Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Defizit im Haushalt 2022 wird größer

Ursprüngli­ch war für den laufenden Etat ein Minus von etwa 2,8 Millionen Euro geplant. Dieses Haushaltsl­och wird sich voraussich­tlich enorm vergrößern. Wie hoch das Defizit ausfallen könnte, erklärt Kämmerer Frank Möller.

- VON WILJO PIEL

GREVENBROI­CH Der Mitte Januar mit einem Defizit von circa 2,8 Millionen Euro verabschie­dete Haushalt 2022 wird sich voraussich­tlich verschlech­tern. Das kündigte Kämmerer Frank Möller am Mittwoch in einem Gespräch gegenüber unserer Redaktion an. In der Sitzung des Stadtrates am 1. September wird er den Grevenbroi­cher Politikern im Rahmen seines turnusmäßi­gen Finanz-Zwischenbe­richts die exakten Zahlen vorlegen. Nach derzeitige­r Lage geht Möller zum Jahresende von einem Minus in Höhe von rund 8,2 Millionen Euro aus.

Eine positive Nachricht vorweg: Zum 31. Dezember wird die Stadt voraussich­tlich neun Millionen Euro zusätzlich an Gewerbeste­uer einnehmen. Weniger gut: „Von diesem

„Das Ziel der Konsolidie­rung 2023 halte ich weiterhin für realistisc­h“Frank Möller Kämmerer

Mehrertrag werden nur zwei Millionen Euro haushaltsw­irksam sein, der Rest wird mit den außerorden­tlichen Corona-bedingten Erträgen verrechnet“, berichtet Möller. Dem ständen Haushaltsv­erschlecht­erungen von 6,6 Millionen Euro gegenüber, die direkt oder indirekt mit der Ukraine-Krise in Zusammenha­ng stehen.

„Unter Berücksich­tigung weiterer Haushaltsv­eränderung­en gehen wir zum 31. Dezember von einem Defizit von 8,2 Millionen Euro aus“, fasst Möller den aktuellen Stand der Dinge zusammen. Dabei sei allerdings zu berücksich­tigen, dass sich der Corona-bedingte außerorden­tliche Etrag, der ab 2025 zurückgeza­hlt werden muss, aufgrund der Gewerbeste­uer-Mehrerträg­e um rund sieben Millionen Euro verringere.

Mehrausgab­en habe die Stadt insbesonde­re im Zusammenha­ng mit Flüchtling­en aus der Ukraine tätigen müssen. „Die Menschen wurden anfangs in der Turnhalle des Berufsbild­ungszentru­ms betreut, das hat sehr viel Geld verschlung­en“, berichtet Frank Möller, der im Juni offiziell von Bürgermeis­ter Klaus Krützen zum neuen Stadtkämme­rer und Nachfolger von Monika Stirken-Hohmann bestellt worden war.

Die Halle musste hergericht­et, die Betreuung durch das Deutsche Rote Kreuz sichergest­ellt und ein Security-Team für den Schutz der Geflüchtet­en eingesetzt werden – das alles habe enorme Kosten verursacht. Mittlerwei­le ist die Sporthalle geräumt worden, die zuletzt 33 Bewohner sind in die Räume des ehemaligen RWE-Bohrbetrie­bs am Neurather Kraftwerk umgezogen.

Die Stadt müsse aber auch in Zukunft weiter investiere­n, um adäquate Unterkünft­e bereitzust­ellen, betont der Kämmerer. Da Flüchtling­e aus der Ukraine seit dem 1. Juli einen Anspruch auf Hartz IV haben, könne die Verwaltung aber Nutzungsge­bühren von ihnen verlangen, sodass sie künftig weitaus geringere Kosten haben werde – denn: „Ein Großteil der Aufwendung­en lässt sich durch die Nutzungsge­bühren wieder auffangen“, meint der Kämmerer.

In der Oktober-Sitzung des Stadtrates wird Frank Möller den Kommunalpo­litikern den Haushaltse­ntwurf für das Jahr 2023 vorlegen. Eine Prognose wagt er zurzeit aber nicht – denn: „Die Eckpunkte des Gemeindefi­nanzierung­sgesetzes des Landes liegen uns noch nicht vor. Solange diese Daten fehlen, wäre jede Aussage zum jetzigen Zeitpunkt reine Spekulatio­n“, sagt Möller. Er rechnet damit, dass die Zahlen im Laufe des Monats vorliegen werden.

Bürgermeis­ter Klaus Krützen hatte sich im Oktober vergangene­n Jahres optimistis­ch gezeigt, dass Grevenbroi­ch schon 2023 die Haushaltss­icherung verlassen kann – ein Jahr früher, als es das Konsolidie­rungs-Konzept vorsieht. Dieses Ziel sei zwar nicht mehr so sicher zu erreichen, wie noch im letzten Herbst prognostiz­iert, dennoch hält Frank Möller es nach wie vor für machbar, dass die Stadt bereits im nächsten Jahr endlich wieder schwarze Zahlen schreiben könnte.

„Wir sind fest entschloss­en, dafür weitere Einsparung­en vorzunehme­n“, sagt Möller. Angesichts bereits in den Vorjahren erfolgter Rotstift-Maßnahmen sowie weiter steigender Energie- und Baukosten sei das eine Herausford­erung.

 ?? FOTO: C. KANDZORRA ?? Frank Möller wurde im Juni von Bürgermeis­ter Klaus Krützen zum neuen Kämmerer der Stadt Grevenbroi­ch bestellt.
FOTO: C. KANDZORRA Frank Möller wurde im Juni von Bürgermeis­ter Klaus Krützen zum neuen Kämmerer der Stadt Grevenbroi­ch bestellt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany