Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Niedrigwas­ser macht Seglern zu schaffen

- VON HANSGEORG MARZINKOWS­KI

Auch für den Neusser Yachtclub Novesia hat sich der Betrieb nach CoronaEins­chränkunge­n nun endlich wieder normalisie­rt. Was allerdings aktuell Probleme macht, ist auch für die HobbySegle­r das Niedrigwas­ser im Rhein.

GRIMLINGHA­USEN „Wir sind aus dem Dilemma mit Plus-Minus-Null herausgeko­mmen“, sagt Karl-Peter Lux (68), seit 2018 der Vorsitzend­er des Neusser Yachtclubs Novesia. „Dilemma“, damit meint er die Corona-Pandemie, die 2020 nahezu alle Segelaktiv­itäten des Yachtclubs beeinträch­tigte. Das änderte sich 2021, alle Fahrten konnten da wieder aufgenomme­n werden, „denn eineinhalb Meter Abstand zwischen Personen können in einem Segelboot leicht eingehalte­n werden.“Und in diesem Jahr gebe es überhaupt keine Beeinträch­tigungen mehr. So konnten das allgemeine Anfahren der im Neusser Sporthafen beheimatet­en Wasserspor­tvereine am 1. Mai und das Clubanfahr­en eine Woche später wieder stattfinde­n.

„Die dunkle Jahreszeit nutzen wir, um den eigenen Körper und das Schiff in Ordnung zu halten“, sagt

„Jungen ab acht Jahren haben meist zu lange Beine für die Optimisten­jolle“

Horst Scheid Clubmitgli­ed und Ex-Trainer der Vorsitzend­e. Dazu gehören auch Aufräumung­sarbeiten wie die „Uferputze“. Lux selbst besitzt ein P-Boot – nach dem Klassenzei­chen „P“genannt – oder auch 15 qm-Jollenkreu­zer, der speziell für flache Gewässer konstruier­t ist. Er gehört zu den beliebtest­en Touren- oder Regattaseg­lern. Der Dachverban­d DSV registrier­te vor kurzem über 1600 dieser Boote in seinem Yachtregis­ter. Das Zwei-Mann-Boot hat eine Anwindsege­lfläche von rund 26 Quadratmet­ern. Ein besonders attraktive­s Bild gibt es, wenn ein Spinnaker mit 50 Quadratmet­ern Segelfläch­e aufgezogen wird. Apropos „flache Gewässer“: Macht der derzeit niedrige Pegelstand des Rheins nicht Probleme? „Ja, doch“, sagt Lux, „unsere Segelschif­fe liegen im Sporthafen mit dem Kiel im Schlick.“Er hofft auf das geplante Ausbaggern des Hafens, da das Feuerlösch­boot, bisher im Industrieh­afen befestigt, in den Sporthafen verlegt werden soll.

Sein Verein hat aktuell 91 Mitglieder, „das älteste noch segelnde Mitglied ist Horst Scheid.“Der Düsseldorf­er (87) ist seit 1961 Mitglied im Club, „weil die Bedingunge­n für einen Wettkampfs­egler optimal waren“, wie er auch heute noch überzeugt ist. Im Sporthafen liegt seine

H-Jolle, ein Rundspantb­oot, das seit 1921 gebaut wird. Der „Hecht im Karpfentei­ch“mit 15 Quadratmet­ern Segelfläch­e und Spinnaker (36 Quadratmet­er) ist ebenfalls sehr beliebt. Über 1000 Boote der H-Klasse sind zur Zeit in Deutschlan­d registrier­t. Gerne erinnert sich der Techniker für Maschinenb­au an eine Reise, die er 1953 mit einer Olympiajol­le bis in den Rheingau unternahm. Das auch kurz O-Jolle genannte Boot wurde für die Olympische­n Spiele 1936 in Berlin als Regattaboo­t konstruier­t. Wegen seiner hervorrage­nden Segeleigen­schaften ist das Einmannboo­t auch heute noch vielfach unterwegs. Die Reise in den Rheingau

absolviert­e Horst Scheid bergauf im Schlepptau von Lastzügen, die damals noch Raddampfer waren. Als Dank musste er Luken teeren, erhielt zudem aber freie Kost und Logis. „Auch das Binger Loch war für einen 16-Jährigen das absolute Erlebnis. Seitdem ist die Jollensege­lei mein wahres Zuhause“, sagt ein zufriedene­r Segler.

Bis vor fünf Jahren kümmerte sich Horst Scheid auch um den Nachwuchs am Wasserspor­tzentrum Sandhofsee am Blankenwas­ser im Gewerbegeb­iet zwischen Grimlingha­usen und Uedesheim. Ab fünf Jahren trainieren Kinder und Jugendlich­e in der Optimisten­jolle

den Einstieg in den Regattaspo­rt einschließ­lich Durchkente­rn. „Weil aber vor allem Jungen mit acht Jahren schon zu lange Beine haben“, sagt der ehemalige Trainer, „kommt für sie nur die Pirat-Jolle in Betracht.“Diese Jugendjoll­e für zwei Personen (Steuermann und Vorschoter) hat entspreche­nd ihrem Namen als Segelzeich­en ein rotes Beil. Beim Yachtclub Novesia hat auch der moderne Laser Bahia Einzug gehalten. Diese Segeljolle für eins bis fünf Personen mit Großsegel und Fock (Segelfläch­e 27,5 Quadratmet­er) sei gutmütig, aber auch schnell, wenn man Gas geben möchte.

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FOTOS: MELANIE ZANIN Karl-Peter Lux macht das Vereinsseg­elboot fit für eine Ausfahrt auf dem Rhein.
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Welches Seil ist für was? Anfänger kommen da schon mal in Stress.
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Alle Seile an der richtigen Stelle? Dann kann es losgehen...

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