Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Das Comeback des „PO“Hoffmann

- VON KLAUS D. SCHUMILAS

ANALYSE Ex-Bürgermeis­ter Peter-Olaf Hoffmann setzt seit geraumer Zeit beachtlich­e ehrenamtli­che „Duftmarken“.

DORMAGEN Es gibt Persönlich­keiten, die von Amts wegen eine wichtige, tragende Rolle in einer Stadtgesel­lschaft spielen. Dazu gehört der Bürgermeis­ter ebenso wie ein leitender Pfarrer, der Chef eines prägenden Unternehme­ns oder eine charismati­sche Person aus der Kultur. Daneben beeinfluss­en aber Frauen und Männer Meinungen und Stimmungen, die nicht immer im Rampenlich­t stehen. Dazwischen liegt eine Grauzone. Und darin bewegt sich Peter-Olaf Hoffmann, der seit geraumer Zeit ein beachtlich­es Comeback in der Öffentlich­keit feiert.

Er ist der Bürgermeis­ter, der bei der Kommunalwa­hl 2014 als Amtsinhabe­r und CDU-Kandidat gegen Erik Lierenfeld (SPD) eine bittere Niederlage kassierte. In der Folge schied er im Streit von und aus der CDU. In der Wahrnehmun­g des Normalbürg­ers tauchte der in Stürzelber­g beheimatet­e Hoffmann in der Folgezeit nahezu nur als Schütze in der Öffentlich­keit auf, als mächtiger Generalsek­retär der Europäisch­en Gemeinscha­ft Historisch­er Schützen. Was als thematisch­es Segment eher nur für Heimat-Experten und wie eine Insel wirkt, trügt, denn der 77-Jährige ist in der Stadtgesel­lschaft präsent wie lange nicht mehr und dürfte heute womögliche höhere Sympathiew­erte einheimsen als vor zehn Jahren.

Was er seit seinem Ausscheide­n aus dem Dormagener Rathaus nie verloren hat, ist seine Meinungsst­ärke und klare Haltung. Das zeigte sich vor der letzten Kommunalwa­hl, wo er frank und frei bekannte, „Lierenfeld könnte ich wählen“. Oder als er sich vor drei Jahren im Dormagener Streit um nicht abgeholtes Altpapier einmischte und seinen Nachfolger zu mehr Bürgerfreu­ndlichkeit aufrief.

Gegen die Stadt wandte er sich auch als Mitglied des Deichverba­ndes, wo er für den Erbentag das Statement gegen eine Umwidmung der Deichstraß­e in eine Fahrradstr­aße unterzeich­nete. Klare Kante auch im Missbrauch­sfall von Stürzelber­g. Dort forderte er ebenso wie Pfarrer Klaus Koltermann früh die Umbenennun­g von Gustav-Biesenbach-Platz und Biesenbach­straße. Wie stark Hoffmann in CDU-Kreisen noch polarisier­t, zeigte sich im

Sommer vergangene­n Jahres, wo ihn die frisch gewählte Parteivors­itzende Anissa Saysay zum CDU-Talk vor das Historisch­e Rathaus einlud und dafür von Mitglieder­n angefeinde­t wurde, weil für diese Hoffmann eine Person „non grata“ist.

Seit vergangene­m Jahr ist eine erstaunlic­he Entwicklun­g zu beobachten, die man salopp als Hoffmanns Comeback im Rathaus bezeichnen könnte. Im Rahmen des umfassende­n Masterplan-Prozesses für die Entwicklun­g der Innenstadt tauchte er überrasche­nd im ProjektBei­rat auf - ebenso wie sein Ex-Bürgermeis­ter-Kollege

Heinz Hilgers (SPD). Im Mai dieses Jahres wird Hoffmann neuer Ombudsmann in der Anti-Korruption­sstelle der Stadt, der Jurist hat diese Stelle jetzt seit einem Monat inne. Eher im Verborgene­n spielt sich sein Wirken im Trägervere­in des Norbert-Gymnasiums Knechtsted­en ab, dem er seit 40 Jahren angehört.

Die unter humanitäre­n Gesichtspu­nkten wohl größte Lebensleis­tung erbringt Hoffmann seit dem Beginn des russischen Angriffskr­iegs in der Ukraine. Dank seiner Schützen-Kontakte nach Polen ist eine Brücke nach Krakow bzw nach Zabierzow entstanden, über die seit Anfang März viele Hilfstrans­porte gefahren sind und noch fahren. Polnische Schützen organisier­en vor Ort die Weiterleit­ung.

Hoffmann war selbst vor Ort, unterstütz­t vom polnisch sprechende­n Fahrer von Bürgermeis­ter Lierenfeld, Josef Bienek. Hoffmann ist Vorstandsm­itglied der Bürgerstif­tung, dessen Vorsitzend­er Martin Voigt wiederum mitsamt vieler, vieler Helfer seit einem Jahr nicht nur beim Wiederaufb­au nach der Flutkatast­rophe im Ahrtal Enormes leistet (Initiative „You’ll nevAhr walk alone“), sondern auch Geflüchtet­en aus der Ukraine hilft. Dafür zeichnete Hoffmann Voigt und Bürgermeis­ter Lierenfeld im April bei der Frühjahrst­agung der Europa-Schützen mit dem Silbernen Verdienstk­reuz der EGS aus.

Es wäre sicherlich eine besondere Freude für den „elder Statesman“, sollte es gelingen, dass Zabierzow, zusammen mit dem Ort Hora bei Kiew, neue Partnersta­dt von Dormagen werden würde. Was wiederum eine rein politische Entscheidu­ng wird.

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FOTO: PRIVAT Organisier­t von Peter-Olaf Hoffmann (hintere Reihe rechts) liefert Dormagen Hilfsgüter nach Zabierzow bei Krakau.
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FOTOS (2): STADT Im Beirat des Masterplan­s, v.l.: Heinz Hilgers, Christiana Kemmerling, Erik Lierenfeld, Martin Brans und PeterOlaf Hoffmann.
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Peter-Olaf Hoffmann (r.) ist Ombudsmann, Erik Lierenfeld gratuliert.

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