Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Kalenderblatt
25.07.1110
Das Mädchen, das im Frühjahr des Jahres 1110 von
England nach Mainz reiste, hatte berühmte Vorfahren: Die achtjährige Matilda war die Tochter des englischen Königs Heinrich I. und damit eine Enkelin von Wilhelm dem Eroberer. Ihre Mutter war Matilda von Schottland, eine Nachfahrin der angelsächsischen Könige aus dem Hause Wessex. Matilda reiste auf den Kontinent, weil der deutsche König Heinrich V. in ihr eine vielversprechende Heiratskandidatin sah: Matilda war nicht nur standesgemäß, sondern würde auch eine reiche Mitgift in die Ehe einbringen. Heinrich benötigte Mittel, um seinen geplanten Italienzug durchzuführen, bei dem er Papst Paschalis II. dazu bringen wollte, ihn zum Kaiser zu krönen. Das Verhältnis zwischen König und Papst war aufgrund des Investiturstreits bereits seit Jahren angespannt. Die Ehe zwischen der einzigen Tochter des englischen Königs und dem jungen deutschen König sollte ein englisch-deutsches Bündnis begründen. Aufgrund des jungen Alters der künftigen Herrscherin blieb es im Jahr 1110 bei einer feierlichen Verlobung. Matilda wurde allerdings bereits gekrönt: Am 25. Juli 1110 erhob Bischof Friedrich I. von Köln die Achtjährige im Dom von Mainz zur deutschen Königin. Anschließend wurde sie in die Obhut des Erzbischofs Bruno von Trier gegeben. Sie sollte zunächst die deutsche Sprache und die Gebräuche ihres neuen Landes erlernen. Heinrich erreichte bei seinem Italienzug tatsächlich die Krönung zum Kaiser. 1114 folgte die Eheschließung, 1117 wurde dann auch Matilda zur Kaiserin gekrönt. Diesen Titel führte sie auch weiter, nachdem ihr Ehemann überraschend früh starb und sie ein zweites Mal heiratete.
Matilda wird zur Königin gekrönt