Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Stadt beschränkt fossile Brennstoff­e

Städtische Neubauten sollen künftig ohne Heizungen mit fossilen Brennstoff­en wie Gas oder Öl auskommen. Ein entspreche­nder Antrag der schwarz-grünen Koalition wurde im Stadtrat beschlosse­n.

- VON STEPHAN SEEGER

KAARST Die Stadt Kaarst hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2045 klimaneutr­al zu sein. Nun wurde ein erster Schritt gemacht, um dieses Ziel zu erreichen. Im Stadtrat wurde ein Antrag der schwarz-grünen Koalition angenommen, nach dem die Stadt bei Neubauten auf Heizungen mit fosslien Brennstoff­en wie Heizöl oder Erdgas verzichtet.

Sollten allerdings wirtschaft­liche oder technische Aspekte sowie bestimmte Rahmenbedi­ngungen diesem Grundsatz im Wege stehen, soll die Stadt Ausnahmen machen können. Auch für Gebäude, die durch Investoren im Auftrag der Stadt zur langfristi­gen Nutzung durch die Stadt errichtet werden, soll dieser Grundsatz gelten. „Bei signifikan­ter Einschränk­ung des in Frage kommenden Bieterkrei­ses kann von dem zuvor beschlosse­nen Grundsatzb­eschluss abgewichen werden“, heißt es in dem Beschlussv­orschlag der Verwaltung im Stadtrat. Über mögliche Abweichung­en dieses Beschlusse­s kann der Stadtrat nach Vorberatun­g in den Fachaussch­üssen entscheide­n.

Dominik Broda ist sich sicher, dass dieser Beschluss helfen kann, das große Ziel zu erreichen. Mehr noch: „Klar ist auch: wenn man sich damit auseinande­rsetzt, muss man auch über die Bestandsge­bäude in nächster Zeit nachdenken“, sagte der Fraktionsv­orsitzende der Grünen. Broda gab Beispiele, wie es in anderen Ländern läuft. In Dänemark sei der Einbau solcher Heizungen seit 2013 verboten, in den Niederland­en seit 2018.

In Österreich sind Ölheizunge­n seit 2020 verboten, der Einbau von Gasheizung­en wird im Jahr 2023 nicht mehr gestattet sein. „Da diese Länder auch weiterhin Rathäuser, Turnhallen und Kitas bauen, scheinen keine technsiche­n Gründe gegen einen Ausschluss fossiler Energieträ­ger zu sprechen“, so Broda. Ein weiterer Grund sei der aktuelle Angriffskr­ieg Russlands auf die Ukraine. Dieser habe gezeigt, wie abhängig Deutschlan­d von Erdgas im Allgemeine­n und insbesonde­re von russischem Erdgas ist. Zwar versuche die Bundesregi­erung derzeit, alternativ­e Lieferante­n zu finden. „Aber entweder haben diese Lieferante­n ein ähnliches Verhältnis zu Menschenre­chten wie Russland, nämlich Katar, oder nutzen die umweltschä­dliche Fracking-Methode wie die USA und Kanada.“Erdgas werde nie wieder so günstig sein, wie es einmal war. Broda: „Daher ist es aus unserer Sicht ökomonisch und ökologisch unverantwo­rtlich, Gebäude weiter mit Gasheizung­en auszurüste­n.“Die CDU brachte auch den wirtschaft­lichen Aspekt ein. „Wir sind davon überzeugt, dass es langfristi­g zum Vorteil der Stadt sein wird. Wir werden damit Geld einsparen“, sagte Ingo Kotzian (CDU).

In den städtische­n Neubauten sollen daher künftig nur noch Heizungen eingebaut werden, die auf Basis erneuerbar­er Energien laufen. Als Beispiel nennen CDU und Grüne in ihrem Antrag Wärmepumpe­nsysteme. Darauf hat die Stadt bereits beim Bau der neuen Gesamtschu­le Büttgen sowie der Kita Birkhofstr­aße gesetzt.

Die Stadt sieht in der Nutzung von Solarenerg­ie da größte Emissions-Einsparpot­enzial. Im Einzelfall könne es je nach Bauvorhabe­n aber eine andere Bewertung geben. „So könnte beispielsw­eise die Warmwasser­versorgung eines Gebäudes mit Wohnnutzun­g in einer hybriden Heizungslö­sung effiziente­r sein, als ein System mit PV-Anlage und Wärmepumpe. Auch Wasserstof­f sollte als alternativ­er Energieträ­ger weiterhin in Planvorhab­en mitgedacht werden können“, heißt es in der Beschlussv­orlage.

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FOTO: DPA Die Stadt soll künftig bei Neubauten auf Heizungen mit fosslien Brennstoff­en wie Heizöl oder Erdgas verzichten.

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