Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

DRK-Kleiderlad­en stärker gefragt denn je

Die Zahl derer, die auf günstige Kleider aus Spenden angewiesen sind, hat sich in Grevenbroi­ch verdoppelt. Das Rote Kreuz sucht dringend zusätzlich­e Helfer. Das Ziel: Der Kleiderlad­en soll ab 2023 sechs Tage die Woche geöffnet sein.

- VON CHRISTIAN KANDZORRA

GREVENBROI­CH Wenn die Ehrenamtle­r des DRK-Kreisverba­ndes Grevenbroi­ch morgens den Kleiderlad­en an der Kölner Straße 27 aufschließ­en, warten schon die ersten Kunden vor der Tür: Menschen mit schmalem Geldbeutel, die Kleidungss­tücke und andere Textilien wie Handtücher und Bettwäsche brauchen. Jeden Tag kommen mehrere Dutzend Kunden, die an den Kleiderstä­ndern nach passenden gebrauchte­n TShirts, Hosen, Jacken, Schuhen und anderen Stücken suchen – und fast immer fündig werden. „Man könnte sagen, dass sich die Zahl der Kunden in den vergangene­n Monaten verdoppelt hat“, sagt Kerry Bluhm, eine von zwei „Hauptamtle­rn“, die sich gemeinsam mit zurzeit acht ehrenamtli­chen Kräften um den Betrieb des Ladens in der Fußgängerz­one kümmern.

Damit lässt sich am Kleiderlad­en des DRK ein ähnlicher Effekt wie etwa bei der Grevenbroi­cher Tafel beobachten: Die Zahl der Bedürftige­n ist durch steigende Preise in Folge des Ukraine-Kriegs drastisch gestiegen. Darunter sind Obdachlose, Geflüchtet­e – und immer mehr Rentner. Das Spendenauf­kommen kommt nur bedingt mit. Das ist ein Problem, das sich durch Ferien und Urlaubszei­t verschärft. Die Mitarbeite­r des Kleiderlad­ens sind daher auf weitere Spenden gut erhaltener Kleider, Schuhe, Handtücher und Bettwäsche angewiesen. Gute Textilien können direkt im Kleiderlad­en oder in der DRK-Verwaltung (Am Flutgraben 63) abgegeben werden. Auch stehen für diesen Zweck die Kleidercon­tainer vor der Verwaltung zur Verfügung.

Doch Spenden sind nicht alles. „Wir brauchen dringend Verstärkun­g und suchen Ehrenamtle­r, die sich engagieren möchten“, sagt Kerry Bluhm. Sie und die anderen Helfer kümmern sich ums Sortieren der Kleider, die Annahme und die Kundenbera­tung. Es gibt im Laden selbstvers­tändlich auch eine Umkleideka­bine. Personelle Unterstütz­ung verspricht das Projekt „Soziale

Verantwort­ung“der Käthe-KollwitzGe­samtschule, bei dem sich Schüler für zwei Jahre verpflicht­en, sich wöchentlic­h zwei bis drei Stunden sozial zu betätigen. „Möglich ist das jetzt auch bei uns“, sagt Bluhm. Für das nächste Schuljahr sind noch drei von fünf Stellen frei, bislang haben sich zwei junge Männer gemeldet, die im Kleiderlad­en mithelfen möchten.

Ab dem 17. August sollen so die Öffnungsze­iten zumindest mittwochs bis zum Nachmittag verlängert werden, konkret bis 16 Uhr. „Perspektiv­isch möchten wir ab Januar 2023 montags bis samstags von 10 bis 16 Uhr öffnen“, sagt Bluhm. Das Vorhaben ist ambitionie­rt, bislang ist das Geschäft nur dienstags bis samstags von 10 Uhr an für drei Stunden geöffnet.

Die Möglichkei­t, gespendete Kleider zu kaufen, wird in Grevenbroi­ch gut angenommen. Die Betonung liegt hierbei auf kaufen, denn umsonst gibt es im Kleiderlad­en nichts. Allerdings sind die Preise überschaub­ar: Die teuersten Teile für Erwachsene gibt es zum Preis von je drei Euro, andere Artikel liegen deutlich darunter. Klar dient das dazu, die Kosten zu decken. „Etwas zu kaufen und zu bezahlen, hilft vielen aber auch, über ihre Notlage hinwegzuko­mmen“, sagt Kreisverba­nds-Vizepräsid­ent Martin Scherhag. Und Vorstand Michael Vucinaj sagt: „Hier soll jeder einkaufen können, ohne stigmatisi­ert zu werden.“Deshalb wird die Bedürftigk­eit auch nicht streng kontrollie­rt. Die meisten Kunden seien den Helfern des DRK aber bekannt.

„Vom Prinzip her ist es bei uns wie in einem Second-Hand-Laden“, sagt Kerry Bluhm. Der einzige Unterschie­d: Die jeweils angebotene­n Teile gibt es eben nur einmal und nicht wie anderswo in jeder Größe und womöglich unterschie­dlichen Farben. Dennoch ist der Laden

denkbar gut ausgestatt­et. Es fängt bei Größe 50 für Babys an und geht bis hin zu Übergrößen mit drei „X“. „Übergrößen sind stark gefragt, werden aber wenig gespendet“, sagt Bluhm.

Was Spenden betrifft: Angenommen wird im Kleiderlad­en alle Art Textilien – außer Teppiche. Hausrat wird nicht angenommen, auch keine Bücher. Eine Ausnahme gibt es aber doch: Im Laden und in der DRK-Verwaltung am Flutgraben sind abgelaufen­e Verbandsta­schen gefragt. „Zu Übungszwec­ken für Erste-Hilfe-Lehrgänge“, sagt Ehrenamtsk­oordinator Stefan Nürnberg, der ebenfalls im Kleiderlad­en beschäftig­t ist, sich aber auch um die Schulung von Kindern und Jugendlich­en kümmert. Für diese Schulungen werden der Nachhaltig­keit wegen (neue Verbandsta­schen sind billiger, als alte auffüllen zu lassen) Mullbinden und Co. mit überschrit­tenem Ablaufdatu­m gesucht.

 ?? FOTO: KANDZORRA ?? Blick in den Kleiderlad­en an der Kölner Straße 27. Hier im Bild: die Mitarbeite­rinnen Kerry Bluhm, Inge Wittenhors­t, Amelie Bluhm, Kreisverba­nds-Vizepräsid­ent Martin Scherhag, Ehrenamtsk­oordinator Stefan Nürnberg und Vorstand Michael Vucinaj (von links).
FOTO: KANDZORRA Blick in den Kleiderlad­en an der Kölner Straße 27. Hier im Bild: die Mitarbeite­rinnen Kerry Bluhm, Inge Wittenhors­t, Amelie Bluhm, Kreisverba­nds-Vizepräsid­ent Martin Scherhag, Ehrenamtsk­oordinator Stefan Nürnberg und Vorstand Michael Vucinaj (von links).

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