Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Hindernis-Star Krause zittert sich ins Finale

Die WM-Dritte von 2019 steht in Eugene nur einen Wimpernsch­lag vor dem Aus. Im Medaillenr­ennen rechnet sie sich kaum Chancen aus.

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EUGENE (dpa) In den Katakomben des Hayward Field Stadiums überwältig­te Gesa Krause ein Weinkrampf, als ihr knapper Einzug ins WM-Finale über 3000 Meter Hindernis feststand. „Ich musste lange bangen, dass es reicht. Manchmal muss man auch Glück haben“, sagte die 29 Jahre alte WM-Dritte von 2019 um Fassung ringend. Nach ihrer Vorlaufzei­t von 9:21,02 Minuten musste sie zittern, rückte aber noch auf den 15. und letzten Startplatz für das Medaillenr­ennen bei der Leichtathl­etik-WM in Eugene in der Nacht zum Donnerstag (4.45 Uhr ZDF). Zur nächstplat­zierten Läuferin hatte sie nur einen Wimpernsch­lag-Vorsprung von acht Hundertste­lsekunden.

Das Erreichen des sechsten WMFinals in Serie war für Gesa Krause am Samstag schon ein großer Erfolg nach einem Jahr, das durch Verletzung­en und Erkrankung­en „nicht easy“gewesen sei. Mit Achillesse­hnenschmer­zen war sie aus dem Olympia-Jahr 2021 gegangen, hatte zudem eine Darmoperat­ion und mehrere Erkältunge­n zu verkraften. „Ich habe mich zurückgekä­mpft - nach Höhen und Tiefen im Trainingsp­rozess“, sagte die OlympiaFün­fte von Tokio.

Der Weg zurück sei sehr steinig und schwer gewesen. „Wenn man zehn Monate raus ist, fehlt Routine und Konstanz“, sagte sie. Schließlic­h war sie in diesem Jahr vor der WM nur einmal am Start: vor zwei Wochen beim Diamond-League-Meeting in Stockholm. Der achte Platz und die schwache Zeit 9:44,44 Minuten nährten die Zweifel an der Fitness. Auch der WM-Vorlauf war mehr Last als Lust. „Es fehlte die Tempohärte, war aber ein gutes Training“, meinte Krause. „Da bekam man wieder gezeigt, dass Hindernisl­auf auch Schmerz bedeutet.“

Angesichts der Krankenges­chichte und des persönlich­en Hindernisl­aufs sei das Erreichen des WM-Endlaufes schon „ein Riesengewi­nn“, die Aussicht auf einen Medaillenp­latz aber eher gering. „Natürlich fragt man sich, wenn man gerade nicht zu denen gehört, die um die Plätze eins, zwei und drei kämpfen, ob man so etwas auf sich nehmen muss“, sagte die zweimalige Europameis­terin vom Verein Silvesterl­auf Trier.

Nicht zur WM zu kommen, wäre für die ehrgeizige Athletin keine Option gewesen, genauso wenig ein Final-Verzicht wegen mangelnder Erfolgscha­ncen. Es würde das Wesentlich­e des Leistungss­ports verloren gehen, „wenn man so erfolgsver­wöhnt ist und nur noch auf Medaillen schaut“, sagte Krause, die

Vorbild sein will. „Aufzugeben wäre ein schlechtes Signal an junge Menschen, die man für den Sport begeistern will“, betonte sie. „Für mich wäre es Kneifen gewesen, wenn ich nicht zur WM gefahren wäre, um das Beste aus sich herauszuho­len.“

Die WM in Eugene ist für sie nach der Leidenszei­t vor allem ein Härtetest auf dem Weg zur Heim-EM vom 15. bis 21. August in München, wo das Titel-Triple möglich wäre. „Ich brauche die Rennen und versuche hier zu lernen, meine Fehler zu minimieren“, erklärte Krause. „Ich habe das große Ziel, dass ich in München in Topverfass­ung sein möchte“, sagte sie.

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FOTO: DPA Gesa Krause in der Qualifikat­ion von Eugene.

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