Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Wo Nutrias jetzt im Kochtopf landen
In Meerbusch gab es jetzt einen Kochkurs. Ein zweiter Termin steht schon.
MEERBUSCH In der DDR sei es früher üblich gewesen, Nutrias beim Metzger zu kaufen, erklärt Jürgen Jansen. Der Meerbuscher ist seit gut 20 Jahren Jäger und außerdem Waldlehrer beim Projekt Lernort Natur des Hegerings Meerbusch. Den Nagetieren mit dem langen Schwanz, der an den einer Ratte erinnert, begegnet er beispielsweise am Latumer See. „Die Tiere sind nicht gerne gesehen, weil sie Deiche zerstören und landwirtschaftliche Flächen schädigen“, sagt er.
Jansen hat deshalb schon einige Nutrias erlegt. Und weil er die Tiere, die er erschießt, auch verwerten möchte, isst er das Fleisch der Nager. Daraus entstand die Idee, in Meerbusch einen Nutria-Kochkurs anzubieten. Elf Teilnehmer verarbeiteten kürzlich im Hotel und Restaurant Strümper Hof acht der Biberratten. Wegen der großen Nachfrage steht nun ein zweiter Termin fest.
Bevor die Nutrias an diesem Abend im Kochtopf landen, muss erst einmal das Fell entfernt werden. Abbalgen heißt der Fachbegriff, wie Dennis Peters erklärt. Der Büttgener ist ebenfalls Jäger und hat sich zu dem Kochkurs angemeldet. Dass dort wirklich so viele NutriaGerichte
vor ihm auf dem Tisch stehen, habe ihn etwas überrascht. „Ich dachte, es geht mehr um die Theorie“, sagt er. Das Fleisch in Form von Spießen mit Erdnusssauce, Frühlingsrollen als Kesselgulasch oder Nutria-Sauerbraten schmecke ihm nun aber sehr gut.
„Das Nutria-Fleisch erinnert geschmacklich etwas an Wildkaninchen“, sagt Birgit Jansen. Sie ist bei der Kreisjägerschaft Neuss aktiv und die Ehefrau von Jörg Jansen. Gemeinsam hat das Paar den Kochkurs ins Leben gerufen. „Wir machen das aus Nachhaltigkeitsgründen“, sagt Birgit Jansen. Obwohl die Nutria nicht auf der Liste der dem Jagdrecht unterstehenden
Arten steht, darf sie von Jägern geschossen werden. Für die Schwänze der ursprünglich aus Südamerika stammenden Art wird im RheinKreis Neuss sogar auch eine Prämie gezahlt. Das soll Jäger motivieren, den Bestand in Grenzen zu halten.
Johannes Siemes begleitet als Koch den Kurs. Mit den Teilnehmern bereitet er eine Pilzsauce zu, höhlt einen Kürbis aus, um daraus mit dem Fleisch eine Füllung für die Frühlingsrollen zuzubereiten. Etwa drei Mal im Jahr frage ihn jemand, ob er Nutria-Fleisch verarbeiten könne. Um eine Nutria zu beschaffen, sei der Kontakt zu Jägern hilfreich, denn das Fleisch sei sonst schwer erhältlich.