Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Stadt beschränkt fossile Brennstoffe
Städtische Neubauten sollen künftig ohne Heizungen mit fossilen Brennstoffen wie Gas oder Öl auskommen. Ein entsprechender Antrag der schwarz-grünen Koalition wurde im Stadtrat beschlossen.
KAARST Die Stadt Kaarst hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2045 klimaneutral zu sein. Nun wurde ein erster Schritt gemacht, um dieses Ziel zu erreichen. Im Stadtrat wurde ein Antrag der schwarz-grünen Koalition angenommen, nach dem die Stadt bei Neubauten auf Heizungen mit fosslien Brennstoffen wie Heizöl oder Erdgas verzichtet.
Sollten allerdings wirtschaftliche oder technische Aspekte sowie bestimmte Rahmenbedingungen diesem Grundsatz im Wege stehen, soll die Stadt Ausnahmen machen können. Auch für Gebäude, die durch Investoren im Auftrag der Stadt zur langfristigen Nutzung durch die Stadt errichtet werden, soll dieser Grundsatz gelten. „Bei signifikanter Einschränkung des in Frage kommenden Bieterkreises kann von dem zuvor beschlossenen Grundsatzbeschluss abgewichen werden“, heißt es in dem Beschlussvorschlag der Verwaltung im Stadtrat. Über mögliche Abweichungen dieses Beschlusses kann der Stadtrat nach Vorberatung in den Fachausschüssen entscheiden.
Dominik Broda ist sich sicher, dass dieser Beschluss helfen kann, das große Ziel zu erreichen. Mehr noch: „Klar ist auch: wenn man sich damit auseinandersetzt, muss man auch über die Bestandsgebäude in nächster Zeit nachdenken“, sagte der Fraktionsvorsitzende der Grünen. Broda gab Beispiele, wie es in anderen Ländern läuft. In Dänemark sei der Einbau solcher Heizungen seit 2013 verboten, in den Niederlanden seit 2018.
In Österreich sind Ölheizungen seit 2020 verboten, der Einbau von Gasheizungen wird im Jahr 2023 nicht mehr gestattet sein. „Da diese Länder auch weiterhin Rathäuser, Turnhallen und Kitas bauen, scheinen keine technsichen Gründe gegen einen Ausschluss fossiler Energieträger zu sprechen“, so Broda. Ein weiterer Grund sei der aktuelle Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine. Dieser habe gezeigt, wie abhängig Deutschland von Erdgas im Allgemeinen und insbesondere von russischem Erdgas ist. Zwar versuche die Bundesregierung derzeit, alternative Lieferanten zu finden. „Aber entweder haben diese Lieferanten ein ähnliches Verhältnis zu Menschenrechten wie Russland, nämlich Katar, oder nutzen die umweltschädliche Fracking-Methode wie die USA und Kanada.“Erdgas werde nie wieder so günstig sein, wie es einmal war. Broda: „Daher ist es aus unserer Sicht ökomonisch und ökologisch unverantwortlich, Gebäude weiter mit Gasheizungen auszurüsten.“Die CDU brachte auch den wirtschaftlichen Aspekt ein. „Wir sind davon überzeugt, dass es langfristig zum Vorteil der Stadt sein wird. Wir werden damit Geld einsparen“, sagte Ingo Kotzian (CDU).
In den städtischen Neubauten sollen daher künftig nur noch Heizungen eingebaut werden, die auf Basis erneuerbarer Energien laufen. Als Beispiel nennen CDU und Grüne in ihrem Antrag Wärmepumpensysteme. Darauf hat die Stadt bereits beim Bau der neuen Gesamtschule Büttgen sowie der Kita Birkhofstraße gesetzt.
Die Stadt sieht in der Nutzung von Solarenergie da größte Emissions-Einsparpotenzial. Im Einzelfall könne es je nach Bauvorhaben aber eine andere Bewertung geben. „So könnte beispielsweise die Warmwasserversorgung eines Gebäudes mit Wohnnutzung in einer hybriden Heizungslösung effizienter sein, als ein System mit PV-Anlage und Wärmepumpe. Auch Wasserstoff sollte als alternativer Energieträger weiterhin in Planvorhaben mitgedacht werden können“, heißt es in der Beschlussvorlage.