Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Porsche-Chef brüskiert Lindner
Erst rühmte er sich für seine Nähe zur Politik. Nun entschuldigt sich Oliver Blume.
BERLIN/WOLFSBURG (dpa) Der Chef des Autoherstellers Porsche und designierte VW-Konzernchef, Oliver Blume, hat sich für eine Äußerung zu einem angeblich sehr engen inhaltlichen Austausch mit FDP-Chef Christian Lindner entschuldigt. Er habe in einer internen Veranstaltung in Bezug auf Kontakte zum Thema synthetische Kraftstoffe „falsche Worte“gewählt, sagte Blume der „Bild am Sonntag“. „Dadurch ist ein falscher Eindruck entstanden. Das tut mir leid.“Blume soll ab September neben der Marke Porsche auch den VW-Konzern leiten.
Der Manager reagierte auf einen Bericht des ZDF-Satiremagazins „Die Anstalt“vom Dienstag. Demnach soll Blume bei einer Betriebsversammlung am 29. Juni vor Mitarbeitern gesagt haben, dass Porsche „sehr großen Anteil“daran gehabt habe, dass eine weitere Nutzung von synthetisch hergestellten E-Fuels für Verbrennungsmotoren „in den Koalitionsvertrag miteingeflossen“sei. „Da sind wir Haupttreiber gewesen, mit ganz engem Kontakt an die Koalitionsparteien. Der Christian Lindner hat mich in den letzten
Tagen fast stündlich auf dem Laufenden gehalten“, wurde er zitiert.
Die FDP wies die Vorwürfe einer angeblich sehr engen inhaltlichen Abstimmung zurück. Lindners Position zu sogenannten E-Fuels sei „seit Jahren bekannt“und stamme noch aus der Zeit der FDP in der Opposition, erklärte ein Parteisprecher am Wochenende. Zum Kontakt zu Blume erklärte er, es habe „im Oktober 2021 lediglich ein kurzes Telefonat zwischen Herrn Blume und Herrn Lindner zu Fragen der Verwendung von E-Fuels“gegeben.
Ende Juni hatte es in der Ampelkoalition Streit über ein EU-Verbot für die Neuzulassung von VerbrennerPkw ab 2035 gegeben. Die FDP erklärte, vor dieser Entscheidung habe es „keinerlei Kontakt in der Sache mit Herrn Blume“gegeben.
Der amtierende Volkswagen-Chef Herbert Diess wird laut Konzernkreisen nach seinem Abtritt indes weiter für VW tätig sein. Der 63-Jährige bleibe als Berater zunächst regulär bis zum Vertragsende im Herbst 2025 und werde weiterbezahlt, so die Deutsche Presse-Agentur.