Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
„Luftfilter sollte es in allen Schulformen geben“
Offene Fragen beim Thema Corona und fehlendes Personal bereiten den Lehrern zum Schulstart Sorgen.
DÜSSELDORF Fehlende Pädagogen und Unschärfen beim geplanten Umgang mit der Corona-Pandemie lassen viele gewerkschaftlich organisierte Lehrer mit gemischten Gefühlen auf den Schulstart in der kommenden Woche blicken. „Wir hätten uns eine Pflicht zum Tragen einer Maske gewünscht“, sagt Sylvia Burkert vom Düsseldorfer Leitungsteam der Lehrergewerkschaft GEW. Im DGB-Haus formulierten die Sprecher der in Düsseldorf präsenten Schulformen am Mittwoch einen Überblick über die Erwartungen an das Schuljahr 2022/23.
Besonders in den Grundschulen belastet der Lehrermangel die Teams. „Ausgebildete Kollegen sind Mangelware, selbst Vertretungskräfte und Seiteneinsteiger sind nur noch schwer zu finden“, sagt Holger Thrien, Sprecher der gewerkschaftlich organisierten Grundschullehrer. Hinzu komme die Integration der zusätzlich beschulten Kinder aus der Ukraine. Allein an der von Thrien geleiteten Beckbusch-Schule in Stockum sind es 25 Jungen und Mädchen, die am Morgen einen besonderen Förderunterricht erhalten und anschließend in die Regelklassen verteilt werden.
Kritisch blicken die Pädagogen auf das Thema Luftfilter. „Dass die
Klassenräume in den Düsseldorfer Grundschulen damit ausgestattet wurden, ist gut. Aber warum bleibt unser Ganztagsbereich davon ausgenommen?“, fragt Thrien. Keine Erklärung haben Bärbel Bösche (Berufskollegs) und Gabriella Lorusso (Gesamtschulen) dafür, dass in den weiterführenden Schulen darauf komplett verzichtet wird. „Wenn wir im Winter wegen der Energiekrise weniger heizen und statt die Luft zu filtern dreimal pro Stunde alle Fenster aufreißen müssen, wird es einfach zu kalt. Auch mit dickem Pullover und Jacke werden sich die Schüler dann nicht konzentrieren können“, sagt Lorusso, die an der Stettiner Straße in Garath unterrichtet. Mit Skepsis blickt die Pädagogin auf die maximale Belegung der Klassen mit jeweils 30 Schülern und den Abzug von Förderlehrern für die inklusiven Kinder. „Diese Kollegen müssen die Lücken an den Förderschulen schließen, wir können das aber nicht auffangen.“
Für den Fall, dass die Pandemie einen Distanz- oder Wechselunterricht erfordert, fühlt sich zumindest ein Teil der Lehrer gut gerüstet. „Wir haben in den letzten zweieinhalb Jahren eine hohe Professionalität entwickelt“, sagt Lorusso. Kritik gibt es aber am erneuten Wechsel der Lernplattform. „Das bindet unnötig Ressourcen“, meint Bösche.