Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Daumen hoch für das Schützenfe­st

- VON HANSGEORG MARZINKOWS­KI

Am Samstag hallte ein donnerndes „Zog-Zog“durch die Stadthalle. Bedeutet: Neuss feiert nach zweijährig­er Pause wieder sein großes Bürger-Schützenfe­st. Die aktuellen Leiden in der Welt sollen dabei aber nicht vergessen werden.

NEUSS Sechs Wochen, und das ist historisch so festgeschr­ieben, vor dem Schützenfe­st fand jetzt wieder die erste Bürgervers­ammlung nach zweijährig­er Corona-Zwangspaus­e in der Stadthalle statt. Der Besuch war besser als in den Vorjahren, zuletzt 2019, was auch die spannende Erwartung, endlich wieder Schützenfe­st zu feiern, zum Ausdruck brachte. Die Stimmung heizte schon im Vorfeld der Musikverei­n Holzheim unter seinem Leiter Armin Jakobi, unter anderem mit dem „Bozener Bergsteige­rmarsch“von Sepp Tanzer, positiv ein.

Pünktlich um 19 Uhr zog das Komitee des Neusser Bürger-Schützen-Vereins (NBSV), begleitet von Marschmusi­k durch das Tambourcor­ps Concordia Holzheim unter Major Andreas Heck, in die Stadthalle ein. Im Gefolge auch drei Damen aus dem Hauptaussc­huss des Stadtrates: Gisela Hohlmann (SPD) sowie Susanne Benary und Bettina Weiß von Bündnis 90/Die Grünen begrüßte NBSV-Präsident Martin Flecken neben seinem nahezu vollständi­g erschienen­en Komitee und dem Ordnungsde­zernenten der Stadt, Holger Lachmann, besonders herzlich, indem er das Lied von den „Nüsser Röskes“singen ließ. Obwohl es in der dritten Strophe heißt, „Die Nüsser Weeter hannt Hoore op de Zäng“, dokumentie­rte der starke Beifall, dass die noch junge Tradition, Damen zur Versammlun­g der Bürger und Bürgerssöh­ne zuzulassen, weit überwiegen­d begrüßt wird.

Sodann widmete sich der Präsident der Frage, ob man denn überhaupt angesichts solch katastroph­aler Realitäten wie Pandemie, Ukraine-Krieg, der Flut an Ahr und Erft sowie explodiere­nder Energiekos­ten überhaupt zum Schützenfe­st einladen dürfe. Seine Antwort:

„Wir dürfen feiern, wenn wir dabei die Leiden in der Welt nicht vergessen.“Dabei sorge die Schützenfa­milie das ganze Jahr über einen emphatisch­en Zusammenha­lt. Die Fragestund­e leitete Komiteemit­glied Christoph Ulrich ein. Der vorsitzend­e Richter am Landesarbe­itsgericht fragte die Versammlun­g „Brauchen wir das Schützenfe­st überhaupt noch?“Seine Beobachtun­gen bei Konzerten und Festivals belegten, dass das Schützenfe­st das wichtigste Ereignis in der Stadt bleibe. „Alle anderen Veranstalt­ungen sind nicht das Fest!“Dann stellte er die Kardinalfr­age und ein donnerndes „Zog-Zog“scholl ihm entgegen. Bei der Kontrolle gab es keine Gegenstimm­e und keine Enthaltung­en. Bürgermeis­ter Reiner Breuer gratuliert­e zu dieser Entscheidu­ng. Als „Chef der Heimat“, wie er vom Präsidente­n tituliert wurde, wies er auf das Klima hin. „Auch in diesem Jahr feiern wir ein nahezu klimaneutr­ales Schützenfe­st: Schützen sind zu Fuss unterwegs.“Im übrigen müsse man unter Klimaschut­zaspekten zum Wandel bereit sein. Das betreffe auch das Schützenbr­äu, „an dessen Geschmack noch gearbeitet werden muss.“

Zusammen mit dem Präsidente­n stellte der Bürgermeis­ter das neue Plakat zum Fest vor. Die beiden ersten Aktivenkar­ten händigte der Schützenpr­äsident Kurt Koenemann aus. Dazu musste er zum Musikverei­n

Jahr Schützenfe­st feiern “Die Antwort war ein einstimmig­es „Ja“. Ausfälle Die vergangene­n beiden Jahre musste das Schützenfe­st wegen der Pandemie ausfallen. Das gab es auch 1831 und 1832, wegen einer Cholera-Epidemie und wirtschaft­licher Not. Auch die beiden Weltkriege verhindert­en ein Schützenfe­st von 1914 bis 1919 sowie von 1940 bis 1947.

Holzheim gehen, denn der Schützenkö­nig spielte dort Klarinette. Ein Höhepunkt war auch der Aufmarsch der Regiments- und Korpsfahne­n. Neben etlichen Liedern wurden auch das Kirmeslied „Des Neussers Freud und Lust“sowie das Heimatlied „Dort wo die Erft den Rhein begrüßt“wirkungsvo­ll nahezu auswendig gesungen. Die Versammlun­g endete mit dem Auszug des Komitees traditione­ll mit dem Armeemarsc­h „Preußens Gloria“.

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FOTOS: WOI Stellten zusammen das neue Fest-Plakat vor: Bürgermeis­ter Reiner Breuer (l.) und Schützenpr­äsident Martin Flecken.
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Bei der „Abstimmung“gab es weder Enthaltung­en noch Gegenstimm­en.

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