Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Eberhofer mit schlechten Pointen
Im Provinzkrimi „Guglhupfgeschwader“muss der bekannte Dorfpolizist in Tschechien ermitteln – und bekommt einen dreibeinigen Hund geschenkt.
Diesen lakonischen Polizisten, der lieber im Wirtshaus sitzt als seine komplexen Ermittlungen (Kapitalverbrechen bei Lotto-Otto) oder seine unausgereifte Familiensituation (mit der Susi Gmeinwieser und dem kleinen Sohn Pauli) voranzutreiben – diesen herrlich zur Verweigerung befähigten Staatsdiener also hat Sebastian Bezzel als Franz Eberhofer nun schon viele Male zu saftigem Leben erweckt. Wobei: In den vorigen Folgen waren die Fälle, die sich um den Franz herum abspielten, irgendwie schwächer komponiert. Und an Figuren wie dem schleimigen Bruder Leopold oder dem verzweifelt ruhmsüchtigen Installateur Flötzinger kann man sich halt auch sattsehen. Mit der jüngsten Episode „Guglhupfgeschwader“haben die niederbayerischen EberhoferProvinzkrimis leider ihren vorläufigen Tiefpunkt erreicht.
Die Geschichte um den Anschlag auf das Geschäft vom Lotto-Otto, das mitsamt seiner Mutter Nicole einem Molotowcocktail zum Opfer fiel, klemmt vorn und hinten. Zur Aufhübschung muss Franz mit seinem Spezi Rudi Birkenberger (Simon Schwarz) im nahen Tschechien ermitteln, wobei der Rudi diesmal ein Liebchen dabeihat (Stefanie Reinsperger), das gehörig auf die Spaßbremse tritt. Sodann bekommt der Franz einen dreibeinigen Hund geschenkt, den er erst nach massivem Widerstand in sein Herz schließt.
Des Weiteren geht es um eine unklare Vaterschaft, um einen verkorksten Antrag auf Familienzuwachs, um einen verlegten Lottozettel, um mafiöse Strukturen innerhalb der Polizei – das alles ist zu viel für „Guglhupfgeschwader“, weswegen Regisseur Ed Herzog immer stärkere Geschütze auffährt, denen dummerweise alles Komische, Renitente oder Absurde abgeht. Das Trommelfeuer aus Maschinengewehren schließlich, das auf Omas Hof niedergeht, ist keine dröhnende Kintopp-Persiflage, sondern bloß bestürzend in seiner Einfältigkeit.
Die einzige Erlösung aus diesem Unfug ist die gottergebene Gelassenheit, mit der die Oma Hunderte von Patronenhülsen zusammenkehrt.
Nein, „Guglhupfgeschwader“klebt und verlottozettelt sich, jedwede Spannung wirkt künstlich, das dürften sogar notorische Eberhofer-Fans einräumen. Kleine Pointen wirken wie drangepappt, es ist halt keine organisch böse Gaudi, sondern eine erzwungene. Und die funktioniert nimmer.
Guglhupfgeschwader (Deutschland 2022), 97 Minuten, Regie: Ed Herzog, mit Sebastian Bezzel, Simon Schwarz, Lisa Maria Potthoff, Stefanie Reinsperger.