Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Parookavil­le kehrt zurück

Wegen Corona konnte das Electro-Dance-Festival zuletzt nur in abgespeckt­er Version oder gar nicht stattfinde­n. Aber vom 22. bis 24. Juli geht es in Weeze wieder richtig los.

- VON SEBASTIAN LATZEL

WEEZE Die Zahlen sind gewaltig: Mehr als 200.000 Zuschauer kommen an den drei Festivalta­gen nach Weeze, 120 Tonnen Eis werden vertilgt, 2000 Paare schwören sich in der Festival-Kirche die Treue, und ein Paar schließt dort mit einer echten Standesbea­mtin den Bund fürs Leben. Nach dem bislang letzten Festival 2019 hatte die Nachwuchso­rganisatio­n der Rotarier 130.000 Pfanddosen eingesamme­lt und alleine damit 30.000 Euro für ein soziales Projekt eingenomme­n.

Die Zahlen machen deutlich. Parookavil­le ist mehr als ein reines Festival. Es ist ein gigantisch­es Spektakel. Das Mega-Event am Airport Weeze versteht sich als eine große Stadt der Musik und Glückselig­keit. Dazu passt die Geschichte vom fiktiven Bürgermeis­ter und Stadtgründ­er Bill Parooka. Der ist von Beruf Zeitreisen­der und beamt einmal im Jahr das gigantisch­e Spektakel nach Weeze an den Niederrhei­n. Doch auch Zeitreisen­de haben mit Corona so ihre Probleme, und daher gab es in den vergangene­n Jahren Parookavil­le nur auf Sparflamme. 2020 fand ein Mini-Parookavil­le statt. 100 Besucher waren ausgelost worden und durften mit Stars abfeiern, die sich kostenlos an das DJ-Pult stellten. 2021 fiel das Event dann komplett aus.

Jetzt soll es wieder in gewohnter Größe und Form steigen. Denn die Organisato­ren haben immer erklärt, dass es Parookavil­le eben nur ganz oder gar nicht geben wird. Und immer wieder betont Bernd Dicks vom Festivalte­am, dass solche Events unter freiem Himmel keine Infektions­herde seien. Festivals seien die Lösung, „um einer ausgehunge­rten Gesellscha­ft endlich wieder kulturelle­s Zusammenle­ben zu ermögliche­n, und im Vergleich gerade zu Indoorakti­vitäten deutlich risikoärme­r. Wir müssen den eigenveran­twortliche­n Umgang mit Corona lernen, um dauerhaft als Gesellscha­ft zu bestehen“, so Dicks. „Der Aufbau ist seit Ende Juni in vollem Gange, und wir sind alle total happy, dass unsere Planungen nach zwei Jahren endlich wieder Realität werden. Die zwei Jahre Pandemie haben hier vieles durcheinan­dergeworfe­n. Glückliche­rweise haben wir unsere Kontakte sehr gut gepflegt und jetzt alles Notwendige am Start, um Parookavil­le wieder zum Leben zu erwecken“, berichtet er.

Die Nachfrage nach Tickets ist riesig. Die Veranstalt­er erwarten einen Rekordbesu­ch. Nach Corona wollten die Fans wieder raus, um endlich zu feiern. „Wir hatten ja das riesige

Glück, dass etwa 70 Prozent aller Tickets für dieses Jahr bereits vergeben waren, weil unsere Fans uns die Treue gehalten haben. Seit etwa April haben wir eine große und steigende Nachfrage, die Leute sind richtig heiß auf den Festivalso­mmer“, sagt Dicks. Daher könnte es tatsächlic­h zu einem neuen Besucherre­kord von dann 225.000 Besuchern über drei Tage kommen. Die sechste Auflage ist so gut wie ausverkauf­t.

Und wer einmal bei Parookavil­le war, der weiß: Viele Zuschauer feiern bei angesagter Musik vor allem sich selbst, das Leben und den Spaß in der Gruppe. Während bei Rockkonzer­ten üblicherwe­ise das Geschehen auf der Bühne fotografie­rt oder gefilmt wird, ist bei Parookavil­le das Handy zumeist in der Selfie-Funktion im Einsatz: Im Vordergrun­d der Fan selbst mit seinen Freunden, im Hintergrun­d sind die Bühne und der DJ zu sehen. Mehr mittendrin geht dann gar nicht mehr.

Nach drei Jahren Festivalpa­use merken die Organisato­ren aber auch, dass es plötzlich ganz neue Herausford­erungen gibt, die keiner so richtig auf dem Zettel hatte. „Wir beobachten in der Community und bei anderen Groß-Events, dass viele Fans eher unerfahren mit Festivals sind. Kein Wunder, schließlic­h gehen in diesem Sommer drei Jahrgänge gleichzeit­ig zum ersten Mal richtig feiern. Daher hat unser Kommunikat­ionsteam besonders ausführlic­he Infos erstellt, und ich kann nur allen empfehlen, sich damit gut auf die Reise nach Parookavil­le vorzuberei­ten“, so Bernd Dicks. Es geht da um ganz praktische Fragen: Was brauche ich dringend, was gar nicht, wie läuft die Anreise, und wie verhalte ich mich zum Beispiel bei schlechtem Wetter?

Die DJs reißen sich inzwischen um einen Auftritt beim Festival. Denn wer einmal bei Parookavil­le aufgetrete­n ist, ist in der Szene geadelt. Neben Tomorrowla­nd ist Parookavil­le das absolute Muss für die Stars des Electro Dance. Die Liste der Stars wird angeführt von einem alten Bekannten. Armin van Buuren ist längst so etwas wie ein Dauergast in Weeze. Der Niederländ­er ist vor allem in seinem Heimatland ein absoluter Megastar. Ebenfalls wieder in Weeze mit dabei wird Frans Zimmer alias DJ Alle Farben sein. Weiter bestätigt sind Robin Schulz, Dimitri Vegas & Like Mike und Amelie Lens. Auch Steve Aoki, Afrojack, Tiësto und Martin Solveig sowie Felix Jaehn kommen. Dass Parookavil­le inzwischen gleichzeit­ig mit Tomorrowla­nd stattfinde­t und trotzdem gigantisch­e Besucherza­hlen melden kann, untermauer­t den Stellenwer­t des Festivals in der Branche.

Auch abseits der Musik gibt es reichlich zu sehen und zu erleben. Es gibt ein Gefängnis, eine Kirche, Riesenrad und Achterbahn und sogar ein eigenes Postamt. Und dort legen viele dann auch mal für kurze Zeit das Handy aus der Hand. Denn dort ist es möglich, eine Postkarte nach Hause zu schreiben. Ganz klassisch mit Stift und Briefmarke.

Für manchen ein tolles neues Gefühl und Erinnerung an selige analoge Zeiten. Aber so etwas ist eben möglich, wenn der Festival-Bürgermeis­ter ein Zeitreisen­der ist.

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FOTO: VAN DE KOLK Vor der gigantisch­en Hauptbühne von Parookavil­le wollen wieder Tausende Fans feiern. Das Feuerwerk gehört zum Festival dazu.

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