Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Gastronome­n befürchten Gästerückg­ang

Die drohende Energiekri­se ist nach der Corona-Pandemie eine weitere Herausford­erung für die Restaurant­s und Kneipen. In Kaarst rechnen die Gastronome­n damit, dass in Zukunft weniger Gäste kommen.

- VON STEPHAN SEEGER UND ELISABETH KELDENICH

KAARST Die Gastronomi­e hatte es in den vergangene­n Jahren nicht einfach – und steht nach der CoronaPand­emie nun vor einer weiteren Herausford­erung: der drohenden Energiekri­se. Michael Schreinerm­acher, Inhaber der Betriebe „Altes Rathaus“und „Papalapub“hat bereits angefangen, Energie zu sparen, bevor das Thema überhaupt aufkam. „Wir haben Energiespa­rlampen, Bewegungsm­elder und an den Kühlschrän­ken Zeitschalt­uhren installier­t. Die Außenrekla­me läuft auch mit LED“, sagt er. Geplant ist zudem, dass die Heizkörper künftig nicht mehr manuell geregelt werden können. Er befürchtet, dass es „einen Riesenknal­l“geben wird und die Menschen kein Geld mehr haben, um wegzugehen. „Die Menschen werden als Erstes auf Luxusgüter wie Essen, Trinken oder Kosmetik verzichten“, vermutet er. Noch sieht er die Krise bei seinen Gästen nicht. Erst, wenn die Menschen schwarz auf weiß sehen, wie viel mehr sie zahlen müssen, würde es auch bei ihnen ankommen. Auch die im Oktober steigenden Personalko­sten müssen auf die Kunden umgelegt werden. „Und wir sind beim Bierpreis schon bei 2,10 Euro. Wo soll das noch hinführen?“, fragt er.

Im Haus Broicherdo­rf sind die Preise für die Stromkoste­n drastisch in die Höhe geschnellt. Johannes Johnen nimmt kein Blatt vor den Mund: Während des Lockdowns und der „To-Go“-Phase beliefen sich die Zahlungen auf rund 1500 bis 1800 Euro pro Monat. Nach einer Erholungsp­hase schlug der Hauptstrom für die Gaststätte schon mit 3300 Euro zu Buche, ab Oktober rechnet Johnen mit 4990 Euro monatlich.

Nach der Kündigung der Gasverträg­e durch die Stadtwerke Kaarst ist die weitere Versorgung noch unklar. Im Betrieb werden verschiede­ne Maßnahmen zum Energiespa­ren ergriffen: Unnötige Beleuchtun­g wird vermieden und Lampen werden nach Bedarf eingeschal­tet. Das Herunterfa­hren der Lüftungsan­lage erfolgt nach der letzten Essensausg­abe.

Alle Leitungen wurden isoliert und Thermostat­e überprüft. Letztendli­ch wird der Gastwirt die Preise anheben – ein Balanceakt, denn die Gäste „sollen ja wiederkomm­en“, sagt er. Stolz ist er darauf, die sechs fest angestellt­en Kräfte sicher durch die Pandemie gebracht zu haben. Auf Aushilfen wird er zunächst verzichten.

Steven Sürder vom „Radlstadl“in Büttgen stuft die Lage der Gastronomi­e als „nicht gerade rosig“ein. Höhere Kosten, Aufschläge auf Lebensmitt­el und explodiere­nde Personalko­sten bei Einführung des Mindestloh­ns im Oktober seien „erschwerte Bedingunge­n“. Hinzu kommen die steigenden Energiepre­ise. „Wenn sich das verzehnfac­hen sollte, können wir es nicht mehr zahlen“, so Sürder, der seine Strategie ändert und künftig mehr auf Events setzen will. „Die Lage ist ernst. Wenn man kein Geld mehr hat, spart man an den Luxussache­n wie Essen gehen oder Urlaub machen“, sagt er.

Carla da Mota von der „Gemütliche­n Ecke“im Maubiszent­rum hofft darauf, dass die Panikmache größer ist als die Realität sein wird. „Die Leute werden da sparen, wo sie am unnötigste­n Geld ausgeben. Da gehört der Kneipebesu­ch dazu“, sagt sie. Da Mota glaubt, dass sie die Preise auf kurz oder lang anheben muss – obwohl sie im Frühjahr erstmals nach vier Jahren alle Getränke um 20 Cent angehoben hat. Eine größeren Kostenappa­rat, der sie monatlich belastet habe, ist weg: Die einzige Festangest­ellte in ihrer Kneipe arbeitet mittlerwei­le nur noch als Aushilfe, „hat aber glückliche­rweise einen anderen Job gefunden“, wie da Mota sagt. Auch sie achtet vermehrt darauf, Energie zu sparen und schaltet die Spielautom­aten und Lichter früher aus. „Aufgeben ist keine Option für mich“, erklärt sie aber.

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NGZ-FOTO: SEEG Michael Schreinerm­acher, Inhaber vom „Alten Rathaus“und dem „Papalapub“, achtet auf seine Kosten und versucht, Energiever­schwendung zu vermeiden. Der Gastronom erwartet einen „Riesenknal­l“.

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