Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Modernes Wohnen an der Annostraße
Die Gemeinnützige Wohnungs-Genossenschaft hat sich zu einem „bestandsersetzenden Neubau“durchgerungen, weil die Sanierung einer 1929 gebauten Häuserzeile nicht sinnvoll schien. Was bedeutet das für die Alt-Mieter?
NORDSTADT Wenn Grund und Boden schon nicht vermehrbar sind, dann muss man die zur Verfügung stehende Fläche besser ausnutzen. Genau das passiert an der Annostraße, wo die Gemeinnützige Wohnungs-Genossenschaft (GWG) derzeit eine ganze Häuserzeile abreißt, um danach neu zu bauen. Unter dem Strich verschwinden (vorerst) 51 Wohnungen, dafür entstehen aber 62 größere neu – mit alles in allem 2000 Quadratmetern mehr Wohnund Nutzfläche. Und Platz für einen Kindergarten ist auch noch.
Bevor sich die GWG aber dazu durchrang, 18 Millionen Euro in Abbruch und Neubau zu investieren, wurden alle anderen Optionen für die 1929 entstandene Häuserzeile mit den Hausnummern 55 bis 75 überprüft. Dabei zeigte sich, dass eine Sanierung der Bausubstanz wirtschaftlich nicht tragbar und damit auch nicht nachhaltig gewesen wäre. Und moderne Standards – etwa in puncto Barrierefreiheit – wären unerreichbar geblieben. So blieb am Ende nur das übrig, was die GWG „bestandsersetzenden Neubau“nennt – und wirtschaftlich herausfordernd.
Den Mietern wurde schon früh signalisiert, dass sie ihre Wohnungen verlassen müssen. Die so genannte Entmietung zog sich über mehr als ein Jahr hin, verlief aber am Ende reibungslos und damit schneller als erwartet. „Wir hätten aber auch auf den Letzten gewartet“, sagt GEGSprecher Thomas Schwarz. „Dafür sind wir Genossenschaft.“
Der reibungslose Auszug gelang offensichtlich deshalb, weil die Genossenschaftsmitglieder den Umgang mit ihnen als fair empfanden.
Jedem Mieter wurde eine andere Wohnung im großen GWG-Bestand angeboten, was nach Auskunft von Gabriele Rothe, der Leiterin der Wohnungsverwaltung, auch die meisten nutzen. Nur wenige unterschrieben bei anderen Vermietern einen Wohnungsvertrag. Zudem zog jeder mit der Zusage aus, bei der Belegung der neuen Wohnungen an der Annostraße den ersten Zugriff zu haben. Diese Option hat noch niemand gezogen, sagt Schwarz. Die Mieter fühlten sich im neuen Zuhause wohl, zumal sie sich in Sachen Wohnkomfort verbessert haben und ihnen die GWG bei der Miete entgegen kam. Das würde auch im Falle einer geäußerten Rückkehrabsicht gelten, betont Schwarz. Und die Umzugskosten würde die GWG auch tragen.
Weil die Genossenschaft ein Haus an der Ecke zur Plankstraße zusätzlich erwerben konnte, baut sie über Eck und wird dort die neue Kita verorten. Zudem konnte so das Baufeld vergrößert werden, so dass der Neubau weiter ins Grundstück hineinreicht. Und unten drunter entsteht noch eine Tiefgarage. Als die Häuser 1929 errichtet wurden, spielte in den Planungen der Bau von Stellplätzen für Autos noch keine Rolle.
Mit dem Abbruch verschwindet auch die ehemalige Gaststätte „Anno 77“. Sie war einst ein echter Treffpunkt der Nachbarschaft, sagt Schwarz. Aber weil es Gaststätten ohne Außengastronomie heute schwer haben, die GWG aber dafür keinen Platz zur Verfügung stellen konnte, wurde darauf verzichtet, das Kölner Büro „Sabina Hauers architektur + städtebau“auch noch mit der Planung einer Kneipe zu beauftragen. Der Wirt, berichtet Schwarz, betreibt schon ein anderes Lokal.