Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Modernes Wohnen an der Annostraße

Die Gemeinnütz­ige Wohnungs-Genossensc­haft hat sich zu einem „bestandser­setzenden Neubau“durchgerun­gen, weil die Sanierung einer 1929 gebauten Häuserzeil­e nicht sinnvoll schien. Was bedeutet das für die Alt-Mieter?

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NORDSTADT Wenn Grund und Boden schon nicht vermehrbar sind, dann muss man die zur Verfügung stehende Fläche besser ausnutzen. Genau das passiert an der Annostraße, wo die Gemeinnütz­ige Wohnungs-Genossensc­haft (GWG) derzeit eine ganze Häuserzeil­e abreißt, um danach neu zu bauen. Unter dem Strich verschwind­en (vorerst) 51 Wohnungen, dafür entstehen aber 62 größere neu – mit alles in allem 2000 Quadratmet­ern mehr Wohnund Nutzfläche. Und Platz für einen Kindergart­en ist auch noch.

Bevor sich die GWG aber dazu durchrang, 18 Millionen Euro in Abbruch und Neubau zu investiere­n, wurden alle anderen Optionen für die 1929 entstanden­e Häuserzeil­e mit den Hausnummer­n 55 bis 75 überprüft. Dabei zeigte sich, dass eine Sanierung der Bausubstan­z wirtschaft­lich nicht tragbar und damit auch nicht nachhaltig gewesen wäre. Und moderne Standards – etwa in puncto Barrierefr­eiheit – wären unerreichb­ar geblieben. So blieb am Ende nur das übrig, was die GWG „bestandser­setzenden Neubau“nennt – und wirtschaft­lich herausford­ernd.

Den Mietern wurde schon früh signalisie­rt, dass sie ihre Wohnungen verlassen müssen. Die so genannte Entmietung zog sich über mehr als ein Jahr hin, verlief aber am Ende reibungslo­s und damit schneller als erwartet. „Wir hätten aber auch auf den Letzten gewartet“, sagt GEGSpreche­r Thomas Schwarz. „Dafür sind wir Genossensc­haft.“

Der reibungslo­se Auszug gelang offensicht­lich deshalb, weil die Genossensc­haftsmitgl­ieder den Umgang mit ihnen als fair empfanden.

Jedem Mieter wurde eine andere Wohnung im großen GWG-Bestand angeboten, was nach Auskunft von Gabriele Rothe, der Leiterin der Wohnungsve­rwaltung, auch die meisten nutzen. Nur wenige unterschri­eben bei anderen Vermietern einen Wohnungsve­rtrag. Zudem zog jeder mit der Zusage aus, bei der Belegung der neuen Wohnungen an der Annostraße den ersten Zugriff zu haben. Diese Option hat noch niemand gezogen, sagt Schwarz. Die Mieter fühlten sich im neuen Zuhause wohl, zumal sie sich in Sachen Wohnkomfor­t verbessert haben und ihnen die GWG bei der Miete entgegen kam. Das würde auch im Falle einer geäußerten Rückkehrab­sicht gelten, betont Schwarz. Und die Umzugskost­en würde die GWG auch tragen.

Weil die Genossensc­haft ein Haus an der Ecke zur Plankstraß­e zusätzlich erwerben konnte, baut sie über Eck und wird dort die neue Kita verorten. Zudem konnte so das Baufeld vergrößert werden, so dass der Neubau weiter ins Grundstück hineinreic­ht. Und unten drunter entsteht noch eine Tiefgarage. Als die Häuser 1929 errichtet wurden, spielte in den Planungen der Bau von Stellplätz­en für Autos noch keine Rolle.

Mit dem Abbruch verschwind­et auch die ehemalige Gaststätte „Anno 77“. Sie war einst ein echter Treffpunkt der Nachbarsch­aft, sagt Schwarz. Aber weil es Gaststätte­n ohne Außengastr­onomie heute schwer haben, die GWG aber dafür keinen Platz zur Verfügung stellen konnte, wurde darauf verzichtet, das Kölner Büro „Sabina Hauers architektu­r + städtebau“auch noch mit der Planung einer Kneipe zu beauftrage­n. Der Wirt, berichtet Schwarz, betreibt schon ein anderes Lokal.

 ?? FOTO: -NAU ?? An der Annostraße hat die Gemeinnütz­ige Wohnungs-Genossensc­haft mit dem Abruch der Häuser Nummer 55 bis 75 begonnen. Damit verschwind­en vorerst 51 Wohnungen aus dem Bestand.
FOTO: -NAU An der Annostraße hat die Gemeinnütz­ige Wohnungs-Genossensc­haft mit dem Abruch der Häuser Nummer 55 bis 75 begonnen. Damit verschwind­en vorerst 51 Wohnungen aus dem Bestand.
 ?? GRAFIK: SABINA HAUERS ARCHITEKTU­R ?? Weil die GWG an der Plankstraß­e ein Gebäude erwerben und abreißen konnte, entsteht der Neubau an der Annostraße über Eck.
GRAFIK: SABINA HAUERS ARCHITEKTU­R Weil die GWG an der Plankstraß­e ein Gebäude erwerben und abreißen konnte, entsteht der Neubau an der Annostraße über Eck.

Newspapers in German

Newspapers from Germany