Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Das Comeback des „PO“Hoffmann
ANALYSE Ex-Bürgermeister Peter-Olaf Hoffmann setzt seit geraumer Zeit beachtliche ehrenamtliche „Duftmarken“.
DORMAGEN Es gibt Persönlichkeiten, die von Amts wegen eine wichtige, tragende Rolle in einer Stadtgesellschaft spielen. Dazu gehört der Bürgermeister ebenso wie ein leitender Pfarrer, der Chef eines prägenden Unternehmens oder eine charismatische Person aus der Kultur. Daneben beeinflussen aber Frauen und Männer Meinungen und Stimmungen, die nicht immer im Rampenlicht stehen. Dazwischen liegt eine Grauzone. Und darin bewegt sich Peter-Olaf Hoffmann, der seit geraumer Zeit ein beachtliches Comeback in der Öffentlichkeit feiert.
Er ist der Bürgermeister, der bei der Kommunalwahl 2014 als Amtsinhaber und CDU-Kandidat gegen Erik Lierenfeld (SPD) eine bittere Niederlage kassierte. In der Folge schied er im Streit von und aus der CDU. In der Wahrnehmung des Normalbürgers tauchte der in Stürzelberg beheimatete Hoffmann in der Folgezeit nahezu nur als Schütze in der Öffentlichkeit auf, als mächtiger Generalsekretär der Europäischen Gemeinschaft Historischer Schützen. Was als thematisches Segment eher nur für Heimat-Experten und wie eine Insel wirkt, trügt, denn der 77-Jährige ist in der Stadtgesellschaft präsent wie lange nicht mehr und dürfte heute womögliche höhere Sympathiewerte einheimsen als vor zehn Jahren.
Was er seit seinem Ausscheiden aus dem Dormagener Rathaus nie verloren hat, ist seine Meinungsstärke und klare Haltung. Das zeigte sich vor der letzten Kommunalwahl, wo er frank und frei bekannte, „Lierenfeld könnte ich wählen“. Oder als er sich vor drei Jahren im Dormagener Streit um nicht abgeholtes Altpapier einmischte und seinen Nachfolger zu mehr Bürgerfreundlichkeit aufrief.
Gegen die Stadt wandte er sich auch als Mitglied des Deichverbandes, wo er für den Erbentag das Statement gegen eine Umwidmung der Deichstraße in eine Fahrradstraße unterzeichnete. Klare Kante auch im Missbrauchsfall von Stürzelberg. Dort forderte er ebenso wie Pfarrer Klaus Koltermann früh die Umbenennung von Gustav-Biesenbach-Platz und Biesenbachstraße. Wie stark Hoffmann in CDU-Kreisen noch polarisiert, zeigte sich im
Sommer vergangenen Jahres, wo ihn die frisch gewählte Parteivorsitzende Anissa Saysay zum CDU-Talk vor das Historische Rathaus einlud und dafür von Mitgliedern angefeindet wurde, weil für diese Hoffmann eine Person „non grata“ist.
Seit vergangenem Jahr ist eine erstaunliche Entwicklung zu beobachten, die man salopp als Hoffmanns Comeback im Rathaus bezeichnen könnte. Im Rahmen des umfassenden Masterplan-Prozesses für die Entwicklung der Innenstadt tauchte er überraschend im ProjektBeirat auf - ebenso wie sein Ex-Bürgermeister-Kollege
Heinz Hilgers (SPD). Im Mai dieses Jahres wird Hoffmann neuer Ombudsmann in der Anti-Korruptionsstelle der Stadt, der Jurist hat diese Stelle jetzt seit einem Monat inne. Eher im Verborgenen spielt sich sein Wirken im Trägerverein des Norbert-Gymnasiums Knechtsteden ab, dem er seit 40 Jahren angehört.
Die unter humanitären Gesichtspunkten wohl größte Lebensleistung erbringt Hoffmann seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine. Dank seiner Schützen-Kontakte nach Polen ist eine Brücke nach Krakow bzw nach Zabierzow entstanden, über die seit Anfang März viele Hilfstransporte gefahren sind und noch fahren. Polnische Schützen organisieren vor Ort die Weiterleitung.
Hoffmann war selbst vor Ort, unterstützt vom polnisch sprechenden Fahrer von Bürgermeister Lierenfeld, Josef Bienek. Hoffmann ist Vorstandsmitglied der Bürgerstiftung, dessen Vorsitzender Martin Voigt wiederum mitsamt vieler, vieler Helfer seit einem Jahr nicht nur beim Wiederaufbau nach der Flutkatastrophe im Ahrtal Enormes leistet (Initiative „You’ll nevAhr walk alone“), sondern auch Geflüchteten aus der Ukraine hilft. Dafür zeichnete Hoffmann Voigt und Bürgermeister Lierenfeld im April bei der Frühjahrstagung der Europa-Schützen mit dem Silbernen Verdienstkreuz der EGS aus.
Es wäre sicherlich eine besondere Freude für den „elder Statesman“, sollte es gelingen, dass Zabierzow, zusammen mit dem Ort Hora bei Kiew, neue Partnerstadt von Dormagen werden würde. Was wiederum eine rein politische Entscheidung wird.