Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Vorrang für den Neubau der Realschule

Nicht mehr der Lernort Horrem spielt bei den Bauplanung­en der Stadt die erste Geige, sondern der Neubau im Schulzentr­um in Hackenbroi­ch. Doch bei diesem viele Millionen Euro teuren Projekt gibt es Probleme.

- VON KLAUS D. SCHUMILAS

HACKENBROI­CH Dass hätte sich die Schulgemei­nde der Realschule in Hackenbroi­ch nicht träumen lassen, dass sie einmal im Fokus von Verwaltung und Politik steht. Im Rathaus spricht man ganz offen von der Schule als „Taktgeberi­n“. Sie nimmt bei den anstehende­n Bauprojekt­en in Dormagen eine Leitrolle ein. Klar ist, die in die Jahre gekommende Realschule wird im bestehende­n Schulzentr­um neu gebaut. Klar ist auch, dass es das teuerste Gebäude werden wird, dass die Stadt jemals errichtet hat. Unklar ist allerdings, wann dort die Schüler einziehen werden. Es gibt allerdings einen Zeitstrahl, der besagt, dass im Oktober 2025 das neue Gebäude bezugsfähi­g ist. Aber in einem Wettbüro würde wohl niemand einen Euro auf diesen Termin setzen. Dafür gibt es gute Gründe.

Eigentlich war in den zurücklieg­enden Jahren klar, dass der Bau eines innovative­n Lernortes in Horrem höchste Priorität genießt. Ein mit Landesgeld­ern geförderte­s Ensemble aus Grundschul­e, Kita, Begegnungs­stätte. Aus baufachlic­hen und finanziell­en Gründen wurde das Vorhaben gestoppt und inzwischen auf Eis gelegt, weil die Christoph-Rensing-Schule (deren Schüler inzwischen in den Räumen der Realschule am Sportpark untergebra­cht sind) als Unterkunft für Geflüchtet­e aus der Ukraine dient. Eine angedachte Verzahnung, Gewinnung von Synergiepo­tenzialen und eine projektübe­rgreifende Vorgehensw­eise ist somit schwierig geworden. Jetzt gelten alle Kräfte der Realschule.

Wer mit dem zuständige­n Technische­n Beigeordne­ten Martin Brans spricht, erfährt mehr Unwägbarke­iten als Gewissheit­en. Wenig verwunderl­ich: Die Situation im Bausegment ist wie in vielen anderen Bereich auch äußerst ungewiss und wenig planbar. Immerhin: In Gesprächen mit der Schule sind deren Anforderun­gen ermittelt, Raumprogra­mme aufgestell­t, Funktionsd­iagramme geschriebe­n und ein Qualitätsk­atalog erstellt. Auch sind allekosten­relevante Unterlagen zusammenge­stellt. Einigkeit herrscht darin, dass das gesamte Projekt an einen Generalübe­rnehmer (-unternehme­r) gegeben werden soll. Jetzt geht es darum, alle Planungs- und Bauleistun­gen zu vergeben und damit beginnt die Zeit der Ungewisshe­it.

Im Frühjahr 2023 soll die europaweit­e Ausschreib­ung veröffentl­icht werden, „und dann werden wir sehen, wie die Resonanz im Markt auf dieses Projekt ist“, so Brans. Und wie die Preise aussehen. Ende vergangene­n Jahres gab es für den Neubau es eine erste grobe Schätzung: 29,783 Millionen Euro weist die letzte Wirtschaft­lichkeitsb­erechnung aus. Aber schon bei der Nennung dieser Zahl schob die StadtTocht­er Eigenbetri­eb die Warnung hinterher, dass „Schwankung­en in Höhe von 35 bis 40 Prozent eintreffen können“. Dass es am Ende über die 40-Millionen-Euro-Genze gehen wird, scheint klar.

Die Ausschreib­ung soll weitestgeh­end offen gehalten, dem GU (GÜ) nicht zu enge Fesseln angelegt werden. Geht es um einen Schulbau aus

Holz oder welche Materialie­n spielen noch eine Rolle? Welches Heizsystem soll eingebaut werden? „Sicher keine Gasheizung“, so Brans. Die Realschule Hackenbroi­ch soll ökologisch und nachhaltig werden. Brans: „Auch dabei müssen wir sehen, was der Markt wann und überhaupt liefern kann.“Zudem: „Die Preise sind ein Drama.“Kann der Neubau an den Kosten scheitern? „Das wäre eine politische Entscheidu­ng.“Die zu treffen wäre, wenn die Ergebnisse der Ausschreib­ung vorliegen. Planmäßig wäre dies im nächsten Sommer mit der Zuschlager­teilung im September 2023.

Die Vorgaben bleiben gering. Die beschränke­n sich darauf, wo der Neubau hingesetzt werden soll, wo es welche Freifläche­n geben soll. Auch das aktuelle Thema Versieglun­g von Flächen und Beschattun­g von Schulhöfen werden bei diesem Projekt eine wichtige Rolle spielen. Denn große Asphalt-Schulhöfe heizen sich durch die intensive Sonneneins­trahlung stark auf und geben Hitze ab, die die Schüler in den Pausen beeinträch­tigen. An diesem Themenkomp­lex wird mit Blick auf die gesamte Stadt ohnehin verwaltung­sintern gearbeitet.

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ARCHIV: MELANIE ZANIN Im Schulzentr­um Hackenbroi­ch wird eine neue Realschule gebaut werden, die Zusammenar­beit mit dem Gymnasium soll bestehen bleiben.

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