Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Zukunftsviertel soll noch weiter wachsen
Die Düsseldorfer Stadtwerke wollen auf weiteren Straßen LED-Laternen und Parkplatz-Erfassung testen.
UNTERBILK/FRIEDRICHSTADT Die Stadtwerke wollen ihr Projekt Zukunftsviertel ausweiten. Weitere Straßen in Unterbilk und Friedrichsstadt sollen mit smarter Technik für eine bessere Verkehrssteuerung ausgestattet werden. Auch die Versorgung mit Ladepunkten für Elektroautos wird weiter ausgebaut, denn im aktuellen Zuschnitt des Zukunftsviertels liegt die Ladequote acht Prozent über dem Durchschnitt in der Stadt. Zudem kommen nun die Immobilien in den Blick, es werden vermutlich mehrere „Modellhäuser“entstehen. Hintergrund: Ein Drittel der CO2-Emmissionen geht auf den Gebäudebestand zurück.
Im Januar 2020 ist das Projekt Zukunftsviertel gestartet. Es steht in unmittelbarem Zusammenhang mit den Klimazielen der Stadt Düsseldorf, die 2035 klimaneutral sein will. Zudem soll dadurch die Lebensund Aufenthaltsqualität in den hochverdichteten Vierteln erhöht werden. Der Ausbau der Fernwärme, die bei der Stadt und den Stadtwerken mit Priorität verfolgt werden, spielt dabei ebenfalls eine zentrale Rolle, die Leitungen wurden und werden etwa auf die Friedrichstraße gebracht.
Vier Themenfelder sind laut Projektleiter Florian Fuchs definiert: Es geht um die neue Mobilität, wozu bei den Stadtwerken der ERoller Eddy und der massive Ausbau der Ladeinfrastruktur gehören. Die smarte Infrastruktur hilft beim
Energiesparen und der Reduzierung von Abgasen. Eine innovative Energieberatung und Ideen für eine dezentrale Energie- und Wärmeerzeugung runden das Paket ab.
Am Fürstenwall lässt sich die Zukunft der Mobilität gut beobachten. Statt herkömmlicher Laternen stehen dort 42 LED-Masten, die mehr können als nur sparsam ihre Umgebung zu erhellen. Sie messen etwa die Luftqualität, das Verfahren wird in den kommenden Monaten mit dem Umweltamt noch verfeinert. In sechs Masten sind Ladepunkte für E-Fahrzeuge integriert, zudem sind in ihnen Sensoren integriert, welche die Verfügbarkeit der Parkplätze erfassen. Wer am Fürstenwall einen Parkplatz sucht, kann in der App, die unter duesseldorf.cleverciti.com zu finden ist, fast in Echtzeit sehen, wo gerade jemand aus der Parklücke fährt. Direkt am EVK an der Ecke Kronenstraße/Fürstenwall informiert eine digitale Anzeige über die Zahl freier Parkplätze in Verbindung mit Pfeilen, so dass man weiß, ob man besser nach links oder rechts abbiegt.
Die Reduzierung des Parksuchverkehrs kann viel bringen, erst recht in der dicht besiedelten Friedrichstadt, wo 20.000 Menschen auf einem Quadratkilometer leben. Daher wird auf dem Fürstenwall auch der Verkehrsfluss per Sensorik gemessen. Projektleiter und Betriebswirt Fuchs erklärt: „Dann wissen wir, ob jemand durch die Hinweise nicht fünfmal, sondern vielleicht nur einmal um den Block fährt.“So können die Erkenntnisse aus den Zukunftsvierteln der ganzen Stadt nutzen.
Fuchs prüft mit seinem Team jetzt die Ausweitung der Modellstraße. Ein Kandidat ist die Lorettostraße mit ihren Nebenstraßen. Wo keine neuen LED-Laternen mit Sensoren zur Erfassung freier Parkplätze installiert werden können, weil dort Gaslaternen stehen, sollen Sensoren am Boden die Parkplatzbelegung messen.
Das Thema Nachhaltigkeit kommt in Unterbilk und Friedrichstadt an. Hier leben viele Menschen, die Lust auf die neuen Technologien haben und ihren ökologischen Fußabdruck verbessern wollen. Fuchs weiß von einigen, die sich ein E-Fahrzeug zugelegt haben. Dabei spielt natürlich auch eine Rolle, dass die Stadtwerke
immer mehr Ladepunkte schaffen, im Zukunftsviertel kamen allein im vorigen Jahr 22 hinzu. Am Graf-Adolf-Platz wurde zudem eine Schnellladesäule installiert. Und: Wer auflädt, hat in den mit Parkraum nicht gerade gesegneten Stadtteilen für die Zeit des Ladevorgangs einen Gratis-Parkplatz, was nicht zu verachten ist. Allerdings stehen auch immer wieder Falschparker auf den Flächen, hier kommt es auf die Unterstützung durch das Ordnungsamt an.
Intensiviert wird jetzt die Idee, Modellhäuser einzurichten. Mehrere Objekte dafür sind in der Prüfung. Dafür kommen vor allem Immobilien aus der Nachkriegszeit infrage, die nun saniert werden sollen, zudem Altbauten aus der Zeit um die
Jahrhundertwende. Fuchs spricht von einem wesentlichen Hebel, um den Klimawandel abzuschwächen, denn in den Häusern liegt viel energetisches Potenzial. Die aktuellen Heizungsanlagen können optimiert werden, noch besser ist der Einbau von Wärmepumpen, Photovoltaik und Energiespeichern. Wenn eine Garage vorhanden ist: Lässt sich dort eine Wallbox für ein E-Mobil installieren? Die Stadtwerke haben jetzt mit einer ExpressBeratung begonnen, bei der Fotos hochgeladen und wesentliche Fragen beantwortet werden können. Gut angelaufen sind zudem gemeinsame Termine mit Experten der Stadtsparkasse, um die Finanzierungsfragen für Umbaumaßnahmen zu klären.