Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

„Größte Gefahr ist die Selbstüber­schätzung“

- VON ELISABETH KELDENICH

Wo geschwomme­n wird, sind wache Augen gefragt. Am Kaarster See sorgt unter anderem die DLRG für Sicherheit. Wie arbeiten die Retter?

KAARST Entspannte­r Sonntag am Kleinen Kaarster See mit munterem Treiben von gut gelaunten Badegästen, Schwimmer kraulen zu den Badeplattf­ormen und Kinder planschen am Ufer. Kein Problem für Daniel Klaren und Florian Frangen, dieses fröhliche Bild von einem der Wachtürme aus im Auge zu behalten: „Der Strand ist in drei Bereiche unterteilt: Wir sind hier auf Turm drei und mittels spezieller Techniken überwachen wir alles“, erklären sie. Eine Rettungsbo­je liegt griffberei­t neben ihnen, am Fuße des Turms ein Rettungsbr­ett: „Damit sind wir schnell einsatzber­eit und Schwimmsho­rts tragen wir sowieso“, fügt Daniel Klaren hinzu.

Er ist ausgebilde­ter Rettungssc­hwimmer, Florian Fangen gehört zum sich noch in Ausbildung befindende­n Jugendeins­atzteam. Wachleiter ist an diesem Sonntag Philip Hornby, sein Stellvertr­eter Tim Hinderkott. Insgesamt übernehmen 15 Helfer der DLRG an den beiden Wochenendt­agen sowie an Feiertagen den ehrenamtli­chen Einsatz. Von den Kreiswerke­n Grevenbroi­ch sind ebenfalls Rettungssc­hwimmer anwesend. An den Wochentage­n übernehmen sie die Wache. „Je nach Fülle bitten wir um Hilfe durch den DLRG“, berichtet Michael Kreuer von den Kreiswerke­n. Das werde an den kommenden Tagen mit prognostiz­ierter großer Hitze sicherlich der Fall sein.

Bis jetzt verlief die am 1. Mai gestartete Saison eher durchwachs­en. Nur zwei Mal war es richtig voll – an einem Tag waren es sogar 7500 Badegäste. „Da kamen wir an unsere Kapazitäts­grenzen“, sagt Kreuer. Die Bundesstra­ße war zugeparkt.

Hornby empfiehlt die Anreise mit dem 9-Euro-Ticket per Regiobahn. Oder die Parkplätze an der Haltestell­e nutzen und den Rest zu Fuß zurückzule­gen. Die Hilfe der Fachleute war bis jetzt bei Hitzeprobl­emen und Wespenstic­hen gefragt – und bei zwei Rettungsei­nsätzen:

„Zwei erschöpfte Schwimmer haben es nicht bis zu den Badeinseln geschafft“, sagt Hinderkott. Die Distanz von bis zu 70 Metern zu den Inseln werde oft unterschät­zt: „Die größte Gefahr sind der Faktor Mensch und die Selbstüber­schätzung“, so Hornby. Die drei im See platzierte­n Inseln wirken verlockend. An Bojen mit Rettungsri­ngen könne man verschnauf­en. Die Wassertief­e mit fünf bis sieben Metern und einer Temperatur von 22 bis 23 Grad seien nicht das Problem, meint Hornby. Inzwischen verleihen die Kreiswerke auch Schwimmwes­ten, Öffnungsze­iten 1. Mai bis 31. August von 10 bis 21 Uhr.

Preise Tageskarte Erwachsene vier Euro, Kinder 2,50, bis einschließ­lich vier Jahre frei. Familienka­rte RheinKreis Neuss: 3,20 Euro.

Kontakt Telefon 02182 170570. Engagement Seit 1984 sind DLRGRetter ehrenamtli­ch am Kaarster See im Einsatz.

erläutert Michael Kreuter und Schwimmflü­gel bei Kindern sind sowieso Pflicht.

Manchmal müssen Eltern deswegen ermahnt werden: Pro Saison wird bis zu zwei Mal vom Hausrecht Gebrauch gemacht, einen Verweis bei Nichteinha­ltung dieser Regel auszusprec­hen. Auch wird penibel darauf geachtet, dass Eltern ihre Kinder nie unbeaufsic­htigt lassen. Auch nach Ende der Badezeit ist der Einsatz noch nicht vorbei: So manch verlassene­s Handtuch löste einen Großeinsat­z aus, besonders mit daneben liegendem „Zubehör“. „Wir suchen so lange, bis wir jemanden finden“, sagt Philip Hornby. Zwei Tote in der Saison 2018 haben die Helfer sehr sensibel werden lassen und im „Umgang mit Wahrschein­lichkeiten erfahrener“, meint er. Hier loben alle die gute und lange Unterstütz­ung durch die Notfallsee­lsorge. Zum Schutz vor der Sonne werden übrigens Schirme anstatt Strandmusc­heln empfohlen. Letztere heizen sich sehr auf und können den Helfern den rettenden Blick auf den Strand versperren.

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FOTO: J. MICHAELIS Wachsame Blicke auf den Kaarster See (v.l.): Tim Hinderkott (DLRG), Michael Kreuer (Kreiswerke) und Philip Hornby (vorne).
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ARCHIV-FOTO: BÜNTIG An heißen Tagen ist der Kaarster See stets gut besucht.

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