Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Vorfahrt für Radsport-Nachwuchs

- VON VOLKER KOCH

Markus Fothen will Tour de Neuss als Instrument zur Talentförd­erung etablieren.

NEUSS Als Amateur, sagt Markus Fothen, „war es für mich das Größte, bei der Tour de Neuss neben Stars wie Erik Zabel an der Startlinie zu stehen.“Und weil sich der ehemalige U23-Weltmeiste­r im Einzelzeit­fahren und viermalige Tour-de-FranceTeil­nehmer noch gut an die Zeit erinnert, in der er gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Thomas – er bewirtscha­ftet seit Jahren den elterliche­n Bauernhof in Vorst – im Trikot des Teams Köstritzer unterwegs war, hat sich der inzwischen 40-Jährige in seinem zweiten Jahr als Sportliche­r Leiter der Schindler Tour de Neuss ein Ziel gesetzt: „Ich möchte das Rennen als Instrument der Nachwuchsf­örderung etablieren.“

Wer Markus Fothen kennt, weiß, dass er es ernst meint mit solchen Ankündigun­gen. So hat er für die 19. Auflage des Traditions­rennens am Mittwoch (27.) auf dem bewährten Rundkurs mit Start und Ziel auf der Kaiser-Friedrich-Straße sogar eine Ausnahmege­nehmigung beim Bund Deutscher Radfahrer (BDR) erwirkt. Nämlich die, das über 82 Kilometer führende Rennen, das für Profis und Elite-Amateure ausgeschri­eben ist, für eine begrenzte Anzahl eingeladen­er Junioren zu öffnen. Ein Trio lag ihm dabei ganz besonders am Herzen: Tobias Müller (RSV RadNet), Ben Felix Jochum (RC Musketier Wuppertal) und Leon Arenz (RSV Staubwolke Refrath) wurden vor einem Monat bei den Bahnrad-Europameis­terschafte­n

der Junioren im portugiesi­schen Anadia gemeinsam mit dem Leipziger Bruno Kessler Vize-Europameis­ter in der Mannschaft­sverfolgun­g. Schneller als der deutsche Nachwuchs-Vierer waren nur die Italiener – was die Hoffnungen nährt, das Quartett könne an große deutsche Traditione­n anknüpfen, an denen der Rhein-Kreis in Person von Udo Hempel (Olympiasie­ger 1972, Olympiazwe­iter 1968) Günther Schumacher (Olympiasie­ger 1972 und 1976) und Nils Schomber (Olympiafün­fter 2016) nicht ganz unbeteilig­t war.

„Sie haben es einfach verdient, mal vor großer Kulisse zu fahren,“sagt Fothen, wohlwissen­d, dass das bei Bahnrennen zumindest in Deutschlan­d höchst selten der

Fall ist. Ob sie mit der Elite, angeführt von den direkt aus der Tour de France kommenden Nils Politt und Jonas Rutsch und dem dreifachen Neuss-Zweiten Nikias Arndt mithalten können, darauf ist der Sportliche Leiter selbst gespannt. „Der Kurs mit seinen vielen Kurven müsste den Bahnfahrer­n liegen,“sagt Fothen und meint damit nicht das schnelle Nachwuchs-Trio, sondern auch die zweifachen-Weltmeiste­r im ZweierMann­schaftsfah­ren Theo Reinhardt und Roger Kluge.

Wie gemacht scheint der Kurs auch für den ältesten Fahrer im Feld: Lars Teutenberg wird in fünf Wochen 52 Jahre alt, hat davon mehr als vier Jahrzehnte im Rennsattel verbracht und ist immer noch fit. „Wenn er unbedingt hier fahren möchte, dann hat er auch was drauf,“sagt Fothen über den Ex-Büttgener, der im Alter von 43 Jahren bei den StraßenWel­tmeistersc­haften 2014 noch 48. im Einzelzeit­fahren wurde. Der „Altmeister“führt die Liste der Lokalmatad­oren an, die der Tour de Neuss erst die richtige Würze verleihen. Die reicht vom Team Sportforum (Felix Dierking, Julius Domnick, Marcel Fröse, Nicolas Heling, Kilian Stiegner und Sven Thurau, der 2015 Vierter wurde) bis zu Dominik Bauer (Team Lotto-Kern Haus). Der 25-Jährige aus Rosellerhe­ide sorgte mit seinem Sieg 2016 für die bisher größte Überraschu­ng in der TourGeschi­chte und sagt: „Da zu fahren, wo man als Kind Autogramme von den Stars gesammelt hat, ist was ganz Besonderes.“

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FOTO: SASKIA KARBOWIAK Sven Thurau war 2015 Vierter bei der Tour de Neuss.

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