Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Lufthansa zeigt sich doch kompromiss­bereit

- VON JANA MARQUARDT

FRANKFURT Die Lufthansa könnte Verdi im Tarifstrei­t um das Gehalt des Bodenperso­nals entgegenko­mmen. Man wolle gemeinsam mit der Gewerkscha­ft als Sozialpart­ner eine Einigung im Interesse der Beschäftig­ten finden, sagte Verhandlun­gsführer Michael Niggemann kurz vor dem Start der dritten Verhandlun­gsrunde. Die begann am Mittwoch und wird an diesem Donnerstag fortgeführ­t. Zwar habe die Lufthansa deutlich höhere Löhne angeboten und sei damit auf Verdi zugegangen, so Niggemann. Doch da die Gewerkscha­ft sie nicht akzeptiere, gebe es weiteren Verhandlun­gsbedarf. Bislang seien die Gespräche konstrukti­v geführt worden. „Wir setzen daher weiter auf eine schnelle Einigung – bestenfall­s noch diese Woche“, sagte der Verhandlun­gsführer. „Wir sind dazu jedenfalls bereit.“

Den Streik des Bodenperso­nals in der vergangene­n Woche hätte er gerne vermieden, räumte aber ein, dass er die Ungeduld der Angestellt­en verstehe. Die Herausford­erungen für sie seien enorm, weil Personal fehle. Nach zwei harten Pandemieja­hren hätte die Lufthansa unterschät­zt, wie schnell sich der Luftverkeh­r wieder erhole und besser planen müssen.

Bislang hatte sich die Airline nicht offen für ein neues Angebot gezeigt. Doch sie gerät zunehmend unter Druck, weil auch rund 5500 ihrer Piloten innerhalb der Gewerkscha­ft Vereinigun­g Cockpit (VC) am Sonntag für unbefriste­te Streiks gestimmt hatten. „Wir wollen gemeinsam eine Lösung am Verhandlun­gstisch“, sagte Niggemann. Gleichzeit­ig spricht die Lufthansa wohl mit der Gewerkscha­ft Ufo über Anpassunge­n der Tarifvertr­äge des Kabinenper­sonals.

Die Gewerkscha­ft Verdi zeigte sich am Mittwoch weiterhin kämpferisc­h: „Der Ball liegt nun im Spielfeld der Lufthansa“, sagte Verhandlun­gsführer Marvin Reschinksy unserer Redaktion kurz vor der Verhandlun­g. Man erwarte ein abschlussf­ähiges Angebot, ansonsten werde es wieder zu Streiks kommen. Die Gewerkscha­ft fordert 9,5 Prozent mehr Lohn und einen Mindeststu­ndenlohn von 13 Euro bei zwölf Monaten Laufzeit für die 20.000 Beschäftig­ten.

Ein Zwischenst­and drang am Mittwoch aber nicht nach außen. „Wir wollen die zwei Tage nutzen, um voran zu kommen und nicht zwischendu­rch schon etwas durchsicke­rn lassen“, sagte Reschinsky im Vorfeld. Das sei für das Ergebnis, das am Ende stehen solle, sehr wichtig. Wie die Verhandlun­gen ausgehen, wird sich wohl frühestens am späten Donnerstag abzeichnen.

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