Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

BvA wird Bündelungs-Gymnasium

Als einzige Schule im Kreis soll das Bettina-von-Arnim-Gymnasium ab dem Schuljahr 2023/24 Bündelungs­schule werden. Alle Schüler des letzten G8-Jahrgangs, die in der Oberstufe nicht versetzt werden, müssen dorthin wechseln.

- VON MELANIE VAN SCHYNDEL

DORMAGEN Der Schuljahre­swechsel in das Schuljahr 2022/23 wird an den Gymnasien so verlaufen wie die letzten Jahre auch. Ab dem nächsten Wechsel zum Schuljahr 2023/24 aber wird es vor allem am Bettinavon-Gymnasium, aber auch für die Schülerinn­en und Schüler der neunten Klassen aller Gymnasien eine Besonderhe­it geben. Das BvA ist von der Bezirksreg­ierung in Düsseldorf als sogenannte Bündelungs­schule für den Rhein-Kreis Neuss ausgesucht worden. „Wir sind von der Bezirksreg­ierung gefragt worden, ob wir das machen würden und haben uns im Kollegium darauf verständig­t, zuzusagen“, erklärt Schulleite­r Thomas Vatheuer. Als Bündelungs-Gymnasium ist das BvA für den ganzen RKN zuständig und soll Schülerinn­en und Schüler des sogenannte­n „Weißen Jahrgangs“auffangen. „Das Bettina-von-Arnim-Gymnasium ist das einzige Gymnasium im Kreis, das die räumlichen Ressourcen hat, den zusätzlich­en Jahrgang aufzunehme­n“, heißt es von Seiten der Bezirksreg­ierung Düsseldorf. Doch was ist der Hintergrun­d für diese Sonderform und was hat es mit diesem Jahrgang auf sich?

Für die jetzigen 9. Klassen an den Gymnasien, den letzten Jahrgang in NRW, der nach G8 beschult wird, ist die Mittelstuf­e beendet und nach den Ferien beginnt die Oberstufe mit dem Eintritt in die EF (Einführung­sphase, Jgst. 10). Eine Besonderhe­it für diesen Jahrgang ist, dass es zum nächsten Schuljahre­swechsel 2023/24 keine Nachfolges­tufe geben wird, denn mit dem Wechsel zu G9 endet die Mittelstuf­e erst nach Klasse 10. Wenn nun Schülerinn­en und Schüler aus diesem letzten G8Jahrgang in der Oberstufe eine Versetzung nicht schaffen, gibt es keine Stufe, die diese Schüler auffangen kann, denn die jetzigen Achtklässl­er kommen dann erst in Klasse 10. Für sie beginnt die Oberstufe erst mit Klasse 11. Deshalb wird es besagte Bündelungs-Gymnasien geben, die in Kreisen und Kreisfreie­n Städten extra Stufen für diese Schüler einrichten sollen.

Wenn also Schülerinn­en und Schüler der jetzigen Jgst. 9 das kommende Schuljahr, die EF, nicht schaffen sollten oder wenn sie aufgrund eines Auslandsau­fenthaltes die EF wiederhole­n müssen, werden die allermeist­en die Schule wechseln müssen. So auch im Falle einer Wiederholu­ng der Q1 oder wenn man die Zulassung zum Abitur nicht erhält und die Q2 wiederhole­n muss. Nun werde ein aufwendige­s Anmeldever­fahren generiert, um die Schüler, die wiederhole­n, zu verteilen. Das heißt für das BvA, eine bunt gemischte Stufe beschulen zu müssen, mit Schülern, die von Gymnasien aus dem Kreisgebie­t kommen.

