Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Neun-Euro-Ticket schlägt Tankrabatt
Wenn Finanzminister Christian Lindner mit seinem Nein zu einer Weiterfinanzierung des Neun-Euro-Tickets die Debatte über eine Nachfolgeregelung eindämmen wollte, so ist ihm das nicht gelungen. Der Minister mischt sich auch reichlich spät ein. Seit Wochen tobt die Diskussion darüber, wie ein neues Angebot aussehen könnte. Und auch Verkehrsminister Volker Wissing ist zum großen Fan geworden, eher nicht aus Überzeugung, sondern weil das Ticket halt millionenfach nachgefragt worden ist. Lindner müsste zudem eigentlich wissen, dass sich die grünen Erfinder des Fahrscheins diese Erfolgsgeschichte nicht vermasseln lassen wollen. Das Neun-Euro-Ticket zieht mehr als der liberale Tankrabatt. So ist das. Insofern verhallen koalitionsintern seine Ansagen, sodass nun der Streit um ein Nachfolgeangebot heftiger wird.
Angesichts der vielen Debatten, auch der großen Erwartungen bei den Menschen wird sich diese Art der Fahrkarte auch nicht mehr einfach so zurück in den Automaten schieben lassen. Aus der Nummer kommt die Ampel nicht mehr raus, irgendwas muss her. Was, das wird die verkehrspolitische Herausforderung der nächsten Wochen werden. Für den Bund, aber auch für die Länder. Gut möglich, dass dies das Kalkül des Finanzministers ist – mit seinem Nein setzt er die Länder weiter unter Druck, ihrerseits bei Finanzierung und Ausgestaltung zu liefern. So, wie Wissing das auch will. Denn der Bund bezahlt bereits über zehn Milliarden Euro im Jahr für den Öffentlichen Personennahverkehr, obwohl die Länder für diesen zuständig sind. Generell sollen die sogenannten Regionalisierungsmittel dauerhaft erhöht werden. Das steht so im Koalitionsvertrag. Wissing möchte aber zuerst über Strukturreformen reden. Und Lindner die Schuldenbremse einhalten. Deswegen auch seine Absage an eine Nachfolgeregelung.