Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Königsresi­denz wird über eBay verkauft

Die „Flotte Boschte“haben das Haus von Jörg und Stephanie Zimmermann in eine schmucke Burg verwandelt. Die Residenz wird zwar noch bis Dienstag gebraucht, aktuell wird sie aber schon über eBay zum Kauf angeboten.

- VON WILJO PIEL

ORKEN Wenn die Sache klappt, haben sich die Mitglieder des Jägerzuges „Flotte Boschte“ein paar Arbeitsstu­nden gespart. Dann brauchen sie die mühsam an der Goethestra­ße errichtete Residenz nicht mehr selbst abzubauen. Königin Stephanie Zimmermann hat das schmucke Stück kurz vor dem Schützenfe­st auf der Online-Plattform eBay zum Verkauf angeboten – unter der Voraussetz­ung, dass der Käufer das Königshaus selbst abbaut. Aber frühestens erst ab dem nächsten Mittwoch. Denn so lange wird die Residenz noch gebraucht. Der Preis: 1800 Euro – wobei die „Flotte Boschte“durchaus noch mit sich verhandeln lassen. Schließlic­h befinden die sich in bester Kirmeslaun­e.

Was Stephanie Zimmermann überrascht hat: Kaum war das Angebot online, wurde es auch schon in diversen Facebook-Gruppen von Bruderscha­ften und Schützenve­reinen geteilt. „Die Resonanz war wirklich groß, selbst bei den EuropaSchü­tzen tauchte unsere Residenz auf“, schildert die Orkener Schützenkö­nigin. Innerhalb kürzester Zeit waren bereits 1300 „Klicks“zusammen – und es wurden immer mehr. Bislang fand sich aber noch keiner, der bei dem Angebot zuschlug.

Entworfen wurde das 16,50 Meter lange Königshaus mit den beiden, 4,15 Meter hohen, zinnenbewe­hrten Türmen von Schützenkö­nig Jörg Zimmermann. Der ist von Beruf

Schreiner und legte bei der Konstrukti­on großen Wert darauf, dass die Residenz in nicht allzu sperrige Einzelteil­e zerlegt werden kann. „Ein Hänger reicht, um das alles wegzuschaf­fen“, sagt der Mann, den die Orkener liebevoll „Zimbo“nennen.

Am 2. Juli hat er mit den „Flotte Boschte“angefangen, die Fassade

seines Hauses in eine schmucke Burg zu verwandeln. Als alles stand, war Seine Majestät allerdings nicht ganz zufrieden, denn das Gefälle der Straße machte sich auch bei der Residenz bemerkbar. „Die stand schief“, sagt Zimmermann, der daraufhin den rechten Turm um exakt 19,8 Zentimeter höher legte, damit für den Betrachter alles schön gerade erscheint. „Mein Mann ist halt akkurat“, meint Königin Stephanie.

Im Juli 2018 holte Jörg Zimmermann den Vogel von der Stange, im Jahr darauf wurde er gekrönt – und dann kam Corona. „Wir warten schon sehr lange auf unseren großen Auftritt und sind froh, dass wir nun endlich loslegen konnten“, sagt der Schützenkö­nig, der mit seiner Frau im Jahr 2015 auch den Bürgerschü­tzenverein Noithausen repräsenti­erte.

Die Residenz ist bereits am Donnerstag „eingeweiht“worden, das ist Tradition in Orken. Denn am Freitag vor dem Fest feiern die Züge des Regiments unter sich und insbesonde­re ihre Zugkönige. „Freitags würde keiner kommen“, sagt Zimmermann. Dafür war der Donnerstag allerdings ein Publikumsr­enner: Alleine mehr als 20 ehemalige Schützenkö­nige aus dem Stadtgebie­t bestaunten das, was die „Flotte Boschte“auf die Beine stellten.

Die komplette Einfahrt und der Garten des Hauses Zimmermann wurden zur Feier-Meile umgebaut, die den Gästen reichlich Platz bietet. Während des Schützenfe­stes werden auch die Garagen etwas zweckentfr­emdet: In der einen hat ein DJ sein Pult aufgebaut, in der anderen wird das Buffet serviert. Überall wurden Stehtische platziert, und ein kleines Zelt ist von den Schützen auch aufgebaut worden.

Und wenn sich bis zum Ende des Schützenfe­stes niemand findet, der die Residenz kauft? Auch für diesen Fall hat Jörg Zimmermann vorgesorgt: „Ein Arbeitskol­lege baut gerade sein Dachgescho­ss aus. Er kann die Holzelemen­te prima als Deckenverk­leidung nutzen“, sagt der spendable Schützenkö­nig.

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FOTO: D. STANIEK Das Orkener Schützenkö­nigspaar Jörg und Stephanie Zimmermann vor seiner 16,50 Meter langen Residenz.

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