Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
„Vertical Sky“steht nach wie vor still
Schweizer Hersteller kündigt Tests mit drehendem Rotor ab Oktober an.
GREVENBROICH (cso-) Vor drei Monaten war der Vertikalrotor-Prototyp auf dem Windtestfeld erneut aufgebaut worden. Per Kran wurden neue, 34 Meter lange Rotorblätter montiert. Doch Grevenbroicher, die in Sichtweite wohnen, und Passanten wundern sich, dass sich die Blätter von „Vertical Sky“des Schweizer Unternehmens „Agile Wind Power“immer noch nicht drehen.
„Die Frage können wir verstehen“, erklärt Projektleiter Benjamin Gelke in Dübendorf in der Schweiz. Es sei aber nicht so, dass ein so neuartiges Windrad aufgestellt wird und dann sofort in Betrieb gehen kann. „Zurzeit befinden wir uns in der Vorinbetriebnahme-Phase. Unser Ziel ist es, ab Oktober den Rotor zu drehen“, kündigt Gelke an.
Aufgestellt worden war der „Vertical Sky A 32“, der sich durch sein Aussehen erheblich von den übrigen Windkraftanlagen auf der Frimmersdorfer Höhe unterscheidet, bereits im Jahr 2020. Im November 2020 war bei einem Sturm einer der Rotorarme herabgestürzt, verletzt wurde niemand. Bei „Agile Wind Power“wurden danach mehrere Sicherheitssysteme entwickelt, um zu verhindern, dass sich ein solcher Unfall wiederholt. Das Windrad wurde in Teilen demontiert und in einer neuen Version wieder aufgebaut. Wegen plötzlicher Böen hatte es im Juni Schwierigkeiten bei der Rotorblatt-Montage gegeben, im zweiten Anlauf klappte es dann.
Seitdem steht das Windrad still. Doch die Ruhe täuscht. „Wir befinden uns in einer Testphase, auch wenn sich der Rotor nicht dreht“, sagt Gelke. Dabei gehe es unter anderem um die Steuerung. Jede Woche seien Mitarbeiter der Firma vor Ort. Im nächsten Monat soll die Inbetriebnahmephase des Windrades mit drehendem Rotor beginnen. Die Tests und Messungen vom Elektrosystem bis zur Lautstärke werden sich laut Gelke bis zum Frühjahr 2023 hinziehen, dann sei die technische Abnahme vorgesehen. Geplant ist, dass der Vertikal-Rotor mit 750 Kilowatt Leistung nach der Inbetriebnahme mehrere Jahre lang weiter auf der Frimmersdorfer Höhe getestet und vermessen wird.
Bei „Agile Wind Power“wird bereits an der Serienversion der Anlage gearbeitet, bis zu drei Megawatt Leistung sollen möglich sein.