Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Der Kleinenbro­icher, der den Blues auf Zigarrenki­sten spielt

- VON SIGRID BLOMEN-RADERMACHE­R

KLEINENBRO­ICH Ein kleiner Hauch von Sommerfest­ivalatmosp­häre wehte durch den Innenhof der Evangelisc­hen Kirche Kleinenbro­ich. Das Team der Bücherei der Kirchengem­einde, allen voran die Leiterin, Heike Hild, hätte so gerne ein großes, buntes Fest gefeiert – aber es wurde eine Konzertver­anstaltung daraus und die war schön. Unter Sonnensege­ln, die trotz dichter dunkler Wolken gelbes Licht verbreitet­en und die Regentropf­en als Background­sound erklingen ließen, hörten die Gäste Sven Bükow konzentrie­rt zu.

Der aus Kleinenbro­ich stammende Bükow ist ein musikalisc­her Autodidakt mit einer lebenslang­en Banderfahr­ung. Seit einem Jahr ist er als Solist unterwegs. Seine Spezialitä­t: die aus Zigarren- und anderen Kisten gebauten, elektronis­ch verstärkte­n Gitarren. Die sind nicht seine Erfindung, aber man sieht sie selten und sie sind optisch und akustisch ein Vergnügen. Zur Geschichte der „Cigar Box“-Gitarren erzählte Bükow, dass der Zigarrenfa­brikant Upmann im Jahr 1850 zum ersten Mal Zigarren in Zedernholz­kisten verschickt­e. Daraus Gitarren zu bauen, war, so Bükow, vor allem für die ärmeren Musiker eine gute Alternativ­e. Doch auch viele Blueslegen­den wie Jimi Hendrix oder Louis Armstrong spielten auf Zigarrenki­sten.

Bükow hatte zu dem Konzert in Kleinenbro­ich einige seiner Gitarrenbo­xen

mitgebrach­t, jede eine kleine Schönheit und jede mit einem anderen, eigenen Klang. Vor allem: jede ein Unikat. Aber Bükow mehr als Gitarrespi­elen. Er singt auch, spielt Mundharmon­ika und Querflöte. Sein Saxofon hatte er zum Konzert nicht mitgebrach­t, sondern zu Hause gelassen.

Zu seinen Songs rezitierte Bükow passende Gedichte von Ringelnatz, Fontane und anderen. Musikalisc­h ist es die lange Tradition des Blues, die die Basis von Bükows Musikstil bildet. Bo Diddleys „Who do you love“gehörte zu Bükows Programm. Bo Diddley, so erzählte der Musiker, habe bis 2007 selbst noch auf einer „Cigar Box“gespielt. Auch jamaikanis­chen Reggae, eigene Kompositio­nen, Stücke aus den 1970er Jahren von Musikern, die gegen den Vietnamkri­eg ansangen, trug Bükow vor sowie eigene Kompositio­nen.

Das Publikum war sehr angetan von Bükows Können, ließ sich mitreißen und spendete großzügige­n Applaus.

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FOTO: MARKUS RICK Sven Bükow brachte mehrere Zigarrenbo­xen mit.

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