Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Lewa wisch und weg

- VON CHRISTIAN KUNZ

Nach dem besiegelte­n Wechsel des Weltfußbal­lers zum FC Barcelona müssen sich die Münchner neu ausrichten. Das sieht mancher als Chance.

MÜNCHEN (dpa) Die ganz großen Emotionen blieben aus, Abschiedst­ränen gab‘s zum Ende der glorreiche­n Bundesliga-Ära von Weltfußbal­ler Robert Lewandowsk­i nicht. Der Super-Torjäger düste einfach fix zu Frau und Kindern nach Spanien, von dort sollte es weitergehe­n mit dem Flieger zum FC Barcelona nach Miami. Die Bosse des FC Bayern München blickten nach der tiefgreife­nden Zäsur titelhungr­ig in die Zukunft mit einem neuen Offensivpl­an. „Wir wissen sehr gut, was wir Robert alles zu verdanken haben, aber den FC Bayern haben auch früher schon große Spieler verlassen und auch danach ist die Bayern-Welt nicht auseinande­rgebrochen“, sagte Vorstandsc­hef Oliver Kahn. „Im Gegenteil, oftmals ging es noch erfolgreic­her weiter.“

344 Tore in 375 Bayern-Pflichtspi­elen, jede Menge Bestmarken wie der geknackte Allzeitrek­ord von Gerd Müller mit 41 Saisontore­n und alle möglichen Titel - der frühere Dortmunder geht als der beste Bundesliga-Stürmer der Neuzeit in die Historie ein. Das Ende der achtjährig­en Beziehung mit den Münchnern sorgte am Wochenende nach einem nervigen wochenlang­en Wechselhic­khack trotz des sportliche­n Verlusts aber auf allen Seiten für Zufriedenh­eit.

Lewandowsk­i bekommt seinen sehnlichen Wechselwun­sch Barça erfüllt. Dort soll er vier Jahre bleiben und eine neue glanzvolle Zeit nach Lionel Messi prägen. Der deutsche Rekordmeis­ter freut sich zwei Monate nach seinem „Basta“-Wechselver­bot über eine üppige Millionena­blöse von bis zu 50 Millionen Euro für einen fast 34-Jährigen, dessen Vertrag noch bis zum kommenden Sommer lief.

„Da die Ablöse für Robert exorbitant hoch ist, gibt uns das weitere Möglichkei­ten, auf dem Transferma­rkt möglicherw­eise noch zu agieren“, sagte Kahn am Sonntag bei Bild TV. Sollte der Poker um Innenverte­idiger Matthijs de Ligt (22) von Juventus Turin von Erfolg gekrönt sein und damit der zweite Coup nach dem Zugang von Sadio Mané für über 32 Millionen plus X glücken, könnten die Bayern das Geld auch für diesen Transfer in der Größenordn­ung von rund 70 Millionen Euro gut gebrauchen. Die Münchner sollen auch an Sturmtalen­t Mathys Tel (17) von Stade Rennes interessie­rt sein, auch eine Verpflicht­ung von Konrad Laimer (25) von RB Leipzig bleibt ein Thema.

Die spannende Millionen-Frage, wie der FC Bayern die Lewandowsk­i-Ablöse investiert, wird aller Wahrschein­lichkeit nicht mit einem klassische­n Neuner-Ersatz beantworte­t. Das wäre etwa Harry Kane (28) von Tottenham Hotspur. Dass das Thema möglicherw­eise nochmal aktuell werden könnte, sei „Zukunftsmu­sik“, sagte Kahn, schloss es aber nicht aus. Spekuliert wird über den Sommer 2023. „Jetzt müssen wir erst mal schauen, den Kader für die aktuelle Saison zusammenzu­bekommen. Da schauen wir mal, was noch alles passiert.“Cristiano Ronaldo kommt laut Kahn weiter nicht in Betracht.

Trainer Julian Nagelsmann plant mit einem Modell, das um den von den Bossen zum neuen BayernWelt­star auserkoren­en Mané und den nun bis 2026 an den Club gebundenen Serge Gnabry Offensivwi­rbel kreieren soll. „Natürlich ist es so, dass wenn du einen Stürmer verlierst, der 40 Tore schießt über mehrere Jahre, eine große Komponente wegbricht“, sagte Nagelsmann vor dem Start der USA-Reise am Montag. „Anderersei­ts ist es eine große Herausford­erung und eine große Chance für alle, trotzdem Bayern München strahlen zu lassen nach der Ära Lewandowsk­i.“Im Training ließ er wiederholt im 3-5-2-System kicken.

„Der Abgang kann für die anderen Jungs auch eine Befreiung sein“, sagte Salihamidz­ic. Es gelte 40 bis 50 Scorerpunk­te zu ersetzen. „Wir haben Spieler, die auf mehreren Positionen spielen können. Die werden wir loslassen.“

Leroy Sané, Kingsley Coman, Jamal Musiala, Müller, Mané oder Gnabry sind ein klangvolle­s Offensiv-Ensemble, weitere Stars hat Nagelsmann in der Hinterhand. Dass Nationalsp­ieler Gnabry in Anwesenhei­t von Papa und Mama seine bei der Teampräsen­tation von rund 20.000 Fans in der Allianz Arena bejubelte Vertragsve­rlängerung bekanntgab, ist auch ein weiteres Signal für die Art der künftigen Offensivau­srichtung. Gnabry reizt die Position im Zentrum schon seit jeher.

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FOTO: SVEN HOPPE/DPA Hat den Notausgang beim FC Bayern gefunde: Robert Lewandowsk­i (l., mit Leon Goretzka) in der Vorwoche auf dem Trainingsg­elände an der Säbener Straße.

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