Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

„Liebestran­k“verzaubert in Sinsteden

Donizettis „Der Liebestran­k“wurde als Open-Air-Oper in Sinsteden aufgeführt. Organisier­t wurde die Veranstalt­ung vom Kreiskultu­rzentrum Sinsteden und dem Kulturamt der Gemeinde Rommerskir­chen. Das Ensemble begeistert­e.

- VON KLAUS NIEHÖRSTER

SINSTEDEN Zu Gast waren nicht die New Yorker Metropolit­an Opera (Met) und die Mailänder Scala, auch nicht die Düsseldorf­er Deutsche Oper am Rhein. Es war ein kleines, aber feines Ensemble, welches in Sinsteden für wahre Begeisteru­ngsstürme sorgte. „Hören und genießen Sie diese Musik“, so stimmte Moderatori­n Désiree Brodka die zahlreiche­n Besucher unter der Remise ein.

Gespielt wurde an diesem sonnigen Abend das Meisterwer­k des italienisc­hen Komponiste­n Gaetano Donizetti: „L´elisir dámore“läuft von jeher der Ruf voraus, eine der weltweit meistgespi­elten Opern der Musikliter­atur zu sein. Geradezu exaltierte Lobeshymne­n folgten der Mailänder Uraufführu­ng. Und noch heute beeilen sich die Rezensente­n, der wunderbar gelungenen Opera buffa Leichtfüßi­gkeit und unerschöpf­lichen Einfallsre­ichtum zu bescheinig­en. Dafür mag die märchenhaf­te Handlung sorgen, doch viel eher sind es die in diesem Musiktheat­er die eindeutig im Vordergrun­d der Aufmerksam­keit stehenden prächtigen Klänge.

Eine große Besetzung hätte der enge Raum unter der Remise nicht hergegeben. Aber so waren die Besucher ganz nahe an der sparsam ausgestatt­eten Bühne und lauschten den mit Witz gewürzten Überleitun­gen der Moderatori­n. Vor allem fühlten sie sich gut unterhalte­n.

Sopranisti­n Anna Moog, Georgierin, gab die nicht nur stimmlich sehr attraktive Adina, Jakob Kleinschmi­t, Tenor aus Würzburg, sang den Nemorino, die Niederländ­erin Zinzi Frohwein, Sopran, hatte den Part der Giannetta. George Gamal, Bariton, mimte den Belcore, und Agris Hartmanis, Riga, hatte mit seinem fülligen Bassbarito­n die Rolle des Dulcamara übernommen. Ihnen zur Seite stand ein vierköpfig­es Streichqua­rtett. Dirigiert wurde das Stück von Alexander Steinitz.

Gastgeberi­n Kathrin Wappenschm­idt,

versäumte es nicht, die gute Organisati­on des Abends durch die Gemeinde Rommerskir­chen und dem Sinstedene­r Kulturzent­rum hervorzuhe­ben. Und auch die vielen, den kostenlose­n Konzertabe­nd ermögliche­nden Sponsoren wurden nicht vergessen. „Jetzt ist was los im Baskenland“, stimmte die Moderatori­n auf die beiden Akte ein. Auch das Publikum wurde aufgeforde­rt, interaktiv tätig zu werden und nachhaltig dem armen Nemorino (ein „Niemand“) unter die Arme zu greifen. Denn dieser Bauernjung­e ist unsterblic­h in die schöne und betuchte Gutsbesitz­ertochter Adina verliebt. Ein Liebestran­k soll es richten, damit die Schöne nicht zum auftrumpfe­nden Soldaten Belcore abdriftet und ihn auf der

Stelle heiratet. Wechsel der Gefühle von himmelhoch jauchzend bis zu zu Tode betrübt gehören in dieser Oper dazu. Und auch wenn der für gerade einmal für einen Scudo vom Wanderhänd­ler Dulcamara erworbene Liebestran­k in Wirklichke­it süffiger Bordeaux ist, erfüllt er letztlich seinen Zweck. Adina bekommt ihren Nemorino und umgekehrt. Das ist so unwahrsche­inlich wie ergötzlich mitzuerleb­en und entwickelt sich mit zunehmende­r Dauer zu einem Mordsspaß. Es soll eben einfach so sein. Und die Kenner warten auf den Moment der Oper und bekommen ihn. Und das ist die in tiefer Betrübnis gesungene Arie des Nemorino „Una furtiva lacrima“. Bei diesem mit äußerster Brillanz von Jakob Kleinschro­t gesungenen „Eine verstohlen­e Träne“gingen die Herzen auf und lauschten alle, aber auch wirklich jeder und jede auf die mitreißend­e Solopartie. Und es zeigte sich, dass der Komponist dramaturgi­sch äußerst geschickt, seine beste Notensetzu­ng ans Ende platziert hatte.

Sänger, Sängerinne­n und Streicher sangen sich mit zunehmende­r Dauer frei. Die Remise wurde kurzerhand in einen Konzertsaa­l verwandelt. Abschließe­nd wurde aus dem anfangs verheißene­n Espresso also mindestens ein genüsslich zu schlürfend­er Doppio. Wer jetzt meint, etwas verpasst zu haben: am 7. August kann der Liebestran­k noch einmal eingenomme­n werden: 16 Uhr 30 auf dem Rathauspla­tz Kaarst-Büttgen.

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FOTO: JUDITH MICHAELIS Die Oper „Der Liebestran­k“von Donizetti mal anders im Kulturtzen­trum Sinsteden.

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