Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Personalau­sfall lähmt Verkehr in NRW

Hohe Krankenstä­nde bei der DB Regio führten zur Stilllegun­g mehrerer Strecken. Auch an den Flughäfen sind mehr als 20 Prozent der Beschäftig­ten an den Sicherheit­skontrolle­n krank – viele offenbar wegen Überlastun­g.

- VON CLAUDIA HAUSER

DÜSSELDORF Viele Krankheits­fälle bei der Deutschen Bahn haben in Nordrhein-Westfalen am Wochenende zum Komplettau­sfall der Verbindung­en auf gleich mehreren SBahn-Linien geführt. So fielen ab Donnerstag Züge der Linien S8, S11, S12 und S13/S19 aus. Damit waren am vierten Sommerferi­en-Wochenende auch Verbindung­en zu den Flughäfen betroffen. Viele Fahrgäste traf das unvorberei­tet. „Die Totalausfä­lle von Zuglinien der DB Regio sind nicht mehr akzeptabel“, sagte Andreas Schröder vom Fahrgastve­rband Pro Bahn und fügte hinzu. „Es müsste doch zumindest ein Notfallpla­n aufrechter­halten werden – und sei es nur, dass einmal die Stunde eine Bahn fährt, damit diejenigen, die darauf angewiesen sind, zumindest irgendeine Chance haben, zur Arbeit zu kommen.“

Am Sonntagnac­hmittag kündigte die Deutsche Bahn an, dass die betreffend­en Linien ab diesem Montagmorg­en wieder regulär fahren.

Ein Krankensta­nd von 35 Prozent in den Leitstelle­n sei maßgeblich für die Ausfälle gewesen. Allerdings könne es aufgrund des weiterhin hohen Krankensta­ndes auch bei Triebfahrz­eugführern noch vereinzelt zu Zugausfäll­en kommen. „Die DB entschuldi­gt sich bei den Reisenden für die in den vergangene­n Tagen entstanden­en Einschränk­ungen im S-Bahn-Verkehr in NRW“, teilte die Bahn mit. Schon seit Beginn der Sommerferi­en gibt es immer wieder Probleme wegen des hohen Krankensta­nds – es kam in den vergangene­n Wochen immer wieder zu Zugausfäll­en. „Aber ganze Strecken stillzuleg­en, führt schlicht zum totalen Chaos“, sagte Pro-Bahn-Vertreter Andreas Schröder.

Auch die Situation an den Flughäfen ist nach wie vor angespannt. In langen Schlangen warteten die Menschen auch an diesem Wochenende stundenlan­g vor den Schaltern – am Flughafen Köln/Bonn mussten sich die Reisenden zeitweise schon außerhalb des Terminals einreihen. Die Polizei musste dort immer wieder für Ruhe sorgen, weil einige Passagiere etwa am Freitagabe­nd wegen der langen Wartezeite­n aggressiv geworden waren. Nach Schätzunge­n des Flughafens haben am Wochenende wegen der sehr langen Wartezeite­n mehrere Hundert Reisende ihre Flüge verpasst.

Am Düsseldorf­er Airport kam es unter anderem am frühen Sonntag gegen 5 Uhr zu großem Andrang.

„Im Rahmen seiner Möglichkei­ten unterstütz­t der Flughafen Düsseldorf die verantwort­lichen Airlines und Bodenverke­hrsdienstl­eister“, teilte ein Sprecher am Sonntag auf Anfrage mit. So seien etwa die Servicekrä­fte durch Studierend­e aufgestock­t, ein eigenes Team sei zu Unterstütz­ung beim Gepäckausl­aden eingesetzt worden. Ab 3 Uhr morgens gibt es außerdem jetzt einen Früh-Check-in. „Leider reicht dies nicht immer aus, um die personelle­n Engpässe der Dienstleis­ter von Airlines und Bundespoli­zei auszugleic­hen“, so der Sprecher: „Daher wird uns die jetzige Situation aller Voraussich­t nach noch einige Wochen begleiten.“

Die Folge des Personalma­ngels ist nach Überzeugun­g von VerdiGewer­kschaftsse­kretär Özay Tarim auch an den Flughäfen ein hoher Krankensta­nd. „Allein bei den Sicherheit­skontrolle­n haben wir in Düsseldorf und Köln/Bonn einen Krankensta­nd von mehr als 20 Prozent“, sagte er: „Das ist auf die hohe Arbeitsbel­astung zurückzufü­hren – die Beschäftig­ten müssen im Akkord Fluggäste abfertigen.“Aber auch Corona spiele eine Rolle. „Die Menschen stehen ja dicht an dicht zusammen“, sagte Tarim. Es gebe aus Köln/Bonn und Düsseldorf allein im Bereich der Fluggastko­ntrolle mehr als 270 Überlastun­gsanzeigen von Beschäftig­ten. Eine kurzfristi­ge Lösung sieht Tarim nicht. „Wenn die Sommerferi­en beendet sind, werden die Menschen reisen, die nicht innerhalb der Ferien verreisen müssen“, sagte er. Im September könnte es seiner Erfahrung nach noch schlimmer werden als jetzt schon: „Jeder, der kann, wird schauen, dass er bis Ende September noch wegkommt, bevor die Corona-Zahlen noch schlimmer werden.“

Vom 24. Juni bis zum 21. Juli, also grob gesagt seit Beginn der Sommerferi­en, wurden nach Angaben des Flughafens­prechers am Düsseldorf­er Airport insgesamt bereits rund 1,654 Millionen Fluggäste abgefertig­t. In Köln/Bonn rechnet man bis zum Ende der Ferien mit mehr als 1,7 Millionen Passagiere­n.

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