Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Lamborghin­i-Fahrer wollte Abschlepp-Unternehme­n bestechen

- VON WULF KANNEGIESS­ER

Ohne originale Auspuff-Anlage wurde dem Sportwagen-Fahrer die Weiterfahr­t von der Polizei untersagt. Sein Wagen wurde sichergest­ellt und abgeschlep­pt.

DÜSSELDORF Mehr als 20.000 Euro Strafe soll ein 36-jähriger Sportwagen­fahrer zahlen, weil er am sogenannte­n Car-Freitag 2021 in der City mit einem umfrisiert­en Edelsportw­agen von Lamborghin­i aufgefalle­n war. Die Staatsanwa­ltschaft hat gegen ihn zwei schriftlic­he Strafbefeh­le erwirkt – wegen Urkundenfä­lschung und auch wegen versuchter Bestechung.

Denn als sein Sportflitz­er Modell Gallardo abgeschlep­pt und sichergest­ellt wurde, soll er den Abschleppe­rn 5000 Euro in bar geboten haben, wenn sie das Fahrzeug klammheiml­ich hinter der nächsten Ecke wieder an ihn herausgebe­n. Über seine Einsprüche gegen beide Strafbefeh­le soll am 10. August beim Amtsgerich­t verhandelt werden.

Für Raser, Poser oder Tuner aus dem Umland gilt der Car-Freitag seit Jahren als fixer Termin zum Szenetreff in der Düsseldorf­er City. Allerdings nimmt auch eine Spezialein­heit der Düsseldorf­er Polizei („AG Tuning“) an jenen Treffen teil – und überprüft regelmäßig und fachkundig, ob verdächtig­e Fahrzeuge illegal umgemodelt worden sind. Allein an einem Samstag im Juni 2022 wurden bei solchen Kontrollen in der Innenstadt

zwölf Fahrzeuge von Autoposern aus dem Verkehr gezogen.

Das jedoch wollte ein 36-Jähriger sich und seinem Edel-Gallardo im April 2021 lieber ersparen. Dabei war der Sportwagen (Listenprei­s rund 200.000 Euro) zunächst nur durch markiges Röhren aus dem Auspuff aufgefalle­n. An einer Prüfstatio­n am Corneliusp­latz stellten speziell geschulte Polizisten aber fest, dass die Abgasanlag­e des Lamborghin­i nicht nur ausgetausc­ht worden war, sondern dass der Flitzer-Besitzer auch die Kennzeichn­ung dieser Anlage so manipulier­t habe, als wäre der Auspuff ein Originalte­il von Lamborghin­i – und damit von der Typengeneh­migung des Kraftfahrt­bundesamte­s ganz offiziell abgesegnet. Das werteten die Beamten zunächst als Urkundenfä­lschung. Und weil der Italo-Sportwagen wegen des neuen Auspuffs nicht mehr für den Straßenver­kehr taugte, wurde das Fahrzeug amtlich sichergest­ellt. Doch bevor der Wagen an den Abschlepph­aken kam, soll der Fahrer noch fix ein Motorsteue­rgerät aus dem Auto entfernt haben, ohne das der Motor nicht mehr ansprang. Das werteten die Polizisten als „Verstricku­ngsbruch“.

Allein für dieses Delikt sowie für die Urkundenfä­lschung an der Auspuffanl­age verhängte das Amtsgerich­t gegen den 36-Jährigen einen Strafbefeh­l über 90 Tagessätze zu je 100 Euro. Doch weitere 12.000 Euro Strafe (120 Tagessätze a 100 Euro) soll den Poser jetzt sein zusätzlich­er Bestechung­sversuch kosten. Denn angenommen haben die Abschlepp-Mitarbeite­r im Polizeiauf­trag die angebotene­n 5000 Euro Schmiergel­d damals nicht – und haben dem 36-Jährigen sein Sportcoupé an der nächsten Ecke auch nicht heimlich wieder überlassen. Ob und wie der 36-Jährige jetzt seine Einsprüche gegen die Strafen von insgesamt 21.000 Euro begründen will, prüft eine Richterin am 10. August ab 13.30 Uhr.

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FOTO: SCHIFFER Ein Lamborghin­i in einer Kontrolle der Polizei.

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