthülsen bleiben.“Wohlwollend zeigte sich die Landeselternschaft der Gymnasien. „Wir sind positiv gespannt, wie die Bildungspolitik in NRW weitergeführt wird“, so der Vize-Vorsitzende Markus Quetting.
Abseits all dessen blickt der Lehrerverband besorgt auf die Pandemie-Entwicklung. „Wir fordern ganz eindringlich, dass die NRW-Schulen in den kommenden sechs Ferienwochen so aufgestellt werden, dass wir unbeschadet durch eine mögliche neue Corona-Welle im Herbst kommen und wir nicht erleben müssen, dass Lehrkräfte und Schüler reihenweise ausfallen“, sagt Bartsch. Seiner Ansicht nach sollte die Landesregierung Kinder und Jugendliche bei der Impfkampagne mehr in den Blick nehmen. Und sie sollte sich für Änderungen am Infektionsschutzgesetz starkmachen: „Das Land muss eine Maskenpflicht im Unterricht anordnen können, wenn das Infektionsgeschehen das erfordert.“Die Schulen müssten mit Tests und Masken ausgestattet werden.
Im Koalitionsvertrag heißt es: „Wir werden alle möglichen Maßnahmen ergreifen, um Schulschließungen zu vermeiden.“Alle Schulen sollen befähigt werden, jederzeit Distanzunterricht anzubieten.
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