Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Daumen hoch für das Schützenfest
Am Samstag hallte ein donnerndes „Zog-Zog“durch die Stadthalle. Bedeutet: Neuss feiert nach zweijähriger Pause wieder sein großes Bürger-Schützenfest. Die aktuellen Leiden in der Welt sollen dabei aber nicht vergessen werden.
NEUSS Sechs Wochen, und das ist historisch so festgeschrieben, vor dem Schützenfest fand jetzt wieder die erste Bürgerversammlung nach zweijähriger Corona-Zwangspause in der Stadthalle statt. Der Besuch war besser als in den Vorjahren, zuletzt 2019, was auch die spannende Erwartung, endlich wieder Schützenfest zu feiern, zum Ausdruck brachte. Die Stimmung heizte schon im Vorfeld der Musikverein Holzheim unter seinem Leiter Armin Jakobi, unter anderem mit dem „Bozener Bergsteigermarsch“von Sepp Tanzer, positiv ein.
Pünktlich um 19 Uhr zog das Komitee des Neusser Bürger-Schützen-Vereins (NBSV), begleitet von Marschmusik durch das Tambourcorps Concordia Holzheim unter Major Andreas Heck, in die Stadthalle ein. Im Gefolge auch drei Damen aus dem Hauptausschuss des Stadtrates: Gisela Hohlmann (SPD) sowie Susanne Benary und Bettina Weiß von Bündnis 90/Die Grünen begrüßte NBSV-Präsident Martin Flecken neben seinem nahezu vollständig erschienenen Komitee und dem Ordnungsdezernenten der Stadt, Holger Lachmann, besonders herzlich, indem er das Lied von den „Nüsser Röskes“singen ließ. Obwohl es in der dritten Strophe heißt, „Die Nüsser Weeter hannt Hoore op de Zäng“, dokumentierte der starke Beifall, dass die noch junge Tradition, Damen zur Versammlung der Bürger und Bürgerssöhne zuzulassen, weit überwiegend begrüßt wird.
Sodann widmete sich der Präsident der Frage, ob man denn überhaupt angesichts solch katastrophaler Realitäten wie Pandemie, Ukraine-Krieg, der Flut an Ahr und Erft sowie explodierender Energiekosten überhaupt zum Schützenfest einladen dürfe. Seine Antwort:
„Wir dürfen feiern, wenn wir dabei die Leiden in der Welt nicht vergessen.“Dabei sorge die Schützenfamilie das ganze Jahr über einen emphatischen Zusammenhalt. Die Fragestunde leitete Komiteemitglied Christoph Ulrich ein. Der vorsitzende Richter am Landesarbeitsgericht fragte die Versammlung „Brauchen wir das Schützenfest überhaupt noch?“Seine Beobachtungen bei Konzerten und Festivals belegten, dass das Schützenfest das wichtigste Ereignis in der Stadt bleibe. „Alle anderen Veranstaltungen sind nicht das Fest!“Dann stellte er die Kardinalfrage und ein donnerndes „Zog-Zog“scholl ihm entgegen. Bei der Kontrolle gab es keine Gegenstimme und keine Enthaltungen. Bürgermeister Reiner Breuer gratulierte zu dieser Entscheidung. Als „Chef der Heimat“, wie er vom Präsidenten tituliert wurde, wies er auf das Klima hin. „Auch in diesem Jahr feiern wir ein nahezu klimaneutrales Schützenfest: Schützen sind zu Fuss unterwegs.“Im übrigen müsse man unter Klimaschutzaspekten zum Wandel bereit sein. Das betreffe auch das Schützenbräu, „an dessen Geschmack noch gearbeitet werden muss.“
Zusammen mit dem Präsidenten stellte der Bürgermeister das neue Plakat zum Fest vor. Die beiden ersten Aktivenkarten händigte der Schützenpräsident Kurt Koenemann aus. Dazu musste er zum Musikverein
Jahr Schützenfest feiern “Die Antwort war ein einstimmiges „Ja“. Ausfälle Die vergangenen beiden Jahre musste das Schützenfest wegen der Pandemie ausfallen. Das gab es auch 1831 und 1832, wegen einer Cholera-Epidemie und wirtschaftlicher Not. Auch die beiden Weltkriege verhinderten ein Schützenfest von 1914 bis 1919 sowie von 1940 bis 1947.
Holzheim gehen, denn der Schützenkönig spielte dort Klarinette. Ein Höhepunkt war auch der Aufmarsch der Regiments- und Korpsfahnen. Neben etlichen Liedern wurden auch das Kirmeslied „Des Neussers Freud und Lust“sowie das Heimatlied „Dort wo die Erft den Rhein begrüßt“wirkungsvoll nahezu auswendig gesungen. Die Versammlung endete mit dem Auszug des Komitees traditionell mit dem Armeemarsch „Preußens Gloria“.