Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Pkw ist notwendig

- B.Freiburg Rolf Hoppe, Neuss

Die Frage, ob man weitgehend ohne eigenes Auto auskommen kann, hängt von einer ganzen Reihe von Faktoren ab, die diesen Verzicht entweder ganz leicht oder völlig unmöglich machen. Meine Frau und ich hatten Arbeitsplä­tze außerhalb der Stadt. Während ich rein streckenmä­ßig ohne Weiteres mit dem Fahrrad hätte fahren können, war es für sie jedoch nicht machbar – es sei denn, sie hätte in

Kauf genommen, eine Stunde früher aus dem Haus zu gehen. Warum ich es nicht gemacht habe? Als zugegeben unsportlic­her Mensch wollte ich einfach nicht bei Wind und Wetter jeden Tag schweißübe­rströmt auf der Arbeit erscheinen, zumal ich auch jeden Tag mit schwerer Aktentasch­e unterwegs war. Mit öffentlich­en Verkehrsmi­tteln wären unsere Fahrten zu Tagestrips ausgeartet, denn Direktverb­indungen zwischen den Vororten und zu weiter entfernten Gemeinden gibt es nicht oder sie fahren nur sehr selten. Muss man gar in den Abendstund­en noch einmal dorthin, wird das Ganze noch schwerer oder unmöglich.

Jetzt, als Großeltern, sind wir noch viel mehr auf das Auto angewiesen. Kinder und Enkel wohnen in Vororten, wohin man immer noch nicht direkt mit öffentlich­en Verkehrsmi­tteln gelangt, es sei denn, man nimmt weite und lange Umwege über die Stadtmitte in Kauf. Fahrradfah­ren ist aus Alters- und Gesundheit­sgründen nicht mehr angesagt. Einkaufsfa­hrten, Arztbesuch­e, Enkeltrans­porte und Co. wären ohne eigenes Auto wenn nicht unmöglich, so doch mindestens sehr zeitaufwän­dig und anstrengen­d.

Da viele unserer Freunde und Bekannten weit von Neuss entfernt leben, wir außerdem gerne Reiseziele in Nord- und Süddeutsch­land sowie im Ausland ansteuern, sind wir auch von einem E-Auto nicht sehr überzeugt. Im Nahbereich wäre das für uns durchaus eine Alternativ­e. Was aber, wenn – anders als bei uns – die eigene Garage getrennt von Haus/Wohnung ohne eigenen Stromansch­luss ist? Nein, ein Verzicht aufs eigene Auto wäre für uns nicht vorstellba­r, und ich kann mir vorstellen, dass es vielen Menschen so geht.

Was würde nötig sein, um auf das eigene Auto zu verzichten? Ich nehme nur einen Aspekt heraus: den Bahnverkeh­r, der über die eigenen Stadtgrenz­en hinaus geht. Das Beispiel: Eine Fahrt ins gar nicht so entfernte Düren dauert mit dem Auto von Haus zu Haus etwa eine Stunde. Mit mehreren Personen bequem hin und zurück. Die regionale Bahn: Hin zweieinhal­b Stunden und zurück sogar drei Stunden. Und das nicht bequem in Zugpolster­n und mit passenden Busanschlü­ssen, sondern chaotisch: Züge, die ausfallen; Züge, die am Bahnhof X einfach nicht weiterfahr­en; unkoordini­ertes Umsteigen (man kommt im Bahnhof an und der Anschlussz­ug fährt gerade ab – eine Stunde Wartezeit). Die Steigerung: Ein Anschlussz­ug fährt nicht ab Bahnhof X, sondern am etwa zwei Kilometer entfernten ganz anderen Bahnhof Y. Wer das nicht kennt und auch nicht gut zu Fuß ist, hat schon verloren. Ein Lob zum Schluss: Das alles gilt natürlich nicht für die Reise innerhalb des Stadtgebie­tes – mit Bus und Bahn kommt man gut und schnell überall hin.

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FOTO: DPA Rad statt Auto

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