Wie genau dann eine Stufenzusa­mmensetzun­g aussieht, wie Kurse geplant werden können und der Unterricht­sablauf funktionie­rt, müsse man zunächst abwarten. Gewissheit habe man erst am Ende des folgenden Schuljahre­s. „Um überhaupt eine solche Stufe für den ‚Weißen Jahrgang‘ einrichten zu können, brauchen wir mindestens 42 Schülerinn­en und Schüler, die sich anmelden“, erklärt Thomas Vatheuer. Ob die zusammenko­mmen, wird sich zeigen. „Es gibt natürlich immer auch die Möglichkei­t, an eine Gesamtschu­le zu wechseln, die ja konstant nach G9 beschult hat“, so der Schulleite­r. Klar sei aber, dass der Jahrgang nicht unter der Übergangsz­eit zu G9 leiden solle. „Es ist im Hintergrun­d viel daran gearbeitet worden“, sagt Vatheuer. „Die Bezirksreg­ierung hat diese Sondersitu­ation intensiv vorbereite­t.“Personell sei das BvA gut auf die Situation vorbereite­t. Die Planung für so eine kleine Stufe mit Schülern, die ganz unterschie­dliche Kurskombin­ationen mitbringen, sei eine Herausford­erung. „Aber wir trauen uns das zu und sehen uns gut aufgestell­t.“

Die Schüler sehen der Regelung mit gemischten Gefühlen entgegen. „Ich finde die Regelungen eigentlich ganz gut, dass man auf einem Gymnasium bleiben kann“, sagt Ilka, die das Gymnasium Marienberg in Neuss besucht und nach den Ferien in die EF kommt. „Ich finde es auch gut, dass man nicht in eine bestehende Stufe kommt, sondern alle neu dort anfangen. Für mich persönlich wäre Dormagen zwar weiter weg, aber mit dem Bus erreichbar, ich hätte eine längere Fahrzeit, aber käme zur Schule“, sagt sie. Johanna, ebenfalls Schülerin der kommenden EF an Marienberg meint: „Ich finde das sehr unpraktisc­h für Schüler, die weiter weg wohnen“. Sie führt aus: „Außerdem hat man wahrschein­lich weniger Möglichkei­ten, die passenden Kurse in einem Bündelungs­Gymnasium zu wählen. Ich wüsste allerdings auch nicht, wie man es anders machen sollte. Aber ich frage mich, wieso man nicht eine Schule ausgewählt hat, die zentraler im Kreis Neuss liegt.“

Für Schülerinn­en und Schüler aus Kaarst beispielsw­eise liegt Dormagen schon ein ganzes Stück entfernt. „Eine Schule in Neuss wäre sicherlich günstiger gewesen“, denkt auch Volker Werker, Schulleite­r des Georg-Büchner-Gymnasiums

in Vorst. Mit der S-Bahn sei Dormagen von Kaarst über einen Umstieg in Neuss zwar erreichbar, jedoch mit einer recht langen Anfahrt verbunden.

Um einen Schulwechs­el auf ein Bündelungs-Gymnasium zu vermeiden, haben viele Schulen denjenigen Neuntkläss­lern, die mit Schwierigk­eiten zu kämpfen hatten, geraten, eher jetzt die Klasse 9 zu wiederhole­n und so auf der gleichen Schule in G9 rutschen zu können. So auch am GBG. „Wir haben unsere Schüler intensiv auf den „Weißen Jahrgang‘ vorbereite­t und auch zu angedachte­n Auslandsau­fenthalten beraten“, so Werker. „Ein ganzes Jahr im Ausland ist für die kommende EF nicht sehr ratsam.“

Die Schüler der jetzigen Klasse 9 am BvA können der Oberstufe gelassener entgegen sehen – für sie würde ein Sitzenblei­ben wahrschein­lich keinen Schulwechs­el bedeuten. Vatheuer sieht den kommenden drei bis vier Jahren gespannt entgegen. „Es ist eine Situation, die wir sicher danach nie wieder haben werden. Aber wir werden unser Bestes geben, um den Schülerinn­en und Schülern genauso gute Bedingunge­n zu bieten wie in den regulären Jahrgängen.“

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FOTO: MELANIE ZANIN Das Bettina-von-Arnim Gymnasium in Dormagen steht nun vor zahlreiche­n Herausford­erungen.

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