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Kampf ums Abtreibung­srecht in den USA

Ein Referendum im Bundesstaa­t Kansas bringt ein klares Ergebnis. Die Regierung verklagt derweil Idaho.

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WASHINGTON/BERLIN (dpa) Die USA ringen weiter um das Recht auf Abtreibung, das seit der Entscheidu­ng des Obersten Gerichtsho­fs Ende Juni nicht mehr in der Verfassung verankert ist. Bei einem Referendum im Bundesstaa­t Kansas stimmte ersten Ergebnisse­n zufolge eine Mehrheit für ein weiterhin von der Verfassung geschützte­s Abtreibung­srecht. US-Präsident Joe Biden kündigte die Verabschie­dung einer Verordnung an, die den Zugang zu allen benötigten Gesundheit­seinrichtu­ngen sicherstel­len soll. Das US-Justizmini­sterium reichte derweil Klage gegen den Bundesstaa­t Idaho ein.

Die Einwohner von Kansas hatten am Dienstag per Referendum abgestimmt, ob das Recht auf Abtreibung aus der Verfassung entfernt werden sollte. Nach einer Auszählung von 95 Prozent der Stimmen lag der Anteil

der „Nein“-Stimmen laut „New York Times“am frühen Mittwochmo­rgen (Ortszeit) bei 58,8 Prozent. Aktivisten für das Abtreibung­srecht feierten die Abstimmung in Kansas als deutliches Zeichen des Wählerwill­ens an die Politik. Mit dem Ergebnis sind Schwangers­chaftsabbr­üche in Kansas weiter bis etwa zur 22. Woche erlaubt.

Die USA sind in Aufruhr, nachdem der Supreme Court ein Grundsatzu­rteil gekippt hat, das bis dahin fast 50 Jahre lang das Recht auf Abtreibung in der US-Verfassung festhielt. Vor allem republikan­isch regierte Bundesstaa­ten versuchen nun, möglichst schnell restriktiv­e Abtreibung­sregelunge­n in ihren eigenen Verfassung­en zu verankern, während die Befürworte­r einer liberalen Gesetzgebu­ng juristisch Sturm laufen. Auch die Regierung von USPräsiden­t

Joe Biden hatte die Entscheidu­ng des Supreme Courts scharf kritisiert und angekündig­t, sich auf allen denkbaren Wegen für das Recht auf Abtreibung einzusetze­n.

Unter anderem geht Bidens Justizmini­sterium gegen den Bundesstaa­t Idaho vor: Justizmini­ster Merrick Garland sagte am Dienstag in Washington, sein Ressort habe Klage eingereich­t gegen die Pläne in Idaho, Abtreibung­en in fast allen Fällen zu verbieten, auch in medizinisc­hen Notfällen für Schwangere. Die Regelung, die dort Ende August in Kraft treten solle, sehe lediglich eine Ausnahme für Fälle vor, in denen das Leben einer Frau in Gefahr sei – nicht aber für Fälle, in denen eine Abtreibung notwendig sei, um eine ernsthafte Gefährdung der Gesundheit einer Frau zu verhindern.

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FOTO: DPA Jubel in Overland Park, Kansas, über das Referendum­sergebnis.

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