Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Vorrang für den Neubau der Realschule
Nicht mehr der Lernort Horrem spielt bei den Bauplanungen der Stadt die erste Geige, sondern der Neubau im Schulzentrum in Hackenbroich. Doch bei diesem viele Millionen Euro teuren Projekt gibt es Probleme.
HACKENBROICH Dass hätte sich die Schulgemeinde der Realschule in Hackenbroich nicht träumen lassen, dass sie einmal im Fokus von Verwaltung und Politik steht. Im Rathaus spricht man ganz offen von der Schule als „Taktgeberin“. Sie nimmt bei den anstehenden Bauprojekten in Dormagen eine Leitrolle ein. Klar ist, die in die Jahre gekommende Realschule wird im bestehenden Schulzentrum neu gebaut. Klar ist auch, dass es das teuerste Gebäude werden wird, dass die Stadt jemals errichtet hat. Unklar ist allerdings, wann dort die Schüler einziehen werden. Es gibt allerdings einen Zeitstrahl, der besagt, dass im Oktober 2025 das neue Gebäude bezugsfähig ist. Aber in einem Wettbüro würde wohl niemand einen Euro auf diesen Termin setzen. Dafür gibt es gute Gründe.
Eigentlich war in den zurückliegenden Jahren klar, dass der Bau eines innovativen Lernortes in Horrem höchste Priorität genießt. Ein mit Landesgeldern gefördertes Ensemble aus Grundschule, Kita, Begegnungsstätte. Aus baufachlichen und finanziellen Gründen wurde das Vorhaben gestoppt und inzwischen auf Eis gelegt, weil die Christoph-Rensing-Schule (deren Schüler inzwischen in den Räumen der Realschule am Sportpark untergebracht sind) als Unterkunft für Geflüchtete aus der Ukraine dient. Eine angedachte Verzahnung, Gewinnung von Synergiepotenzialen und eine projektübergreifende Vorgehensweise ist somit schwierig geworden. Jetzt gelten alle Kräfte der Realschule.
Wer mit dem zuständigen Technischen Beigeordneten Martin Brans spricht, erfährt mehr Unwägbarkeiten als Gewissheiten. Wenig verwunderlich: Die Situation im Bausegment ist wie in vielen anderen Bereich auch äußerst ungewiss und wenig planbar. Immerhin: In Gesprächen mit der Schule sind deren Anforderungen ermittelt, Raumprogramme aufgestellt, Funktionsdiagramme geschrieben und ein Qualitätskatalog erstellt. Auch sind allekostenrelevante Unterlagen zusammengestellt. Einigkeit herrscht darin, dass das gesamte Projekt an einen Generalübernehmer (-unternehmer) gegeben werden soll. Jetzt geht es darum, alle Planungs- und Bauleistungen zu vergeben und damit beginnt die Zeit der Ungewissheit.
Im Frühjahr 2023 soll die europaweite Ausschreibung veröffentlicht werden, „und dann werden wir sehen, wie die Resonanz im Markt auf dieses Projekt ist“, so Brans. Und wie die Preise aussehen. Ende vergangenen Jahres gab es für den Neubau es eine erste grobe Schätzung: 29,783 Millionen Euro weist die letzte Wirtschaftlichkeitsberechnung aus. Aber schon bei der Nennung dieser Zahl schob die StadtTochter Eigenbetrieb die Warnung hinterher, dass „Schwankungen in Höhe von 35 bis 40 Prozent eintreffen können“. Dass es am Ende über die 40-Millionen-Euro-Genze gehen wird, scheint klar.
Die Ausschreibung soll weitestgehend offen gehalten, dem GU (GÜ) nicht zu enge Fesseln angelegt werden. Geht es um einen Schulbau aus
Holz oder welche Materialien spielen noch eine Rolle? Welches Heizsystem soll eingebaut werden? „Sicher keine Gasheizung“, so Brans. Die Realschule Hackenbroich soll ökologisch und nachhaltig werden. Brans: „Auch dabei müssen wir sehen, was der Markt wann und überhaupt liefern kann.“Zudem: „Die Preise sind ein Drama.“Kann der Neubau an den Kosten scheitern? „Das wäre eine politische Entscheidung.“Die zu treffen wäre, wenn die Ergebnisse der Ausschreibung vorliegen. Planmäßig wäre dies im nächsten Sommer mit der Zuschlagerteilung im September 2023.
Die Vorgaben bleiben gering. Die beschränken sich darauf, wo der Neubau hingesetzt werden soll, wo es welche Freiflächen geben soll. Auch das aktuelle Thema Versieglung von Flächen und Beschattung von Schulhöfen werden bei diesem Projekt eine wichtige Rolle spielen. Denn große Asphalt-Schulhöfe heizen sich durch die intensive Sonneneinstrahlung stark auf und geben Hitze ab, die die Schüler in den Pausen beeinträchtigen. An diesem Themenkomplex wird mit Blick auf die gesamte Stadt ohnehin verwaltungsintern gearbeitet.