Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Gastronomen befürchten Gästerückgang
Die drohende Energiekrise ist nach der Corona-Pandemie eine weitere Herausforderung für die Restaurants und Kneipen. In Kaarst rechnen die Gastronomen damit, dass in Zukunft weniger Gäste kommen.
KAARST Die Gastronomie hatte es in den vergangenen Jahren nicht einfach – und steht nach der CoronaPandemie nun vor einer weiteren Herausforderung: der drohenden Energiekrise. Michael Schreinermacher, Inhaber der Betriebe „Altes Rathaus“und „Papalapub“hat bereits angefangen, Energie zu sparen, bevor das Thema überhaupt aufkam. „Wir haben Energiesparlampen, Bewegungsmelder und an den Kühlschränken Zeitschaltuhren installiert. Die Außenreklame läuft auch mit LED“, sagt er. Geplant ist zudem, dass die Heizkörper künftig nicht mehr manuell geregelt werden können. Er befürchtet, dass es „einen Riesenknall“geben wird und die Menschen kein Geld mehr haben, um wegzugehen. „Die Menschen werden als Erstes auf Luxusgüter wie Essen, Trinken oder Kosmetik verzichten“, vermutet er. Noch sieht er die Krise bei seinen Gästen nicht. Erst, wenn die Menschen schwarz auf weiß sehen, wie viel mehr sie zahlen müssen, würde es auch bei ihnen ankommen. Auch die im Oktober steigenden Personalkosten müssen auf die Kunden umgelegt werden. „Und wir sind beim Bierpreis schon bei 2,10 Euro. Wo soll das noch hinführen?“, fragt er.
Im Haus Broicherdorf sind die Preise für die Stromkosten drastisch in die Höhe geschnellt. Johannes Johnen nimmt kein Blatt vor den Mund: Während des Lockdowns und der „To-Go“-Phase beliefen sich die Zahlungen auf rund 1500 bis 1800 Euro pro Monat. Nach einer Erholungsphase schlug der Hauptstrom für die Gaststätte schon mit 3300 Euro zu Buche, ab Oktober rechnet Johnen mit 4990 Euro monatlich.
Nach der Kündigung der Gasverträge durch die Stadtwerke Kaarst ist die weitere Versorgung noch unklar. Im Betrieb werden verschiedene Maßnahmen zum Energiesparen ergriffen: Unnötige Beleuchtung wird vermieden und Lampen werden nach Bedarf eingeschaltet. Das Herunterfahren der Lüftungsanlage erfolgt nach der letzten Essensausgabe.
Alle Leitungen wurden isoliert und Thermostate überprüft. Letztendlich wird der Gastwirt die Preise anheben – ein Balanceakt, denn die Gäste „sollen ja wiederkommen“, sagt er. Stolz ist er darauf, die sechs fest angestellten Kräfte sicher durch die Pandemie gebracht zu haben. Auf Aushilfen wird er zunächst verzichten.
Steven Sürder vom „Radlstadl“in Büttgen stuft die Lage der Gastronomie als „nicht gerade rosig“ein. Höhere Kosten, Aufschläge auf Lebensmittel und explodierende Personalkosten bei Einführung des Mindestlohns im Oktober seien „erschwerte Bedingungen“. Hinzu kommen die steigenden Energiepreise. „Wenn sich das verzehnfachen sollte, können wir es nicht mehr zahlen“, so Sürder, der seine Strategie ändert und künftig mehr auf Events setzen will. „Die Lage ist ernst. Wenn man kein Geld mehr hat, spart man an den Luxussachen wie Essen gehen oder Urlaub machen“, sagt er.
Carla da Mota von der „Gemütlichen Ecke“im Maubiszentrum hofft darauf, dass die Panikmache größer ist als die Realität sein wird. „Die Leute werden da sparen, wo sie am unnötigsten Geld ausgeben. Da gehört der Kneipebesuch dazu“, sagt sie. Da Mota glaubt, dass sie die Preise auf kurz oder lang anheben muss – obwohl sie im Frühjahr erstmals nach vier Jahren alle Getränke um 20 Cent angehoben hat. Eine größeren Kostenapparat, der sie monatlich belastet habe, ist weg: Die einzige Festangestellte in ihrer Kneipe arbeitet mittlerweile nur noch als Aushilfe, „hat aber glücklicherweise einen anderen Job gefunden“, wie da Mota sagt. Auch sie achtet vermehrt darauf, Energie zu sparen und schaltet die Spielautomaten und Lichter früher aus. „Aufgeben ist keine Option für mich“, erklärt sie aber.