Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
„Größte Gefahr ist die Selbstüberschätzung“
Wo geschwommen wird, sind wache Augen gefragt. Am Kaarster See sorgt unter anderem die DLRG für Sicherheit. Wie arbeiten die Retter?
KAARST Entspannter Sonntag am Kleinen Kaarster See mit munterem Treiben von gut gelaunten Badegästen, Schwimmer kraulen zu den Badeplattformen und Kinder planschen am Ufer. Kein Problem für Daniel Klaren und Florian Frangen, dieses fröhliche Bild von einem der Wachtürme aus im Auge zu behalten: „Der Strand ist in drei Bereiche unterteilt: Wir sind hier auf Turm drei und mittels spezieller Techniken überwachen wir alles“, erklären sie. Eine Rettungsboje liegt griffbereit neben ihnen, am Fuße des Turms ein Rettungsbrett: „Damit sind wir schnell einsatzbereit und Schwimmshorts tragen wir sowieso“, fügt Daniel Klaren hinzu.
Er ist ausgebildeter Rettungsschwimmer, Florian Fangen gehört zum sich noch in Ausbildung befindenden Jugendeinsatzteam. Wachleiter ist an diesem Sonntag Philip Hornby, sein Stellvertreter Tim Hinderkott. Insgesamt übernehmen 15 Helfer der DLRG an den beiden Wochenendtagen sowie an Feiertagen den ehrenamtlichen Einsatz. Von den Kreiswerken Grevenbroich sind ebenfalls Rettungsschwimmer anwesend. An den Wochentagen übernehmen sie die Wache. „Je nach Fülle bitten wir um Hilfe durch den DLRG“, berichtet Michael Kreuer von den Kreiswerken. Das werde an den kommenden Tagen mit prognostizierter großer Hitze sicherlich der Fall sein.
Bis jetzt verlief die am 1. Mai gestartete Saison eher durchwachsen. Nur zwei Mal war es richtig voll – an einem Tag waren es sogar 7500 Badegäste. „Da kamen wir an unsere Kapazitätsgrenzen“, sagt Kreuer. Die Bundesstraße war zugeparkt.
Hornby empfiehlt die Anreise mit dem 9-Euro-Ticket per Regiobahn. Oder die Parkplätze an der Haltestelle nutzen und den Rest zu Fuß zurückzulegen. Die Hilfe der Fachleute war bis jetzt bei Hitzeproblemen und Wespenstichen gefragt – und bei zwei Rettungseinsätzen:
„Zwei erschöpfte Schwimmer haben es nicht bis zu den Badeinseln geschafft“, sagt Hinderkott. Die Distanz von bis zu 70 Metern zu den Inseln werde oft unterschätzt: „Die größte Gefahr sind der Faktor Mensch und die Selbstüberschätzung“, so Hornby. Die drei im See platzierten Inseln wirken verlockend. An Bojen mit Rettungsringen könne man verschnaufen. Die Wassertiefe mit fünf bis sieben Metern und einer Temperatur von 22 bis 23 Grad seien nicht das Problem, meint Hornby. Inzwischen verleihen die Kreiswerke auch Schwimmwesten, Öffnungszeiten 1. Mai bis 31. August von 10 bis 21 Uhr.
Preise Tageskarte Erwachsene vier Euro, Kinder 2,50, bis einschließlich vier Jahre frei. Familienkarte RheinKreis Neuss: 3,20 Euro.
Kontakt Telefon 02182 170570. Engagement Seit 1984 sind DLRGRetter ehrenamtlich am Kaarster See im Einsatz.
erläutert Michael Kreuter und Schwimmflügel bei Kindern sind sowieso Pflicht.
Manchmal müssen Eltern deswegen ermahnt werden: Pro Saison wird bis zu zwei Mal vom Hausrecht Gebrauch gemacht, einen Verweis bei Nichteinhaltung dieser Regel auszusprechen. Auch wird penibel darauf geachtet, dass Eltern ihre Kinder nie unbeaufsichtigt lassen. Auch nach Ende der Badezeit ist der Einsatz noch nicht vorbei: So manch verlassenes Handtuch löste einen Großeinsatz aus, besonders mit daneben liegendem „Zubehör“. „Wir suchen so lange, bis wir jemanden finden“, sagt Philip Hornby. Zwei Tote in der Saison 2018 haben die Helfer sehr sensibel werden lassen und im „Umgang mit Wahrscheinlichkeiten erfahrener“, meint er. Hier loben alle die gute und lange Unterstützung durch die Notfallseelsorge. Zum Schutz vor der Sonne werden übrigens Schirme anstatt Strandmuscheln empfohlen. Letztere heizen sich sehr auf und können den Helfern den rettenden Blick auf den Strand versperren.