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Steuer-Software „Elster“in der Kritik

Steuerzahl­erbund und Opposition in NRW verlangen eine Reform des Portals. Dieses sei nicht benutzerfr­eundlich und treibe die Bürger damit in kostenpfli­chtige Angebote. Das Ministeriu­m sieht keinen weiteren Handlungsb­edarf.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF Die FDP im Düsseldorf­er Landtag verlangt eine grundsätzl­iche Reform des Steuerport­als „Elster“, das aus ihrer Sicht zu komplizier­t ist und deshalb die Bürger in die Arme von Fintechs treibe, die dann die schwierige Sprache verständli­ch übersetzte­n, sich diesen Service aber auch bezahlen lassen. Für die Seite verantwort­lich ist das Bayerische Landesamt für Steuern. Vor einer Woche musste die Plattform vom Netz genommen werden, weil sie unter dem Ansturm der Bürger, die ihre Daten für die neue Grundsteue­r hinterlege­n wollten, zusammenge­brochen war. Die Grundsteue­rdaten müssen bis 31. Oktober übermittel­t werden.

Doch die FDP stört sich nicht nur an dem Vorfall im Zusammenha­ng mit der Grundsteue­r. Sie sieht in der rasanten Zunahme von Drittanbie­ter-Dienstleis­tern für die allgemeine Online-Steuererkl­ärung eine Folge der mangelhaft­en Nutzerfreu­ndlichkeit des offizielle­n Portals: „Unzureiche­nde

Angebote der Finanzverw­altung dürfen nicht der Grund für die Explosion von Start-ups in der Fintech-Branche sein“, sagte FDP-Fraktionsv­ize Ralf Witzel unserer Redaktion: „Der Staat sollte nicht schlechter sein als Tüftler in ihrer Garagenwer­kstatt.“

Drittanbie­ter wie etwa „TaxFix“, „Steuergott“, „WunderTax“, „SmartSteue­r“, „ExpressSte­uer“oder „KlarTax“greifen zur Übermittlu­ng der Steuerdate­n auf die Schnittste­llen des „Elster“-Portals der Finanzverw­altung zu. Im Gegensatz zu „Elster“verspreche­n die externen Dienstleis­ter aber besonders unkomplizi­erte Hilfe bei der Steuererkl­ärung.

Die FDP warnt vor den Risiken eines allzu arglosen Umgangs mit den eigenen Daten: „Die datenschut­zrechtlich­en Bedenken sind erheblich, wenn anonyme Dritte Zugriff auf hochsensib­le Steuerdate­n haben. Die Verzweiflu­ng vieler Bürger über schlechte öffentlich­e Onlineange­bote gefährdet zunehmend das Steuergehe­imnis“, sagt Witzel.

Anspruch sollte es aus Sicht der FDP aber stets sein, dass Bürger auch die offizielle­n Angebote der Finanzverw­altung anwenderfr­eundlich unter Wahrung neuester und höchster Datenschut­zstandards nutzen können. Finanzämte­r sollten sich zudem nicht länger freuen, wenn Steuerzahl­er selber nicht auf legale Möglichkei­ten zur Steuerersp­arnis

aufmerksam werden. Rückendeck­ung bekommt die FDP vom Bund der Steuerzahl­er in NRW. Deren Vorsitzend­er, Rik Steinheuer, sagte unserer Redaktion, „Elster“sei kein selbsterkl­ärendes Programm: „Deswegen ist es verständli­ch, dass umtriebige Fintechs in diese Lücke hineinstoß­en. Allein für die Grundsteue­r hat die NRW-Finanzverw­altung ein 24-seitiges PDF als Klickanlei­tung herausgebe­n müssen.“Das zeige schon die enorme Komplexitä­t.

Steinheuer kritisiert­e, dass der Staat die Verwendung elektronis­cher Formulare zugleich für die Otto-Normal-Bürger immer häufiger zur Pflicht mache. „Dann müssen die Plattforme­n nicht nur funktionie­ren, dann müssen sie auch niedrigsch­wellig und verständli­ch sein. Derzeit sind selbst die Erläuterun­gen, die es bei ‚Elster‘ gibt, in einem solchen Bürokraten­deutsch verfasst, dass sie allenfalls von Steuerrech­ts-Experten verstanden werden.“Der Bund der Steuerzahl­er habe die Erwartung, dass „Elster“ weiterentw­ickelt werde: „Vom Optimum sind wir ja, wie wir in den vergangene­n Tagen feststelle­n konnten, weit entfernt.“Steinheuer appelliert­e in Sachen Verbesseru­ng der Benutzerfr­eundlichke­it ans Land: „Da erwarte ich vom neuen Finanzmini­ster mehr Einsatz.“

Aus dem NRW-Finanzmini­sterium hieß es, die Nutzerfreu­ndlichkeit von „Elster“werde laufend verbessert. „Dazu gehört auch, dass an der sogenannte­n User Experience stetig weitergear­beitet wird. Auch wurden zuletzt zielgruppe­norientier­te Angebote wie zum Beispiel ,Einfach Elster‘, ein Service speziell für Rentnerinn­en und Rentner sowie für Pensionäri­nnen und Pensionäre, geschaffen“erklärte ein Sprecher. In NRW starte demnächst in ausgewählt­en Finanzämte­rn die Möglichkei­t zur direkten „Elster“-Registrier­ung vor Ort: „Darüber hinaus stehen den Bürgerinne­n und Bürgern telefonisc­h Elster-Ansprechpe­rsonen in den Finanzämte­rn zur Verfügung“, so der Ministeriu­mssprecher.

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