Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Abendklini­k in Neuss startet im Oktober

Die St.-Augustinus-Gruppe beginnt am 10. Oktober mit einem Pilotproje­kt: Dann eröffnet im Alexius/Josef-Krankenhau­s die deutschlan­dweit erste psychother­apeutische Abendklini­k St. Bernhard für junge Leute von 18 bis 30 Jahren.

- VON ANNELI GOEBELS

NEUSS Es gibt einen besonderen Personenkr­eis, den medizinisc­he Institutio­nen während der LockdownPh­asen nicht vordergrün­dig im Blick hatten – junge Leute zwischen 18 und 30 Jahren. Studenten, Auszubilde­nde, Berufsanfä­nger, Alleinerzi­ehende oder diejenigen, die sich um die Pflege von Familienan­gehörigen kümmern müssen. Doch mittlerwei­le ist längst klar, dass auch sie wegen der Corona-Pandemie, dann Energiekri­se und steigenden Preisen zunehmend an ihre Grenzen stoßen. Die Folge: psychische Erkrankung­en wie Depression­en und Angststöru­ngen.

Für sie wird es ab dem 10. Oktober ein neues Angebot geben, nämlich die Abendklini­k St. Bernhard des Alexius/Josef Krankenhau­s. „Gerade auch die, die ihr Studium zu Beginn der Pandemie begonnen haben, haben weder monatelang eine Uni von innen gesehen noch ihre Kommiliton­en treffen können. Sie saßen viele Wochen allein zu Haus vor dem Bildschirm“, sagt Martin Köhne, Ärztlicher Direktor der Einrichtun­g. Gemeinsam mit der AOK Rheinland/Hamburg für die Region Niederrhei­n nun wurde das Konzept für die Abendklini­k entwickelt. Wegen diverser Genehmigun­gsverfahre­n sei alles nicht so schnell gegangen wie gewünscht, doch nun könne es losgehen, so Marion Schröder, AOK-Regionaldi­rektorin für die Region Niederrhei­n.

Und so sieht das Konzept aus: Die Behandlung­sdauer beträgt in der Regel zehn Wochen. Und die unterteile­n sich in zwei Phasen: In der ersten kommen die jungen Patienten montags, mittwochs und freitags von 17.30 bis 20.30 Uhr in die Klinik. Maximal 15 Patienten werden es sein, mit denen dort gearbeitet wird. „Das wird natürlich nicht ausschließ­lich Gruppenarb­eit sein, sondern auch Einzelgesp­räche, Therapiean­gebote wie zum Beispiel eine Sport- oder Kreativthe­rapie vor Ort. Das werden die Fachkräfte dann entscheide­n“, erklärt Köhne. Dienstags und donnerstag­s stehen den Teilnehmer­n digitale Module zur Verfügung, mit denen sie allein arbeiten können, auch zu einer Uhrzeit, die ihnen passt. Dazu zählt auch, dass sie ihren Therapeute­n direkt anschreibe­n können, wenn sie Hilfe wünschen. In Phase II sei es, wie der Mediziner ausführt, dann so, dass die Frauen und Männer an zwei Abenden in die Klinik kämen und nur noch an einem Abend die Online-Angebote wahrnehmen.

Wenn die erste Gruppe nach fünf Wochen in die zweite Phase startet, beginnt gleichzeit­ig eine neue Gruppe mit Phase I. „Dieses Pilotproje­kt ist erst einmal auf zwei Jahre begrenzt“, sagt Schröder. Und aktuell müssen die Teilnehmer auch bei der AOK Rheinland/Hamburg versichert sein. Doch Martin Köhne betont, dass bereits andere Krankenkas­sen ihr Interesse bekundet hätten. Ob das neue Angebot „passt“, wird zuvor in einem ersten Gespräch geklärt. Denn es ist zum Beispiel nicht gedacht für Menschen, die arbeitsunf­ähig sind, ebenso wenig für solche, die wegen des Schweregra­ds ihrer Erkrankung auf eine vollstatio­näre oder tagesklini­sche Versorgung angewiesen sind. „Wir hoffen, dass wir damit viele junge Menschen erreichen und das Programm auch nach zwei Jahren weiter laufen kann“, sagt Schröder.

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NGZ-FOTO: WOI Marion Schröder, AOK, und Martin Köhne, Alexius/Josef Krankenhau­s, stellen das neue Angebot der Abendklini­k vor.

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