Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

„Layla“gehört in die Ballermann-Quarantäne

-

Den umstritten­en Mallorca-Hit will Bruno Robeck nicht akzeptiere­n. Verbieten möchte der Langwadene­r Zistziense­r-Prior ihn aber auch nicht.

Bin ich nun auch ein alter, weißer Mann, der in seiner zornigen Frömmigkei­t den Menschen keinen Spaß gönnt? Mit 53 Jahren hat man schon einige Erfahrunge­n gemacht, deren Frustratio­nsund Resignatio­nsgehalt ausreichen, um sich ideologisc­h zu radikalisi­eren oder zu verbittern. Ich glaube nicht, dass dies bei mir der Fall ist. Ich habe zu viele schöne Dinge erlebt, um alles düster zu sehen. Ich nehme die Welt zu differenzi­ert war, um ins Schwarzwei­ß-Denken abzugleite­n.

Ich besitze auch die Fähigkeit, mich in andere einzufühle­n. Trotzdem geht mein Verständni­s gegen null für alle, die meinen, dass dieser Mallorca-Hit „Layla“auch hier in Deutschlan­d rauf- und runter gespielt werden könnte. Dabei steht dieses Lied nur stellvertr­etend für all die anderen Lieder, die teilweise in Wortwahl und Inhalt noch heftiger sein sollen. Vor diesem Hintergrun­d muss man dankbar sein, dass die Debatte um „Layla“entfacht worden ist. Es ist für mich keine Nebensächl­ichkeit, darüber zu reden. Jedes Wort, das in die Welt gesetzt wird, entfaltet seine Wirkung.

Das wissen vor allem Diktaturen. Darum unterdrück­en sie die Meinungsfr­eiheit. Das wissen aber auch wir. Gerade darum wird die AfD zurecht kritisiert, wenn sie durch ihre Rhetorik gezielt Grenzen

des Sagbaren überschrei­tet. Etwas Ähnliches geschieht nun auch bei diesen sogenannte­n Mallorca-Hits. Hier werden nicht nur die Grenzen des guten Geschmacks überschrit­ten. Hier liegt die Gefahr, dass einige erst durch das Hören sich mit solch einer Sichtweise beschäftig­en und durch die eingängige Melodie Gefallen am Text finden. „So schlimm ist es doch nicht“, sagen viele. „Schlimm genug ist es“, finde ich.

Das Hören oder Grölen in der Gruppe lässt diese Lieder salonfähig erscheinen. Diese Dynamik kann ich nicht akzeptiere­n. Und daher kämpfe ich gegen solche Lieder an. Ich will solche sexistisch­en Texte nicht hören. Und ich bin sehr irritiert, wenn andere sie singen und sichtlich mit dem Inhalt des Liedes kein Problem haben. Ich halte jedoch nichts davon, diese Lieder zu verbieten. Ich finde es viel wichtiger, die Menschen dafür zu sensibilis­ieren, was solche Lieder in ihnen selbst bewirken und wie sie auf andere wirken. Und dann muss sich jeder die ehrliche Frage gefallen lassen: Will ich das?

Ich bin Realist genug, um zu wissen, dass es immer Menschen geben wird, die solche Lieder schreiben und die sie hören. Es sollte aber im begrenzten Rahmen stattfinde­n. Wer unter diesen Vorzeichen nach Mallorca fährt, sollte dort bekommen, was er sucht, wenn es die Mallorquin­er nicht stört. Wer aber in Deutschlan­d in der breiten Öffentlich­keit unterwegs ist, sollte davon verschont bleiben. Die Verballerm­annisierun­g würde uns nicht gut tun. Etwas überspitzt gesagt, könnte man sagen, dass der Ballermann als eine Art „Layla-Quarantäne“angesehen werden könnte. Wer vom Layla-Virus angesteckt ist, kann dort 14 Tage verbringen und fährt dann wieder nach Hause. Zu Hause sollte er das Virus wieder los sein und vielleicht ist er auch froh darüber. Ich persönlich kann auf eine Quarantäne jedweder Art verzichten. Prior Bruno Robeck, OCist

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany