Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Tausende Pflanzenfreunde in Knechtsteden
Das Planzentreffen auf dem Gelände des Kloster Knechtsteden hatte zwei Jahre lang pandemiebedingt nicht stattfinden können. Am Wochenende lockte die 10. Ausgabe über 2000 Liebhaber seltener Pflanzen auf den Hof des Klosters. Sie hatten Anfahrten von bis zu 200 Kilometer in Kauf genommen. 60 Anbieter waren aus vielen Teilen Deutschlands angereist. Früher waren es immer so um die 70 gewesen. Initiator Martin Pflaum kennt die Gründe: „Einige Händler haben die CoronaKrise wirtschaftlich nicht überlebt. Einige mussten wegen Corona ihre Teilnahme kurzfristig absagen.“
Es waren überwiegend ältere Besucher, Senioren mit Strohhüten, die sich von dem enormen Angebot seltener Pflanzen angezogen fühlten. Die meisten kehrten mit einigen großen Tüten voller Pflanzen zu ihren Autos zurück. Apropos Autos: Martin Pflaum beklagt in diesem Zusammenhang die immens hohen Auflagen, die ihm die Stadt bezüglich des Parkens gemacht hat, er sprach von einem „wahnsinnigen Aufwand“. Seine Frau scheute keinen Aufwand und versorgte die Anbieter mit frischem Kaffee – die Kannen transportierte sie auf einem Bollerwagen.
Marcus Erbacher aus dem westfälischen Ahaus hatte fleischfressende Pflanzen mitgebracht. Mit ihren trichterförmigen Blüten sind sie ein Insektenkiller. Renate Brinkers war von Lingen an der Ems angereist. „Das Ambiente hier ist wunderschön“, schwärmte sie. Ihr Spezialgebiet sind Alpenveilchen. Sie konnte den Besuchern unter anderem das einzige einheimische Alpenveilchen zeigen. Reinhold Bußmeier aus Ennigerloh bei Warendorf ist Fuchsien-Kenner. „Das ist ein wunderschöner Markt hier“, lobte der Mann, der 150 bis 200 Fuchsienarten im Angebot hat. Martin Drews aus Wetter
an der Ruhr ist Spezialist für Passionsblumen – sie haben sehr ausgefallene Blüten. Worauf er hinwies: „Maracuja ist auch eine Passionsblume.“Das Pflanzentreffen ist immer wieder auch der Ort, an dem interessierte und begeisterte Pflanzenliebhaber noch dazulernen können. Für viele Besucher sind ausgefallene Pflanzen im Garten auch ein Statussymbol – man möchte das haben, was nicht alle haben.
Das Pflanzentreffen ist ein besonderes Event. Aber es punktet noch mit einer weiteren Besonderheit, den Fachvorträgen. Den Anfang machte Elmar Mai, dem Fachpublikum bekannt als der ZDF-Fernsehgärtner. Er entführte sein Publikum auf die Insel Kreta. Der Titel seines mit Bildmaterial bereicherten Vortrags: „Kreta - Pflanzen, Landschaft und Kultur abseits des Tourismus.“Der prominente Referent versprach „einen biologisch extrem interessanten Blick in die Werkstatt der Natur, was die Evolution anbelangt“. Viele Orchideenarten seien oft sehr ähnlich, weil sie genetisch noch nicht festgelegt sind. „Hier kann man die Mechanismen der Genetik studieren“, erklärte Mai den interessesierten anwesenden Besuchern. Rudolf Barnholt